Asperger-Abklärung .... Hilfreich?

hope
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 04.05.2009
Beiträge: 308
Ich hatte heute wieder einmal ein völlig bedrückendes Gespräch mit der übrigens sehr einfühlsamen und verständnisvollen Lehrperson unseres Sohnes. Wieder einmal war eines der Hauptthemen, dass mein Sohn gegenüber Autoritäten GAR nicht reden kann, und bei sämtlichen Schwierigkeiten total zumacht, Mitarbeit total verweigert.

Einerseits erlebe ich meinen Sohn in den letzten Jahren als sozial kompetenter und offener im privaten Bereich, andrerseits macht es mir ernste Sorgen zu sehen, dass er sogar Mühe hat, die Lehrerin zu begrüssen und bei Problemen in der Schule alles mit sich selbst ausmacht.

Vor einigen Jahren wurde ich hier im Forum auf das Thema Asperger hingewiesen und hab mich seither immer mal wieder ins Thema eingelesen. Doch um eine Abklärung, auch wenn ich mit Herrn Gundelfinger schon mehrmals E-Mail-Kontakt hatte, hab ich mich immer gedrückt, da vor allem mein Mann sehr grosse Bedenken hat. Was bringt eine Abklärung? Was haben wir, was hat unser Sohn davon?

Ich kann meinem Mann keine wirkliche Antwort geben, ausser, dass ich es als extrem belastend empfinde, mich immer wieder zu hinterfragen, zu zweifeln, ob ich in der Erziehung meines Sohnes vielleicht einfach alles falsch gemacht habe, oder ob er nicht wirklich einfach besonder IST. Ich würde mir diesbezüglich eine Entlastung erhoffen und ausserdem eine kompetente Beratung, wie ich meinem Sohn helfen kann, da ich manchmal wirklich nicht weiss, ob und wie ich ihm beistehen soll, wenn er mit sich selbst und seinen Blockaden kämpft.

Bitte entschuldigt die verwirrte Art zu schreiben, ich bin momentan ein wenig durch den Wind, ich dachte eigentlich, ich liesse mich nicht mehr so schnell verunsichern, hab mich diesbezüglich wohl aber ziemlich getäuscht...
nicolinetta
Dabei seit: 31.01.2004
Beiträge: 55
pn an dich!
*paxxie*
Dabei seit: 29.06.2010
Beiträge: 1478
Die Lehrperson kann nur ihre Beobachtungen weitergeben, um deinem Sohn wirklich zu helfen, wäre eine Abklärung sicher gut. Wenn es Asperger ist, könnt ihr lernen, wie ihr damit damit am besten umgehen könnt.
Gerdi
Dabei seit: 23.11.2004
Beiträge: 324
Ich weiss ja jetzt deine Geschichte nicht so genau, darum liege ich vielleicht völlig falsch. Aber hast du dich schon mal über selektiven Mutismus erkundigt? Mein Sohn verweigerte auch eine zeitlang mit "auserwählten" Personen zu reden. Vor allem anfangs Kindizeit war es ganz extrem, dass er mit der Kindergärtnerin nicht sprach, mit den Kindern jedoch schon. Er nickte nur oder schüttelte den Kopf. Bei ihm hat es sich zum Glück erledigt.

LG Gerdi
jeruscha
Dabei seit: 30.12.2003
Beiträge: 1196
Was eine Abklärung bringt? Klarheit und "Verständnis", die Verhaltensweisen haben dann einen "Grund", es ist nicht mehr notwendig nach Fehlern und Schuldigen zu suchen, das Kind fühlt sich vermutlich weniger defizitär. Es kann ihm leichter fallen mit seinen Bedürfnissen, seinem Verhalten klarzukommen und sich an die Gegebenheiten anzupassen.
Ist wie mit einer Sprache, wenn du die Grammatik, den Hintergrund verstehst, ist es einfacher sie zu lernen.

