@neu1
Dein Sohn rebelliert, grenzt sich ab, sucht seine Idendität, er lernt sich selber kennen, sucht nach Werten an denen er sich orientieren kann. ...
Vieles hat er von euch Eltern mit auf den Weg bekommen. Sein Rucksack ist gefüllt. Aktuell weiss er nicht, was er alles in seinem Rucksack hat, was er braucht, was überflüssig ist, was ihm noch fehlt. Er kippt ihn mal aus. Testet jedes einzelne Ding: ist es brauchbar oder nicht? Das braucht ihn viel Energie. Und dich auch. Sein ganzes Umfeld. Er setzt seine ganze Energie in das Entrümpeln und Testen des Rucksack-Inhaltes. Da bleibt kaum etwas übrig für anderes (z.B. Schule, duschen, Zimmer,....). All die anderen Dinge sind momentan unwichtig.
Du hast deinen Sohn die letzten 14 Jahre begleitet. Du hast ihn Vieles gelernt, du hast Dinge in seinen Rucksack gepackt. Jetzt ist es an deinem Sohn zu entscheiden, welche Dinge er mitnehmen will und welche er "ausmistet". Ich wünsche dir die Kraft, ihn in diesem Prozess weiter zu begleiten.
Der Rucksack deines Sohnes ist momentan zu schwer für ihn - er MUSS ausmisten. Es ist SEIN Entscheid, was er behält und was er ausräumt. Ich wünsche dir das Vertrauen, dass dein Sohn die für iIHN wichtigen Dinge im Rucksack weiterträgt.
Dein Sohn wird Dinge wegschmeissen, die du für überlebensnotwendig hältst. Er wird Dinge einpacken, die du überflüssig findest. Ich wünsche dir das Verständnis, dass dein Sohn nicht immer gleich entscheidet, wie du es tun würdest.
Dein Sohn ist absorbiert. Ihm tut sich eine neue Welt auf. Er hat noch immer den von Mami gepackten Rucksack bei sich und bewegt sich damit in seinem Kollegenkreis. Er muss dort seinen Platz finden - und da passt der Rucksack nicht immer. Daher muss er ihn anpassen, mit den entsprechenden Dingen füllen. Das braucht Zeit, Kraft und auch mal Mut, sich gegen die Eltern oder gegen die Kollegen zu entscheiden. Ich wünsche dir die Geduld, deinem Sohn diese Zeit zu geben. Ich wünsche dir den Mut, deinen Sohn selber entscheiden zu lassen.
Aus deinem Kind wird ein junger Mann. Während du ihn bis anhin in- und auswendig kanntest, tut er jetzt dir fremde Dinge. Es gibt Zeiten, da erkennst du ihn nicht wieder. Er zieht los, in die grosse, weite Welt. Dass dies auch mit Angst verbunden sein kann ist unbestritten. Dass er diesen Schritt dennoch tun muss, ist genau so unbestritten. So kann es sien, dass er heute mutig und pflichtbewusst einen Schritt vorwärts macht um morgen resigniert und demotivert drei Schritte rückwärts zu gehen. Für dich bedeutet das, dich täglich auf einen "neuen" Menschen einzustellen. Oft müssen Abmachungen täglich neu getroffen werden, da die gestrigen nicht mehr gültig sind. In diesem Tumult können Dinge vergessen gehen. Machmal hilft es, Wichtiges an einem gut sichtbaren Ort aufzuschreiben. Dein Sohn wird kaum absichtliche Dinge vergessen - er liebt euch Eltern. Doch er ist in einem Alter, in dem er sich von euch lösen muss. Dafür MUSS er rebellieren, er muss euch vor den Kopf stossen, er muss sich abgrenzen. Damit testet er eure Liebe, euer uneingeschränktes Wohlwollen.
Liebevolle Erinnerungen können deinem Sohn helfen, sich ohne schlechtes Gewissen abzulösen. Ein Dankeschön für (selbstverständliche) Hilfe kann Balsam für seine unsichere Seele sein.
Du bist gefordert, deinen Sohn neu kennen zu lernen, ihn neu lieben zu lernen, ihm neues Vertrauen zu schenken - ihn erwachsen werden zu lassen. Ich wünsche dir dabei viel Mut, Kraft, Zuversicht und die Gewissheit, dass du einen tollen Sohn hast, der den für sich richtigen Weg gehen wird.
Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.