ADHS = Hochsensibilität?

Sonnenblume
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 10.07.2009
Beiträge: 78
Habe gerade ein Buch über Hochsensibilität gelesen, sehr spannend. Nach diesem Buch frage ich mich vermehrt, ob die Diagnose ADHS/ADS wirklich so richtig ist bei vielen Kindern oder ob man sich vermehrt auf das Thema Hochsensibilität konzentrieren und entsprechend "behandeln" sollte?
rivus
Dabei seit: 02.05.2013
Beiträge: 209
Mir stellt sich die Frage grundsätzlich, ob es ADHS/ADS wirklich gibt oder eine von den Pharmakonzernen "erfundene Krankheit" ist - aber das ist ein anderes Thema. Und ich bin jetzt wohl in ein Wespennest getreten icon_redface.gif

Betreffend Hochsensibilität: es ist wie beim Sternzeichen oder Horoskop: Alles kann auf jeden zutreffen/passen.

Mich würde aber dennoch interessieren, wieso du das so empfindest und was man deines Erachtens für die Kinder mit Hochsensibilität tun könnte.
taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
Beiträge: 1317
@rivus

Ich sehe es eher so.....ADHS ist eher eine *Zivilisationskrankheit* als von Pharmakonzernen erfunden. Unsere Lebenssituation hat sich so verändert, dass rennen, schreien, unkonzentriert und zappelig sein in der Gesellschaft keinen Platz mehr hat. Nicht von ungefähr treten die "Probleme" mit beginnender Einschulung zu Tage. In der Schule müssen die Kinder sitzend ihre Tätigkeiten ausüben. Voller Konzentration ihre Blätter bearbeiten - ein interaktiver, lustvoller Unterricht findet kaum (mehr) statt.

Nichts detotrotz verspüren viele der Betroffenen einen Leidensdruck. Die Gesellschaft ist eher träge in einer Veränderung, so scheint es mir dann wichtig und richtig, dass die Betroffenen effektiv unterstützt werden können - und da kommen dann eben die Pharmakonzerne ins Spiel, die zum Teil ein wahrer Segen sein können.

@Sonnenblume

Wenn die Eigenschaften der ADHSler genauer betrachtet werden und je nach Definition von Hochsensibilität können diese beiden Spektren sehr wohl kombiniert werden. Ein Hauptsymptom der ADHSler ist, dass die Umwelteindrücke ungefiltert auf sie hereinprasseln. Wenn man sich überlegt, welche Gefühle dies auslösen muss/kann, ist naheliegend, dass diese Personen ihre Senisbilität zum eigenen Schutz hochschrauben müssen. z.B. kann sich das zeigen, dass sie, sobald es zu viel wird, die Schranke schliessen, sich abwenden und kaum mehr ansprechbar sind. Gleichsetzen würde ich es jedoch nicht, da es bestimmt nicht auf alle zutrifft.

Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
monster
Dabei seit: 14.01.2003
Beiträge: 385
Es ist einfach nicht so, dass es ADHS erst in neuerer Zeit gegeben hat. Viele Forschungen zeigen, dass es AD(H)S schon immer gegeben hat und es auch in allen Kulturkreisen gleich häufig vorkommt. Was heute (zum Glück!) andrst ist, ist dass Kinder behandelt werden, die daran LEIDEN.
Es stimmt auch nicht, dass heute die Gesellschaft weniger tolerant gegenüber zappligen Kindern ist. Früher, also zur Zeit meiner Ur- und Grosseltern, wurden ADHSler einfach anders "behandelt". Sie wurden geschlagen galten als faul, frech, böse und wurden als Schwererziehbare abgestempelt. Oder meint ihr wirklich, dass es ein Bauer ok fand, wenn sein ungeschicktes Kind ständig die frisch gemolkene Milch verschüttete, weil es einfach nicht anders konnte?
Es stimmt übrigens auch nicht, dass die Probleme erst bei der Einschulung auftreten, dort kommen die Kinder aber endlich an eine Person, die mindestens schon mal etwas von ADS gehört hat. Vorher kann es durchaus geschehen, dass der Kinderarzt das Leiden des Kindes und der Familie nicht erkennt.


