Es ist kein Zufall, dass F.W.A.Fröbels weltbekanntes Zauberwort KINDERGARTEN vor den Toren der Schule endet. Unsere "Schule" ist - mit ganz wenoigen Ausnahmen - noch nicht mal ein Haus, geschweige denn ein Garten der Kinder. Als Ich-kann-Schule-Lehrer finde ich es doch bemerkenswert, wieviele Kinder vor dem Eintritt in die Schule lesen lernen wollen und wieviele es danach nicht mehr wollen.
Ich wollte als kleiner Junge dem Opa und dem Papa nicht immer nur beim Zeitunglesen zuschauen. Ich erfragte einige Buchstaben, erriet einige weitere und auf einmal schloss sich der Sinn der Schriftzeichen. Das lernt sich wie jeder Lausbubenstreich ganz nebenbei; es muss nur DEINE Sache sein und Du musst ans Ziel wollen, dann finden sich Mittel und Wege.
Wirklich Lesen lernt man nicht durch Leseunterricht.
Mir berichtete mal jemand, er habe in der 1.Klasse zu Weihnachten seinen ersrten Karl May gelesen; nichts konnte ihn aufhalten, da er das wirklich wollte. Wenn er es so gelernt hätte, wie seine Lehrerin wollte, sagte er mir, hätte er nie einen Karl May gelesen. So etwas gibt zu denken.
Der amtliche Lehrplan sieht für Schreiben- und Lesen lernen 1 1/2 Jahre vor, das sind rechnerisch ca. 3 Wochen für 1 Buchstaben. Wenn ich mir die Lesebücher und ihre Gestaltung genau anschaue, erzählen sie mir viele interessante Geschichten darüber, wo Erwachsene selbst als Kinder zu kurz gekommen sind und wie sie das nun für die nächste Generation aufbereiten: die hat aber EIGENE, ganz neue Probleme. Ich habe es immer sehr geliebt, die Kinder ihre Texte selber schreiben zu lassen. Das waren dann "Ich-kann-Geschichten".
Jedes Kind hat ein Recht darauf, seinen eigenen Weg zu gehen, seine eigenen Geschichten zu schreiben und zu lesen. Welch ein Glück, wenn es von Menschen umgeben isrt, die das auch tun und begeistert genießen!
Franz Josef Neffe
"Wenn ich Sie in dem Irrtum lasse, dass ich es bin, der Sie gesund macht, dann mindere ich Ihre Persönlichkeit!" Émile Coué