Ein Kind lieber als das andere?

trurigsmami
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 14.06.2010
Beiträge: 6
Hallo!

Ich habe 2 Kinder, die 5 und 3 Jahre alt sind. Meine Tochter (5) kann ich nicht so selbstverständlich in den Arm nehmen und mit ihr schmusen wie mit meinem Sohn. Ich habe auch keine Lust, etwas mit ihr zu unternehmen, ihr vorzulesen, mit ihr zu spielen, etc. . Ausserdem bin ich sehr ungeduldig mit ihr, schimpfe viel- ein kleiner und unbedeutender Anlass genügt schon.
Sie scheint das zu spüren und sucht umso mehr meine Nähe, kuschelt sich an mich, streichelt und küsst mich. Ich habe sehr Mühe, diese Zärtlichkeiten anzunehmen und zu erwiedern, tue es mehr, weil ich das Gefühl habe, dass ich muss als aus einem echten Gefühl der Liebe heraus. Oft erinnere ich mich daran, wie ich sie das erste Mal im Arm hielt nach der Geburt und wie sehr ich sie geliebt habe und versuche, heute an diese Liebe anzuknüpfen, indem ich mich an sie als Baby erinnere. Sie ist ein wirklich tolles und liebes Mädchen und hat das keinesfalls verdient. Ich würde so gerne ausbrechen aus dieser Gefühlslosigkeit, sie wieder voller Liebe in den Arm nehmen, mit ihr lachen und spielen können. Ich möchte mich wieder an ihr freuen können.
Ich habe solche Angst, sie ganz zu verlieren! Bitte macht mir keine Vorwürfe, die mache ich mir selber schon.
Vielleicht liegt es daran, dass meine Mutter meinen Bruder auch immer bevorzugt hat. Ich wollte das meinen Kindern nie antun und bin jetzt selber so weit...
Weiss nicht, was ich tun soll icon_frown.gif

Danke fürs Zuhören!
Trolli
Dabei seit: 07.01.2002
Beiträge: 61
Solche Themen machen mich immer extrem traurig und der Magen verkrampft sich. Ich kann dir leider keine Hilfe sein, da ich es mir absolut nicht vorstellen kann, dass man ein Kind weniger lieben kann. Mir tun einfach diese Kinder wahnsinnig Leid, denn sie haben ein feines Gespür dafür wie sie geliebt werden. Und es gibt doch nichts schlimmeres, wenn man die Elternliebe nicht voll und ganz erleben darf.
~Tornado~
Dabei seit: 25.01.2005
Beiträge: 1384
ich finde es gut, dass du das muster erkennst. du kannst deiner tochter also schon nachfühlen und weisst, wie es ihr in ihrer rolle gehen muss.

ich finde es wichtig für eure beziehung und die entwicklung deiner tochter, dass DU verantwortung übernimmst und eine veränderung angehst. das kannst du gut bei einer systemischen beratung/psychotherapie. die systemische sichtweise schaut ebe genau hin, wo in der familie solche muster sind und welche auslöser es dafür gibt. sie setzt genau da und hilft diese muster zu durchbrechen.

ich lese hier von einer mami, der ihr kind nicht gleich ist. die sieht, das ihrem kind und ihr selbst was fehlt. du tust damit bereits ganz viel für euch! wage den schritt weiter, damit eine tochter es anders erleben darf und damit auch du dich bald besser fühlen kannst.

www.systemis.ch

www.elterncoach.ch
alexi
Dabei seit: 27.03.2003
Beiträge: 523
kannst du denn definieren, was dich stört an deiner tochter, wo deine liebe verloren gegangen ist?

zufrieden sein mit dem was man hat
Gufechnopf
Dabei seit: 18.03.2007
Beiträge: 3509
Hallo
Zuerst einmal möchte ich dir sagen, dass ich dir für dein Verhalten keine Vorwürfe mache.
Dann, wie ich deine Zeilen gelesen habe, ist mir sogleich das Buch Vatermänner von Julia Onken in den Sinn gekommen. Dort geht es auch um die ungleichen Gefühle zu Töchtern oder Söhnen.

Bist du in der Beziehung zu deiner Tochter strenger, weil sie das gleiche Geschlecht hat wie du?
Stellst du daher auch mehr Ansprüche, wie eine solche Beziehung zu sein hat und scheiterst daran?
Hat das Mädchen ev. mehr Gene des Vaters und der Sohn eher mehr von dir?

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Polygon001
Dabei seit: 24.03.2010
Beiträge: 226
Ganz spontan würde ich dir zu eine Familienaufstellung raten.

Wie ist deine beziehung zu deiner Mama?

Mir hat es sehr viel gebracht.
Serendipity
Dabei seit: 10.01.2007
Beiträge: 4
Ich kann dich verstehen. Mir ging es eine zeitlang ähnlich.
was mir geholfen hat ist ein Nachmittagsseminar bei Graziella Schmidt.
Sie "berührt im Herzen" und dank ihr konnte ich auch meines wieder öffnen.
http://www.graziella.li/
alabaster
Dabei seit: 23.10.2007
Beiträge: 112
dann warst also auch DU das ungeliebtere Kind. Und da du es nicht verarbeitet hast, gibst du es an deine Tochter weiter. Ich empfehle dir, zunächst dich selber lieben zu lernen und deine Geschichte zu verarbeiten. Ich nehme an, deine Tochter gibt dir irgendwie 'auf die Nerven', gerade weil sie so anhänglich ist... du bestrafst dich selber via Tochter, denn Kinder geben ja immer sich selber die schuld, wenn etwas im Familiengefüge nicht stimmt. Es ist absolut verrückt, wie man die Muster aus seiner Kindheit wiederholt!
Chapeau übrigens, dass du so ehrlich bist ... und auch etwas ändern willst!
trurigsmami
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 14.06.2010
Beiträge: 6
Second wife

Nein, meine Tochter sieht genau so aus wie ich in ihrem Alter und ist mir sehr ähnlich. Mein Sohn tendiert eher Richtung Vater, aber er ähnelt ihm nicht so, wie meine Tochter mir.


Meint ihr, ich sollte eine Therapie machen oder den Elternnotruf anrufen? Gibt es eigentlich eine Anlaufstelle für solche Probleme?
trurigsmami
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 14.06.2010
Beiträge: 6
Polygon001

Meine Beziehung zu meiner Mutter hat sich um 180 Grad gewendet, seit ich eigene Kinder habe. Sie liebt unsere Kinder, wobei ich wieder das Gefühl habe, dass sie eines bevorzugt: meine Tochter. Als ob sie unbewusst etwas an ihr wieder gut machen wollte... Ich versuche, da Gegensteuer zu geben und zwischen den Kindern auszugleichen.


Alle:

Heute Abend habe ich meine Tochter von mir aus ganz bewusst in den Arm genommen und mit ihr geschmust. War schön und ich konnte es geniessen, sie so nah bei mir zu haben. Im Alltag aber scheint mir alles zu entgleiten. Soll ich mich öfter ganz bewusst auf sie einlassen, damit es selbstverständlich wird? Vielleicht stellt sich das Gefühl der Liebe wieder ein. Komischerweise kann ich sie ganz spontan in den Arm nehmen, wenn sie weint oder traurig ist. Dann ist das Gefühl der Liebe ganz natürlich wieder da- ich will sie dann beschützen und trösten und für sie da sein.