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Blogbeitrag von Reto Hunziker am 15. Oktober 2015
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Dagegen können wir uns nicht wehren: Wer ein Baby hat, wird zwangsläufig zum Foto-Fanatiker.
Ich habe mich immer gefragt, warum einige werdende Väter mit der Video-Kamera im Kreisssaal stehen und die Geburt des eigenen Kindes filmen. Ist das nicht ein Anblick, den man lieber wieder vergisst? Und reicht es nicht, das Baby zu filmen, nachdem es abgewischt und eingewickelt wurde? Seit ich selber Vater bin, empfinde ich noch stärker, dass jeder so machen soll, wie er will. Seitdem kenne ich aber auch diesen Drang, festzuhalten, wie klein und schön das eigene Baby ist. Es ist ein Drang, der schnell zur Sucht wird. Da, es setzt zum Lächeln an, schnell, die Kamera! Jöö, es schläft, das muss ich für die Nachwelt dokumentieren. Immer wenn ich die Fotos betrachte, die auf meinem Handy gespeichert sind, trifft mich fast der Schlag: Gab es vor der Geburt noch Motive wie Ferien, Garten und Freundin, sieht man seit Juli 2014 nur noch unser Baby. Baby in der Badewanne, Baby in der Wiege, Baby auf den Armen, Baby auf dem Boden, lachendes Baby, glucksendes Baby, weinendes Baby, schlafendes Baby, Baby mit Mütze, Baby in der Decke, Baby mit Mama, Baby mit Papa, Mama-Selfie mit Baby, Papa-Selfie mit Baby und so weiter. Ich habe im vergangenen Jahr kaum ein Foto gemacht, auf dem nicht mein Baby drauf ist. Ich bin ohne es zu merken ein Baby-Knipser geworden, einer jener Väter, die jeden Entwicklungsschritt ihres Kindes dokumentieren müssen. Die Verbreitung der Smartphones haben das natürlich verstärkt. Dank Foto-Handys fotografieren Millionen Menschen ihr Essen, bevor sie es essen. Das nennt man im Volksmund Food Porn. Und bei den Kindern? Irgendwie scheint es nicht richtig, von Baby Porn zu sprechen. Aber das Suchtpotential ist dasselbe. Immerhin, ich halte mich noch zurück. Ich könnte ja alle Bilder auch noch auf Facebook posten und um schmeichelnde Kommentare buhlen. Oder die Fotos allen unter die Nase halten, die es eigentlich gar nicht interessiert. Nein, das dann doch nicht. Muss ja auch nicht jeder wissen, dass ich das süsseste, hübscheste, klügste, beste Baby der Welt habe.
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Du kannst den Blog auch auf der «wir eltern»-Website lesen unter:
http://www.wireltern.ch/artikel/blog-ploetzlich-knips-wuetig
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Dagegen können wir uns nicht wehren: Wer ein Baby hat, wird zwangsläufig zum Foto-Fanatiker.
Ich habe mich immer gefragt, warum einige werdende Väter mit der Video-Kamera im Kreisssaal stehen und die Geburt des eigenen Kindes filmen. Ist das nicht ein Anblick, den man lieber wieder vergisst? Und reicht es nicht, das Baby zu filmen, nachdem es abgewischt und eingewickelt wurde? Seit ich selber Vater bin, empfinde ich noch stärker, dass jeder so machen soll, wie er will. Seitdem kenne ich aber auch diesen Drang, festzuhalten, wie klein und schön das eigene Baby ist. Es ist ein Drang, der schnell zur Sucht wird. Da, es setzt zum Lächeln an, schnell, die Kamera! Jöö, es schläft, das muss ich für die Nachwelt dokumentieren. Immer wenn ich die Fotos betrachte, die auf meinem Handy gespeichert sind, trifft mich fast der Schlag: Gab es vor der Geburt noch Motive wie Ferien, Garten und Freundin, sieht man seit Juli 2014 nur noch unser Baby. Baby in der Badewanne, Baby in der Wiege, Baby auf den Armen, Baby auf dem Boden, lachendes Baby, glucksendes Baby, weinendes Baby, schlafendes Baby, Baby mit Mütze, Baby in der Decke, Baby mit Mama, Baby mit Papa, Mama-Selfie mit Baby, Papa-Selfie mit Baby und so weiter. Ich habe im vergangenen Jahr kaum ein Foto gemacht, auf dem nicht mein Baby drauf ist. Ich bin ohne es zu merken ein Baby-Knipser geworden, einer jener Väter, die jeden Entwicklungsschritt ihres Kindes dokumentieren müssen. Die Verbreitung der Smartphones haben das natürlich verstärkt. Dank Foto-Handys fotografieren Millionen Menschen ihr Essen, bevor sie es essen. Das nennt man im Volksmund Food Porn. Und bei den Kindern? Irgendwie scheint es nicht richtig, von Baby Porn zu sprechen. Aber das Suchtpotential ist dasselbe. Immerhin, ich halte mich noch zurück. Ich könnte ja alle Bilder auch noch auf Facebook posten und um schmeichelnde Kommentare buhlen. Oder die Fotos allen unter die Nase halten, die es eigentlich gar nicht interessiert. Nein, das dann doch nicht. Muss ja auch nicht jeder wissen, dass ich das süsseste, hübscheste, klügste, beste Baby der Welt habe.
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