obwohl ich wirklich Patty verstehen kann (sie mein letztes Posting) habe ich schon etwas Muehe mit einigen Stimmen. Und das aus folgenden Gruenden:
1) bei einigen Schreiberinnen scheint mir, dass vor allem die eigenden Rechte auf sofortige und vollumfaengliche Beduerfnis-Befriedigung im Vordergrund stehen. Das scheint mir etwas kurzsichtig und nicht angemessen fuer erwachsene Frauen, die sich irgendwann in ihrem Leben fuer ein Kind entschieden haben (oder sogar mehrere) und die volle Verantwortung dafuer uebernommen haben.
2) natuerlich gibt es unglueckliche Ehen, und je schneller sie getrennt werden, desto besser. ABER von einer momentanen Krise auf das Unglueck einer Ehe zu schliessen ist doch bedentlich. Wenn ich im typischen Midlife-Crisis-Alter mich in einen anderen Mann verliebe und mein eigener Mann nicht mehr Schmetterlingsflattern im Magen ausloest muss ich doch mindestens versuchen, darueber mit ihm zu sprechen und uns eine Chance geben. Lieber die Kinder 1 Monat bei einem Babysitter lassen und unser gesamtes Gespartes fuer eine verrueckte Reise mit meinem Mann ausgeben als mich nach Jahren zufriedener Ehe zu trennen.
3) Es gibt schreckliche Partner und manchmal brauchen wir Zeit, den Mut zur Trennung aufzubringen. ABER auch hier: nur selten haben wir es mit einem Doktor Jekyll/Mr. Hyde zu tun. Wenn ich nach Jahren einer guten Ehe keine Verliebtheit mehr spuere heisst das noch lange nicht, dass keine echte Liebe da ist.
Echtes Glueck kann nur in uns selber entstehen. Im obigen Fall nuetzt ein Partnerwechsel auf die Dauer soviel wie ein Wohnortwechsel oder eine neue Frisur. Mit dem riesigen Unterschied, dass ich meinen Kindern und meinem Partner ein grosses Trauma angetan habe.
4) Trennung kann uns helfen aus schrecklichen Situationen auszubrechen. Ich bin dankbar und froh zu wissen, dass ich heute die Moeglichkeit dazu habe.
Es stimmt auch, dass ich nicht mein Leben lang unter einer falschen Entscheidung in meinen Jugendjahren leiden muss. Aber die Idee von Verantwortung meinen Kindern gegenueber (um von meinem Partner gar nicht zu sprechen) scheint total abhanden gekommen zu sein.
Es ist viel schwieriger, in einer bestehenden Beziehung neu zu mir zu kommen, mich neu zu orientieren, neue Grenzen zu finden, als einfach alles hinzuschmeissen.
5) Durchhalten im Falle von "eingeschlafener Liebe" ist kommt nicht nur meinen Kindern und meinem Partner zugute, sondern in allererster Linie mir selber. Bei einem anderen Partner waere ich in einiger Zeit wieder an der gleichen Stelle. (Das sei gesagt, da mir beim Lesen scheint, dass mein eigenes und sofortiges Wohlergehen immer und ueberall an erster Stelle kommt).
Niemand spricht vom Durchhalten in destruktiven Konstellationen, doch dieses "Wegwerfen" der Partnerschaft und der Familie das hier in einigen Texten durchkommt finde ich bedenklich.
6) Wenn mein Mann ein toller Vater ist werde ich es mir 1000 Mal ueberlegen, ob ich aus einer Verliebtheit heraus die Familie zerstoeren will. Den Kindern den Vater wegnehmen, dem Vater die Kinder (darauf laeuft's ja konkret in den meisten Faellen hinaus, selbst ein 3-Tage Vater pro Woche ist nicht wie einer, den ich taeglich sehe), ist mir unverstaendlich. Dann lieber meinen ganzen Mut zusammennehmen, mit meinem Mann sprechen, ihn nicht vor die vollendete Tatsache einer Trennung stellen. Vielleicht eine "offene Beziehung auf Zeit" vorschlagen oder so etwas, schwierig aber sicher einen Versuch wert.