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Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
Beiträge: 2397
@rivus

du hast schon recht.... adhs ist keine krankheit... doch die disposition kann krank machen.

ist schon so, jeder mensch betrachtet die welt aus seiner perspektive basiert aus erlebtem und wahrnehmung.... und sorry, so "dumm" dies nun klingen mag.... wer es nicht selbst tag täglich erlebt.... hat nun mal keine ahnung wie es sich "an fühlt" und wie facettenreich es sich nach aussen zeigt.

@monster
adhs - bedeutet auch sehr reizoffen - demzufolge sehr sensibel. adhs bedeutet auch die unfähigkeit wichtig von unwichtigem zu "filtern".... ständig in alarmbereitschaft....

lg

monster
Dabei seit: 14.01.2003
Beiträge: 385
Smile, mir musst du nicht erklären was AD(H)S bedeutet...


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Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
Beiträge: 2397
@monster

ich habe dir nur geantwortet - dass die hochsensibilität mit der reizoffenheit bei adhs erklärbar sein könnte.

was es bedeutet.... ging mehr in die richtung.... der wissenslückenfüller durch polemische medienberichte... oder esoterischen geldmach-maschinen berichten bis zu zweifelhaftrn alm-projekten.... und das nervt.... (so... und jetzt bediene ich mal die impulivitäts- eben - störung... icon_wink.gif

lg
Manya
Dabei seit: 30.05.2002
Beiträge: 1707
Ich denke, dass ADHS sehr wohl eine angeborene "Störung" (über das wort Störung könnten wir jetzt auch endlos diskutieren) ist. Mein Sohn war von der ersten Minute seines Lebens an "anders". Fast nicht zum Schlafen zu bringen (von allein schon gar nicht) bemerkt jedes Geräusch, jeden Lichtreiz, braucht ständig Bewegung u.s.w.

Das hat es immer schon gegeben. Eine andere Frage ist, wie wir damit heute umgehen. in Naturvölkern ist das vermutlich kein Problem.

Schaue ich meine eigene Schulzeit an, so vermute ich, dass 2 Jungen in meiner Klasse ein ADHS hatten. Sie wurden oft ausgegrenzt, bekamen ständig Ärger mit den Lehrern. einer davon flog von der Schule, wurde drogenabhängig nund lebt schon lange nicht mehr. Der andere war ein Einzelgänger, war sicher in der Schule sehr unglücklich, ist auch heute ein auffälliger Eigenbrötler. Ob er glücklich ist kann ich nicht beurteilen.

Heute wissen wir viel mehr darüber und haben die Möglichkeit mittels übender und auf die Psyche ausgerichteter Therapien diesen Kinder zu helfen, und natürlich auch mit Medikamenten.
Damit kann ein derart auffälliges Kind sozial integriert werden und damit glücklicher leben. Und ich glaube, dass ist etwas, dass alle Eltern für ihre Kinder wünschen.

Eine andere Frage ist, ob die Diagnose ADHS immer korrekt gestellt ist, aber das ist ja ein ganz anderes Problem.

Zum Thema Hochsensibilität: das ist aber doch ein grosser Unterschied zwischen der Unfähigkeit Reize zu filtern, wie es beim ADHS typisch ist und dem extremen Spüren bei der Hochsensibilität.

Amalthea
Dabei seit: 02.11.2005
Beiträge: 212
Ich bin einfach immer wieder erstaunt, wie viele AD(H)S mit Hyperaktivität gleichsetzen und die weiteren Symptome völlig ausser Acht lassen.

Dabei ist das H nur eine klitzekleine Facette dieser *Störung/Krankheit* (die Begriffe gefallen mir gar nicht... ich nenne es lieber Eigenhei).
Bei vielen ist dies ja sogar nicht mal vorhanden.

