Artikel NZZ von letzter Woche

Manya
Dabei seit: 30.05.2002
Beiträge: 1707
Ich habe bisher gedacht, die integrative Schule wäre eine tolle Chance für alle. Jetzt erlebe ich an einem Bub aus der Nchbarschft, was das für ein Mist ist.

Er ist immer in allem der Letzte, bekommt ständig eine Sonderbehandlung, es wird überall (hinter vorgehaltener Hand) über ihn gespottet. Er ist vielleicht nicht "richtig behindert genug" (sorry, kann das nicht anders ausdrücken), um die volle Rücksichtnahme zu bekommen.

Noch vor 2 Jahren wäre er in die EK bekommen mit Spezialförderung den ganzen Tag und später evtl. in die Kleinklasse. Nun wird er mitgeschleift. Hat heilpädagogische Unterstützung, aber halt immer nur er. Da geht wohl abwechslungsweise jemand von den anderen Schülern mit, aber das stinkt ihnen.
Für mich hört sich das an als sei da die Integration nach hinten losgegangen.
queenie
Dabei seit: 21.05.2002
Beiträge: 632
@Tri21Mami: so leid es mir tut, es zu sagen, aber wenn wir alle ehrlich sind, müssen wir zugeben, dass die Idee mit der Integration einfach nur sehr, sehr beschränkt funktioniert. Wenn man der Realität ins Auge schaut, muss man doch erkennen, dass (als Beispeil) ein Trisomie-Kind beschränkt bildungsfähig ist. Warum will man denn so ein Kind um JEDEN Preis in ein Schema pressen, in das es einfach nicht reinpasst?
Ich bin der Überzeugung, dass ein Trisomie-Kind in einer HPS kurzfristig mindestens genauso, mittel- und längerfristig sogar glücklicher leben kann, als in einer Regelklasse, wo es immer anders sein wird, als alle anderen. Wo es relativ schnell auf der Strecke bleiben wird, im Schlimmsten Fall ausgegrenzt wird. Ich befürchte, der Wille, ein Kind zu "integrieren" kommt eher von den Eltern aus, als von den Betroffenen selber.
Es wäre eine schönere Welt, wenn es so klappen würde, wie Du Dir das vorstellst...
lealain
Dabei seit: 08.11.2004
Beiträge: 4
Ich habe da ziemlich fassungslos Eure Unterhaltung gelesen. An die, die sich so gegen Integration äussern: Was habt ihr mit Integration zu tun? Habt Ihr ganz konkrete Erfahrungen gemacht oder gehört Ihr zu jenen, die einfach zu jedem und allem eine Meinung haben? Und wieso hast Du Queenie, das Gefühl, dass ein Kind mit Trisomie 21 besser in eine HPS passt? Kennst Du Dich mit diesen Schulen aus, hast Du schon jemals eine besucht? Hast Du eine Ahnung wieviele verschiedene Behinderungen es gibt? Gerade Kinder mit Trisomie 21 passen nicht unbedingt in eine HPS, weil sie meist nur eine leichte geistige Behinderung haben, aber lassen wir das, ich nehme nicht an, dass Du Dich intensiver mit dem auseinandergesetzt hast, sonst würdest Du wohl nicht so argumentieren.
Sollten wir nicht eine Schule für hyperaktive, eine für schwache, eine für dicke, eine für farbige Kinder, eine für Ausländerkinder, die nicht gut deutsch sprechen, gründen, denn all diese Kinder laufen Gefahr, von den anderen Kindern ausgelacht und im schlimmsten Fall ausgegrenzt zu werden.
In anderen westlichen Ländern ist es das Normalste von der Welt, dass alle Kinder in den Kindergarten und in die Schule dürfen. Das Einzige, das von Eltern (von Kindern, die keine Diagnose haben) kommt, ist der WIlle, dass gewisse Kinder separiert werden und meiner Erfahrung nach sind es vorallem Eltern von schwachen Kinder, die nicht wollen, dass noch schwächere Kinder in die gleiche Schule kommen, weil sie fürchten, dass ihre dann nicht genug gefördert werden. Bei meinen Kindern, die normalbegabt sind, muss ich doch nicht angst haben, wenn es schwächere Kinder in der Klasse hat, die können doch auch dann alles lernen, was sie brauchen. Und es hat viele schwächere Kinder in ihren Klassen.
lealain
Dabei seit: 08.11.2004
Beiträge: 4
Es war einmal