Ich erlebe momentan mehrere junge erwachsene Asperger in meinem Umfeld, bei denen die Diagnose (noch) nicht oder sehr sehr spät gestellt wurde, und alle machen heftigste Identitätskrisen durch, benötigen oft Psychapharmaka und hadern mit ihren Eltern weil sie denen die Schuld geben für schwierige Schulzeit, Mobbing usw.
memi
Dabei seit: 18.01.2005
Beiträge: 41
pn für Dich
WinniePooh
Dabei seit: 28.01.2003
Beiträge: 861
Eine Freundin von mir hat erst gerade ihre 18!! Jahre alte Tochter abklären lassen nachdem eine Psychologin der FMS in die sie geht den Verdacht Asperger geäussert hat. Man kann da auch sagen: Ach was bringt es denn in dem Alter noch abzuklären?? Sie haben es trotzdem gemacht und sind sehr froh darum. Sie hat Asperger.
Was es ihr bringt diese Diagnose zu haben?

1. Sie hat eine Diagnose und weiss nun warum sie in dieser und jener Situation so "komisch" reagiert.


2.Sie bekommt nun gezielt psychologische Unterstützung

3. Die Familie kann mit ihren "Speens" besser umgehen

4. Die Schule bietet gezieltere Hilfe an

5. und und und.
wenn die Diagnose da ist kann man gezielter Hilfe beanspruchen und erklären warum sie so reagiert wie sie reagiert.

Sie hätte zB nie die Rollerprüfung machen können da sie nicht erträgt dass jemand ihr übers Ohr etwas einsagt. Nun hat sie dank der Diagnose einen verständnisvollen Fahrlehrer gefunden der sie dahingehend unterstützt
Colette
Dabei seit: 24.05.2002
Beiträge: 775
gerade dieser satz: "....mich immer wieder zu hinterfragen, zu zweifeln, ob ich in der Erziehung meines Sohnes vielleicht einfach alles falsch gemacht habe, oder ob er nicht wirklich einfach besonder IST. Ich würde mir diesbezüglich eine Entlastung erhoffen und ausserdem eine kompetente Beratung, wie ich meinem Sohn helfen kann, da ich manchmal wirklich nicht weiss, ob und wie ich ihm beistehen soll, wenn er mit sich selbst und seinen Blockaden kämpft."
wäre für mich grund genug um abzuklären, denn dann weisst du woran du bist, bekommst hilfe und kannst es dir und deinem mann gegenüber erklären.

mein sohn wurde "erst" mit ca. 6 jahren abgeklärt mit der diagnose ads, hätten wir es früher angepackt wäre uns viel leid und selbstzweifel erspart geblieben. heilen kann eine abklärung nicht, aber einem das wissen um die richtigen hilfsmittel (therapien etc.) liefern.
Moana
Dabei seit: 22.04.2008
Beiträge: 13
Einige Deiner Aussagan über Deinen Sohn kommen mir sehr bekannt vor, denn sie treffen auch auf meine Tochter zu.
Wir haben sie in der ersten Klasse abklären lassen, auch aufgrund der Hinweise der Lehrpersonen. Sie hat allerdings kein Asperger, wurde aber als Grenzfall eingestuft. Trotzdem hat es uns als Eltern viel gebracht, denn wir sehen sie und ihr Verhalten heute mit diesem Wissen anders, verständnisvoller, und damit, meine ich, ist beiden Seiten viel geholfen.
Ich würde es wieder so machen.
esprit
Dabei seit: 05.03.2008
Beiträge: 57
Die "Schuldfrage" (was haben wir falsch gemacht) scheint mir ein wesentlicher Punkt, der absolut für eine Abklärung spricht.
Für den Jungen selber ist es ausserdem vermutlich "lebenswichtig", die Wahrheit zu kennen, zu wissen, weshalb er so und nicht anders tickt. Viele besondere Kinder entwickeln ein sogenanntes Störungsbewusstsein, das sich noch mehr in ihren Möglichkeiten einschränkt als die eigentlichen Teilleistungsschwächen oder Besonderheiten.
Unsere Tochter beobachtet inzwischen sehr genau, was sie anders macht oder kann als andere. Und es hilft ihr ungemein, dass es dafür eine plausible Erklärung gibt, die nichts mit Unvermögen zu tun hat.

Leben ist endlich. Lebe endlich!