An Mütter/Väter mit AD(H)S Kindern

Boenu
Dabei seit: 04.11.2003
Beiträge: 1330
@fjn
Meinst Du das in etwa so: Die Kinder sind an uns "gekoppelt" und spiegeln vor allem was in uns vorgeht? Ich merke das z.B. an meinem Sohn, er ist sehr feinfühlig. Wenn ich nicht "in meiner Mitte" bin, oder nervös bin, oder was auch immer, dann reagiert er darauf sofort mit "schlechter Laune" oder Aggressivität. Auf der einen Seite ist das "gemein", weil wenn ich mit mir im Frieden bin, und in mir selber "ruhe", dann würde ich auch gut "schlechte Laune" ertragen, aber wenn ich selber grad nicht gut drauf bin, dann ertrage ich auch weniger. Aber ich versuche es dann immer als "Geschenk" zu sehen. Mein Sohn "zwingt" mich so quasi gut zu mir zu schauen um in meiner Mitte zu sein.
Sagst Du also, dass ein Teil als ADHS eingestuften Kinder, hauptsächlich ihre Eltern spiegeln? Dass auch hier, einfach die Eltern gut zu sich schauen sollten, sich selber stärken, dass dann die einen oder anderen Probleme verschwinden?
Marienkäfer
Dabei seit: 05.02.2003
Beiträge: 251
@FJN
Deine Ich-kann-Schule tönt wunderschön. Mehr auf sich selbst hören, weniger falsch machen und dem Kind wenn möglich keine Zwänge mehr aufbürden. Wenn ich dich recht vestehe, ist ADS für Dich wie für viele nur eine Erscheinung der "Du-musst"-Schule bzw. unserer Gesellschaft.

Kennst Du ein AD(H)(S-Kind ? Bist Du Vater von einem solchen Kind ? Hast Du dich schon mal eingehend mit dieser Thematik und solchen Kindern wirklich beschäftigt ? Als Aussenstehender kann man ALLES mit viel Distanz und mit viel Weisheit schönreden. Solche Reden stossen mir aber echt sauer auf....

Diese Kinder sind Träumer, Fantasten, Kreative, Rebellen, voll Power, voller Humor usw. Ich finde vieles an diesen Eigenschaften wunderbar und sie bereichern unsere Gesellschaft enorm. Nur: Diese Kinder müssen trotzdem irgendwie lernen, in DIESER Gesellschaft zu "funktionieren". Es geht nicht immer, dass sie stes das grösste Chaos hinterlassen, Regeln mehr als ausreizen, dass sie als Einzige eine Extra-Bratwurst bekommen und weniger tun müssen als andere. Bis zu einem gewissen Punkt finde ich das okay, weil sie nicht anders können und vieles vergessen. Aber sie müssen trotzdem "gesellschaftsfähig" werden.

DAMIT sie das werden, braucht es starke Eltern, Lehrer und andere Bezugspersonen, die nicht immer die lieben "Ich-kann-Lehrer" sind, sondern auch mal hartnäckig "Du-musst" sagen können. Weil man sie liebt und man möchte, dass sie nicht ihr Leben lang reine Fantasten und Rebellen bleiben, sondern ihre Stärken für die Gesellschaft nutzen und mit ihren Schwächen umgehen bzw. kompensieren können.
satima
Dabei seit: 28.10.2007
Beiträge: 2
mir hei 4 chind u die zwöiteuteschti isch es ADHS Chind. i wett eifach mau mis töchterli lobe. ire isches totau bewusst das sie nid isch wie iri schwoste. mir lehre si das sie es ganz bsundrigs u farbigs chind isch. mir mache ire muet sich säuber so ds näh wie si isch u drmit lehre ds läbä das es mängisch schwieriger isch aus für angeri. sie stüret sich je lenger je meh säuber u ds ADHS verliert immer chli meh a macht. i wett nie nie es angers chind. i finde das e so e tolli mus u die momente wo i nüm weis wie witter wärdä immer weniger u d downs geng chürzer. ADHS het so u mega viu positivs u a däm haute i mi fest.
taucherli74
Dabei seit: 19.10.2004
Beiträge: 553
@muffmuff - du sprichst mir aus dem herzenicon_smile.gif merci!
ich lese fjn zwar gerne und es ist sehr interessant, nur, in der praxis mit einem ads kind siehts eben vielmals ganz anders aus...