Kein Wunder gibt es Leute die behaupten, AD(H)S sei eine erfundene Krankhheit, bzw. gebe es gar nicht.
Sowas können nur Leute behaupten die echt keine Ahnung haben und sich offensichtlich noch nie wirklich damit beschäftigt haben.

Genau aus diesem Grund wird auch bei vielen Mädchen dies nicht erkannt....und wenn die Probleme richtig massiv sind, werden sie in die Sparte Borderliner oder sonstige psychische Störung, schubladisiert.

Zum Thema Hochsensibilität:
Ich hab die Erfahrung gemacht, dass viele AD(H)Sler überdurchschnittlich sensibel sind, ganz besonders ist es mir bei denen ohne H aufgefallen.
Sehr viele *Symptome* treten bei ADS und Hochsensibilität auf.

Meine Tochter und ich gehören auch zu der Gattung.

[Dieser Beitrag wurde 2mal bearbeitet, zuletzt am 05.06.2013 um 15:46.]
Franz Josef Neffe
Dabei seit: 17.11.2006
Beiträge: 1023
Hoch sensibel sind tatsächlich die entscheidenden Lebenskräfte des Menschen, viel zu fein für plumpen, groben pädagogischen Druck.
Druck drückt nach unten.
Der Mensch soll aber doch nicht nach unten kommen sondern vorwärts.
SOG ZIEHT NACH VORNE.
Deshalb ist in der neuen Ich-kann-Schule SOG das Grundprinzip.
Dafür muss ich a) auf Druck ganz verzichten und mir b) etwas einfallen lassen, was ZIEHT.

Unsere Vollzugspädagogik vollstreckt viel zu blindgläubig Papiervorgaben.
Wir müssten doch längst sehen, dass es KEIN AUFMERKSAMKEITSDEFIZIT im Kind gibt.
Den Erwachsenen gelingt es nicht, MIT DRUCK die Aufmerksamkeit auf sich zu ZIEHEN. Mit Druck kann man nicht ziehen. Es ist IHR FEHLER, nicht der des Kindes.

Natürlich sind "diese Kinder anders", doch das Problem ist ja nicht, dass jemand "anders" ist, sondern dass WIR nicht erfolgreich ANDERS können. Das ist ein LERNproblem FÜR UNS und nicht ein Kindermanipulationsproblem.

Auf dem sonderpädagogischen Kongress, in der Fachpresse und dann auch in der neuen Ich-kann-Schule habe ich den Wandel des 10jährigen Peter vom Zappelpeter zum Gentleman berichtet. Dafür war weder Ritalin notwendig noch Druck sondern etwas, was ZIEHT: ein attraktives = anZIEHendes Angebot für die geistig-seelischen Kräfte. Dazu gehörte ein guter Umgang meinerseits mit seinen entscheidenden Kräften, der interessant genug war, ihn selbst nachzumachen.
Und man hatte mir Peter vorgestellt: "Wir haben schon alles mit ihm versucht - es hat nichts was geholfen - Du brauchst es gar nicht erst probieren." Die konkrete Recherche zeigte, dass man keineswegs ALLES versucht hatte sondern nur ein und dasselbe immer wieder, und dass "nichts was geholfen" hatte, war auch blanke Illusion. Die angewandte Pädagogik hatte die Probleme - konkret messbar - mindestens verfünffacht. Ich denke, so ein Beispiel zeigt sehr konkret, wo tatsächlich endlich etwas anders werden muss, wenn wir solche Probleme nicht ständig großpädagogisieren sondern LÖSEN wollen.
Dafür müssen wir alle NEU LERNEN.
Guten Erfolg!
Franz Josef Neffe


"Wenn ich Sie in dem Irrtum lasse, dass ich es bin, der Sie gesund macht, dann mindere ich Ihre Persönlichkeit!" Émile Coué