Es war einmal eine Zeit,

da kostete ein Stern auf der Brust das Leben.

Es war einmal ein Land,

Da durften Weiss und Schwarz nicht heiraten.

Es war einmal eine Stadt,

da lief eine Mauer mitten durch.

Es war einmal ein Staat,

der seinen Bürgern das Wählen nicht erlaubte.

Es war einmal eine Schule,

die keine behinderten Kinder aufnahm.

Können Sie sich das heute noch vorstellen?

aus: Integration Österreich
Tri21Mami
Dabei seit: 06.03.2008
Beiträge: 120
queenie@Ich gehe mal schwer davon aus, dass du als Mutter für dein 5 Jähriges Kind die Entscheidungen triffst? Oder entscheiden deine Kinder selber welchen Weg sie da schon einschlagen? Und ich gehe davon aus, dass du deine Kinder kennst und die richtigen Entscheidungen für sie fällst – nach deinen ethischen Grundsätzen, mit deinem Wissen.

Erstaunlich wie Eltern mit einem behinderten Kind diese Fähigkeit immer wieder abgesprochen wird. Da weiss Frau Hinz und Frau Kunz viel besser was für Kind XY gut ist. Sie hören es vom Nachbarsdorf, sie sehen durch Schulwände... und sie wissen sogar wo Kind XY glücklicher wird!
Dann wird gleich mal eine Behinderungsart in einen Topf geworfen und stigmatisiert. Kinder mit Trisomie 21 als eine homogene Masse und nicht als ein Individuum. Bravo! Und übrigens, es gibt ganz viele Menschen ohne Behinderung die nur beschränkt bildungsfähig sind. Und es gibt Menschen mit Behinderung (auch solche mit Trisomie 21) die begabter sind als Menschen ohne Behinderung.

dude@ ich weiß jetzt nicht wie viel Sinn es macht, dass ich hier anfange auf einzelne Beispiele einzugehen. Aber wenn du schon konkret fragst: als Erstes empfehle ich dir die Lehrperson darauf anzusprechen. (Ist dieses Geräusch wirklich so häufig. Sind die Kinder wirklich gestört dadurch.) Dann Frage ich immer nach dem Warum; ist es eine Eigenart des Kindes wenn es gestresst ist, braucht das integrierte Kind mehr Rückzugsmöglichkeiten... usw.
Ich erlebe immer wieder genau diese Situation; hintenrum wird diskutiert und gemutmasst. Scheint einfacher zu sein als den offenen Dialog mit den Direktbetroffenen (Lehrpersonen) zu suchen.

(Das wolltest du von mir noch wissen)
Auswirkungen auf die Mitschüler von integrierten Kindern:
Studien über die Auswirkungen von Integration auf Kinder ohne spezielle Förderbedürfnisse zeigen, dass Kinder, die eine integrative Klasse besuchen, keine Nachteile beim Lernen haben. Positive Auswirkungen; die Entwicklung einer positiveren Einstellung gegenüber Behinderten und eine grössere Toleranz gegenüber dem Anderssein sowie mehr soziale Kompetenzen.

www.unserbaby.ch/laurin04
lealain
Dabei seit: 08.11.2004
Beiträge: 4
Man ist nicht geistig behindert, aber man kann es werden, wenn die Umwelt es erwartet, ihre interaktive Angebote einschränkt und ihre Unterstützung auf Betreuung und Versorgung reduziert.