@pippistrella, ich wünsche dir ganz viel kraft - ich verstehe dich nur zu gut. meld dich wirklich mal bei elpos (werde es morgen auch wieder tun). für mich braucht es wirklich überwindung mir "hilfe" zu holen aber mittlerweile bin ich so am anschlag dass es einfach nicht mehr ohne geht...
pippistrella
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 26.10.2010
Beiträge: 137
Meld mich mal wieder, nur kurz.

Das was zu fjn Beitrag geschrieben werden musste, ist ja geschrieben, kann ich alles voll und ganz unterschreiben.
Mir brannte es zwar unter den Nägeln, musste aber zuerst tief durchschnaufen, sonst wär es nicht gut gekommen ;-/.

@fjn, ich hätte nur noch eine Frage: Hast du eigene Kinder?
Aber so wie ich dich "kenne", wird auch diese Frage unbeantwortet bleiben.

Bei unserem Sohn beginnt Anfangs Januar eine grosse neurologische Untersuchung.
Ich hoffe sehr, dass wir danach endlich die "ADHS Gewissheit" haben werden.
Bis jetzt war's halt immer noch eine 'sowohl als auch Diagnose'.
Eigentlich sprach und spricht alles für ein ADHS.
Sobald das Verhalten unseres Sohnes dann endlich und wirklich einen Namen hat, werde ich mich mit elpos in Verbindung setzen.

Danke und Gruss an alle
Franz Josef Neffe
Dabei seit: 17.11.2006
Beiträge: 0
@Muffwuff @ Jilli @ dio @ Boenu @ pippistrella
Einer meiner wichtigsten Lehrer war Peter, er war als Zappelpeter in der 4.Klasse bereits Meister, während ich als Lehrer noch ein absolutes Greenhorn war. Seine Geschichte aber ich in einigen päd. und heilpäd. Zeitschriften (und auch in der Ich-kann-SchuleI) und auf Kongressen berichtet. Nach meiner päd. Diplomarbeit über Autosuggestion und Schule habe ich mich in meiner sonderpäd. Hausarbeit mit Hyperaktivität und Autosuggestion befasst usw. Du siehst, Peter hat eine Menge mit mir erreicht.
Die Dinge, über die ich berichte, habe ich 35 Jahre lang erforscht und ausprobiert; ich bin damit noch lange nicht zuende. Wenn die Lösung des Problem innerhalb der üblichen Sprach- und Denkgewohnheiten zu finden wäre, hättet Ihr sie schon finden können. Wenn sie aber außerhalb zu finden ist, dann werdet Ihr sie auch in ungewohnten Sprach- und Denkgewohnheiten finden. Es ist Euere Sache, darüber hinwegzuflapsen oder es genauer anzuschauen, wenn Ihr irgendwo etwas findet; ich brauche für das Problem keine Lösung finden. Es ist zwar nett, wenn Ihr Euch Zeit nehmt, meinen Schreibstil zu bewerten, aber das löst Eure Probleme nicht.
Es wird Euch womöglich noch nicht aufgefallen sein, aber: das Bedürfnis nach ADHS, das auch ganz offen geäußert wird, ist erstaunlich groß. Es ist ein bisschen paradox, ADHS nicht und wieder doch haben zu wollen.
Ich grüße herzlich.
Franz Josef Neffe

