Die Geburt meines ersten Sohnes war eine Katastrophe ... ich musste einleiten, aufgrund einer Schwangerschaftsvergiftung. Ich entwickelte keine Wehen und die "künstlichen" waren zu wenig für eine Geburt. Es ging nicht vorwärts. Da über die Feiertage zu wenig Personal im Dienst war, passierte nichts ... morgens bekam ich Wehenmittel ... nachts wurde es eingedämmt ... morgens wieder Wehenmittel! 3 Tage lang ... ich war am Anschlag ... konnte nicht schlafen ... hatte Schmerzen ... immer wieder Wehen. Die Blutwerte aufgrund der Vergiftung katastrophal ... auf die Medikamente reagierte ich mit Nebenwirkungen.
Am 4. Tag wollte ich davon laufen ... ich packte ... sagte, dass ich das nicht mehr mitmache ... ich war kaum ansprechbar und nahm nicht wirklich wahr, was ich machte! An diesem Tag hatte mein Frauenarzt Dienst. Er wusste natürlich, dass ich eine Schwangerschaftsvergiftung hatte und hat angeordnet, dass die Geburt sofort eingeleitet werden muss, sollten sich die Werte über die Feiertage verschlechtern. Als er mich sah, war er ausser sich vor Wut! Er hat mir versprochen, dass mein Kind an diesem Tag noch auf die Welt kommt - zur Not per Kaiserschnitt.
Ich willigte ein, dass ich bleibe und mein Kind gebäre ... es ging weitere 5 Stunden mit starken Wehen. Da ich vorher schon am Anschlag war, hatte ich einfach keine Kraft mehr und habe um eine PDA gebeten. Es dauerte 2 weitere Stunden bis ich endlich eine PDA bekam. Nach weiteren 2 Stunden und 13 verschiedenen Hebammen kam dann mein Sohn auf die Welt. Sterngucker, musste mit Glocke geholt werden, man hat einen Dammschnitt gemacht, gerissen hat es auf die andere Seite (Dammschnitt hat nichts gebracht) und ich dachte, dass nun alles vor rüber ist ... aber es ging erst so richtig los!
Ich konnte nicht stillen bzw. mein Sohn nicht trinken ... meine Brust hat geblutet, geschmerzt und war endzündet. Die eine Krankenschwester meinte, dass ich unbedingt immer jemanden brauche, der mir hilft beim Ansetzen. Als ich nachts klingelte und um Hilfe bat, hatte sie keine Zeit und meinte, ich solle die Brust nehmen, mit der ich es alleine könne. Als ich sie darauf ansprach, dass man mir gesagt hat, dass ich unbedingt wegen der Entzündung abwechseln muss und Hilfe anfordern soll, meinte sie nur, dass sie gerade keine Zeit hätte. Am Morgen wurde ich dann wieder doof angemacht, weil ich mir keine Hilfe geholt habe und die Brust wieder blutete. So könne ich nicht stillen. Ich wurde dann gezwungen abzupumpen. Ich wollte die Flasche für meinen Sohn. War gesundheitlich total am Anschlag. Konnte mich nach der Geburt nicht erholen. Aber ich bekam keine Flasche/Milch nur das Abpumpgerät. Ohne Einführung. Ich entwickelte eine Depression. Weinte nur noch. Keiner hat mich ernst oder wahrgenommen. Alle sahen darüber hinweg. Es war für mich der absolute Alptraum.
Dann bekam ich einen Eisenmangel und diverse andere gesundheitliche Probleme.
Mein Sohn schrie immer, sobald man ihm die Kleider auszog und ihn wickeln oder baden wollte. Er schrie wie am Spiess. Die Hebammen / Krankenschwestern sagten immer, dass ich etwas falsch mache. Es könne nicht sein, dass das Kind so schreie. Eines Morgens nahm mir die Krankenschwester das Kind weg und meinte, sie zeige mir nun, wie man das Kind richtig wickeln würde. Aber mein Sohn hat auch bei ihr geschrien wie am Spiess!
Meine Depression wurde schlimmer und schlimmer ... mein Sohn bekam Gelbsucht ... wir waren schon über 10 Tage im Spital. Ich hatte immer noch zu viel Wasser von der Vergiftung und meine Blutwerte waren immer noch nicht gut - deshalb konnte ich nicht entlassen werden. Ich entliess mich dann selber ... konnte einfach niemanden mehr sehen.
Ich ging mit meinem Kind nach Hause ... tief traumatisiert von der Geburt! Ich bekam keine Hilfe, keine Hebamme für zu Hause! Nichts.
Eigentlich habe ich das ganz gut weggesteckt. Viel später habe ich dann den Grund erfahren, wieso mein Sohn nicht gestillt werden konnte und wieso er so viel anders war als andere Kinder. Mein Sohn war schwer mehrfachbehindert. Hatte extreme Wahrnehmungsstörungen (deshalb schrie er beim Wickeln/Baden).
Zuerst war der Verdacht, dass er die Behinderung aufgrund der katastrophalen Geburtsbedingungen hatte. Aber es war nicht so. Mein Sohn leidet an einem Gendefekt.
Ich finde, man sollte im Spital einfach ein bisschen mehr auf die Patienten eingehen.
Bei der Geburt meines zweiten Sohnes war die Betreuung im Spital nicht viel besser. Nur war ich viel bestimmter und wusste ganz genau, was ich wollte und was nicht. Auch meinen zweiten Sohn konnte ich nicht stillen, habe mich aber geweigert abzupumpen. Ich bekam nach 8 Stunden (!!!) endlich einen Shoppen für ihn! Mit den Wochenbettdepressionen, die ich auch wieder bekommen habe, konnte ich viel besser umgehen. Aber auch bei der zweiten Geburt bekam ich keine Hilfe und keine Hebamme für zu Hause!
Bei meiner Tochter habe ich das Shoppen-Pulver gleich selber mitgenommen. Sie kam per Kaiserschnitt zur Welt und obwohl das die schönste Geburt war und ich keine Depressionen hatte, hat man mich im Spital darauf angesprochen! Man fragte mich: denken Sie, dass sie Depressionen haben? Ich hätte mir gewünscht, dass mich das jemand gefragt hätte, bei den Geburten der Jungs! Aber ich dachte mir, wenigstens hat man in der Zwischenzeit dazu gelernt im Spital! Aber auch bei meiner Tochter habe ich keine Hilfe bekommen, keine Hebamme für zu Hause und das obwohl ich zu Hause zusätzlich einen schwer mehrfachbehinderten Sohn zu betreuen hatte!
Und trotz allem ... wenn ich könnte, würde ich noch mehr Kinder bekommen