"Wenn ich Sie in dem Irrtum lasse, dass ich es bin, der Sie gesund macht, dann mindere ich Ihre Persönlichkeit!" Émile Coué
Manya
Dabei seit: 30.05.2002
Beiträge: 1707
Ich habe mich schon gefragt, ob ich nicht einfach mal all die Texte von FJN kopiere und zusammentrage.
Auch wenn ich oft damit gar nicht übereinstime, sind da so Weisheiten drin, die mich immer wieder sehr zum Nachdenken anregen ("Bedürfnis nach ADHS "- der Hammer!)
Via
Dabei seit: 06.05.2009
Beiträge: 148
@Franz Josef Neffe - wow. ich bin beeindruckt. da hast du ja schon viel mitgemacht und weisst eine menge über adhs. was ist, wenn ein geistig behindertes kind, welches keine möglichkeit hat, seinen körper zu kontrollieren oder informationen aufzunehmen, adhs hat? was macht man mit einem kind, das adhs hat und gar nicht zur schule geht bzw. in eine sonderschule? kein leistungsdruck, weil es gar nicht weiss, was es heisst zu lernen?
wieso wird adhs immer nur in einen zusammenhang mit schule gebracht? was ist mit der unglaublichen hyperaktivität, die diese kinder haben? was macht man damit?
es ist ja nicht nur die konzentrationsschwäche, die diese kinder haben. ganz extrem ist doch die unruhe, die diese kinder mit sich bringen.
Franz Josef Neffe
Dabei seit: 17.11.2006
Beiträge: 0
@Via
Was ich bisher erlebt hab, hilft mir. mich schneller (und ein wenig gezielter auf neue Situationen einzulassen. Ich habe noch keine zwei Menschen erlebt, die gleich wären oder auch nur ein gleiches Problem gehabt hätten. Insofern hilft mir eine "Diagnose" wie ADHS (ebenso wie allen anderen) für die Lösung überhaupt nichts.
Die Auffälligkeiten zeigen nur, dass es den Kräften, die für die Bewältigung des Problems da sind, schlecht geht. Zu mehr sind die Anzeichen nicht nütze. Ich weiß, dass sich alle erst einmal nur damit beschäftigen, aber eben deshalb erleben wir keine Lösung sondern ständige Problemvermehrung (was man ganz simpel nach wissenschaftlichen Kriterien messen könnte, wenn es in den Kram passen würde).
Mich interessieren werder Schwächen noch Defekte noch Krankheiten (für dioe bin ich gar nicht zuständig). Mich interessieren Lösungen. Für eine Lösung müssen die Kräfte als erstes GELÖST sein. Ich sehe sie im Problemfall immer blockiert, schlecht versorgt, schwecht regeneriert, geschwächt, irritiert usw. und es erstaunt mich a) dass sich die Pädagogik nicht dafür interessiert sondern stattdessen abstrakte Programme abspult und b) dass dies alle selbst bei ständig wachsendem Misserfolg mitmachen.
Was wissen wir denn wirklich konkret über ein konkretes geistrigbehindert genanntes Kind? Schon in meiner Studienzeit ist mir ganz krass aufgefallen, wie enorm viel wir über "Geistige Behinderung" "lernen" (als Information direkt oder indirekt vom Papier übernehmen und wie so überhaupt uns nicht das konkrete Kind interessiert. Wenn man Gb-Pädagogik studiert hat, weiß man schon alles, und wenn man Lücken entdeckt, studiert man noch mehr aber man interessiert sich allzu oft ÜBERHAUPT NICHT für das konkrete Kind, seine Fähigkeiten, Talente, Potentiale. Man behandelt das Kind einfach so, als ob es so wäre, wie es im Buch steht, UND DAS LIEGT IMMER VOLL DANEBEN.
Ich weiß, wenn ich anfange, GAR NICHTS. Aber ich bin BEGIERIG auf ORIGINALE INFORMATION direkt von dem Kind selbst. Da ich aus unzähligen Beobachtungen und Experimenten weiß, wo das zu finden sit, was wir für eine gute Entwicklung brauchen, frage ich direkt nach den Kräften, um die es geht. Und ich mache mich dafür so klein es geht, damit ich zu diesen Kräften schon einmal aufschauen kann. Sie werden so GUT zu mir sein, wie ich sie behandelt habe. Genau hier haben wir den Punkt, wo durch die Pädagogik die entscheidenden Kräfte i.d.R. in die Flucht geschlagen statt als Partner gewonnen werden. Es ist nichts Bedeutendes, was ich tue, ich tue nur die kleinen Dinge sorgfältig. Und dafür sind die Kräfte in Not dankbar - und werden dann gute Partner.
Nach wissenschaftlichen Ergebnissen benutzen qwir etwa 5 % unseres Gegehirnpotentials. Wenn deer Mensch, den wir geistigbehindert nennen, nur ein halbes Gehirn hätte, es aber zu 10% nutzt, ist er dann einem Ministerialrat, der sein ganzes Gehirn nur zu 5 % nutzt, nicht ebenbürtig? Ich bringe jedenfalls beiden die gleiche Achtung entgegen. Und das danken mir die sonst immer niedrig eingestuften und behandelten Kräfte. Die Aufgabe für den Pädagogen lautet nicht geistige Behinderung sondern geistige Entwicklung. Geistige Entwicklung von was? Von GEIST. Als Ich-kann-Schule-Lehrer ist das für mich ganz selbstverständlich; wie oft hörst Du das Wort GEIST am Tage sonst in der Pädagogik?
Der Mensch kann nicht nicht lernen. Auch wenn wir ihn gb nennen, lernt er ununterbrochen. Wir meinen, weil er das außerhalb unserer Standardschablonen tut, wir müssten uns nicht zu exakter BeobACHTUNG HERABLASSEN, seinen Talenten nicht mit Hochachtung begegnen. Aber was wissen wir denn schon von diesen Talenten? Immer wenn Talente sich außerhalb des 08/15-Standardschemas bewegen, glauben wir, mehr zu wissen als sie. Tatsächlich aber wissen wir nur anders. Wenn wir auf die Kräfte des Lebens im Menschen EINFLUSS bekommen woillen, dann müssen wir diese Kräfte so behandekln, dass sie ihn gerne gewähren.
Webb die Kinder eine Kraft treibt, hyperaktiv zu agieren, dann ist es meine Sache, diese Kraft verstehen zu lernen. Ich würde im Fall des Falles z.B. immer die Wirbelsäule auf Blockaden prüfen und diese ggf. lösen wie ichs bei D.Dorn gelernt habe. Wenn durch einen blockierten Nerv die Steuerung eines Organs nicht funktioniert, wird womöglich jeder hyperaktiv, und solche Fälle sind nicht selten und kommen schon nach der Geburt vor. Die ganze Entwicklung verläuft ja anders, wenn das Problem nicht gelöst wird. Dies auf der köprerlichen Ebene und das Lenken der Seelen- und geisteskräfte nach dem Vorbild von Coué sind mir zwei der wichtigsten Hilfen. Ich denke, jeder könnte seine passenden Hilfen finden, darum: Suche! Guten Erfolg!
Franz Josef Neffe

"Wenn ich Sie in dem Irrtum lasse, dass ich es bin, der Sie gesund macht, dann mindere ich Ihre Persönlichkeit!" Émile Coué
Via
Dabei seit: 06.05.2009
Beiträge: 148
Hallo Franz Josef Neffe - zuerst hatte ich ziemlich viel Mühe deinen Ausführungen zu folgen. Es ist schwierig zu erkennen, ob du es ernst meinst oder nicht.
Vielleicht habe ich trotzdem verstanden - aber leider muss ich sagen, ich habe gesucht und sogar einige gefunden. Aber keiner konnte helfen. Doch klar, sie sagten, dass sie helfen können oder es versuchen. Aber ein Resultat war für mich nicht sichtbar und mein Sohn kann sich ja leider nicht dazu äussern.
Ich habe mich bemüht und da die Schulmedizin meinen Sohn aufgegeben hat, bleibt mir gar keine andere Möglichkeit. Aber ganz ehrlich gesagt, kann ich nach mehreren gescheiterten Versuchen einfach nicht mehr daran glauben, dass es andere Möglichkeiten gibt, die helfen sollen/können. Vor allem auch weil diese Versuche auch kosten. Es ist ein Kreislauf ... man kommt da nicht raus ... im ewigen Zweifel. Gerade bin ich wieder an einer "Therapie". Ich darf nicht daran denken, was es gekostet hat und was es uns gebracht hat.
Jetzt sage ich: Nie wieder. Alles gelogen. Schwachsinn. Und in einem halben Jahr, habe ich vielleicht wieder etwas gefunden, das mich hoffen lässt, dass mein Sohn nicht sterben muss ... eine Hoffnung, die mich dazu treibt, zu glauben. Vergebens. Immer wieder vergebens. Es ist wie eine Sucht.
Es ist schlimm, wie viel Geld damit gemacht wird, Eltern Hoffnung zu machen, gutes für das schwerkranke bzw. todkranke Kind tun zu können!
Und wenn ich noch so weiss, dass nichts meinem Sohn helfen kann, halte ich mich trotzdem daran fest ... was bleibt mir anderes übrig? Einfach nur zu sehen, wie das eigene Kind stirbt ohne etwas versucht zu haben?
Ist dir bewusst, was deine Zeilen bei betroffenen Eltern auslösen können? Es klingt fast so, als würde man das Kind "abschreiben", weil es eine "Diagnose" hat. Man findet sich damit ab. Vorwurfsvoll.
So gerne würde ich einfach annerkennen wollen, dass es an mir liegt und alles ändern, damit es meinem Sohn besser geht. Aber wie geht das? Wo fange ich an? Wie finde ich heraus, was ich machen muss?
Ich weiss es nicht. Ich bin dazu nicht in der Lage. Unfähig. Wenn ich deinen Text lese, fühle ich mich schuldig, dass ich meinem Kind nicht helfen kann.
Ja, es wäre schön, hätte mein Sohn "nur" ADHS.
Es lässt grüssen
Via