Asperger-Autisten im Teenie und Erwachsenenalter

jeruscha
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 30.12.2003
Beiträge: 1196
Angeregt durch die Diskussion über das frühere, aktive Forum, über die sich ändernden Interessen, Themen, der älter werdenden "alten Hasen" hier:
Früher tummelten sich eine ganze Reihe Eltern mit Asperger-Kindern.
Ist noch jemand hier?
Die Kinder werden unterdessen ja mehrheitlich Teenager oder junge Erwachsene sein, wie geht es allen so, rund um Schulabschluss, Berufswahl, Studienwahl, erste Liebe usw?

"Meine" sind gross geworden, zwischen 24 und 13 Jahren, die grossen Krisen werden weniger,teilweise ist absehbar in welche Richtung es geht, teilweise ist noch alles offen.

Vielleicht hat ja jemand Lust sich hier auszutauschen?
cucuseli
Dabei seit: 12.03.2005
Beiträge: 687
Hallo Jeruscha
Ja viel läuft hier nicht mehr, schade.
Bei meinem Sohn, welcher viele Schwierigkeiten hatte, wurde in diesen Sommerferien die Diagnose Asperger gestellt, mit 17J. Er wurde schon früher abgeklärt, aber es hiess immer alle i.o.
Nun schreibt er seine Maturarbeit über das Thema Asperger und Schule, falls er es bis zur Matur schafft.... Im Moment ist er prof.
Er ist sehr glücklich über die Diagnose und hat nun endlich Erklärungen, aber wirklich einfacher wurde es nicht!
Falls du Lust hast ihm bei seiner Arbeit zu helfen, er brüchte noch ein paar Aspergerjugendliche, resp. Eltern, die bereit wären seinen Fragebogen auszufüllen.
Was machen deine? Lehre? Schule?
LG

Geniesse dein Leben jeden Tag
jeruscha
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 30.12.2003
Beiträge: 1196
Schön, dass sich jemand meldet, auch wenn es bei dir/euch auch eher harzig läuft mit Schule usw.
Fragebogen ausfüllen können wir durchaus, 4 Teenager-Asperger stünden zur Verfügung, wobei einer davon bestimmt nur äusserst knapp und wortkarg auf die Fragen eingehen würde.

Bei uns sieht es so aus, zumindest bei denen, die ihren Weg noch suchen müssen:
Unsere knapp 19jährige war in Deutschland am Gymnasium, bis zur 11. Klasse, sprich ein Jahr vor Abitur/Matur haben wir sie diesen Sommer notfallmässig aus der Schule genommen, weil der Druck unbeschreibbar gross wurde.
Nun steigt sie ab Februar ins 3. Semester an der Akad Zürich ein um dort die erwachsenen Maturitätsschule zu besuchen.
Ihren Bruder haben wir bereits in der 9. Klasse (das heisst es wr sein 10.Schuljahr, er war am Repetieren) aus demselben Gymnasium genommen, er besucht nun seit etwas mehr als 1 Jahr die Akad und seither hat sich die Situation extrem gebessert. Wir haben das Glück dass die IV die Schule bezahlt,im Rahmen der Erstausbildung. Da es sich um Erwachsenenbildung handelt fällt der gesamte Teil "Pesönlichkeitsbildung" weg der an "normalen" Schulen für Kinder und Jugendliche dazu gehört, dies bedeutet eine gewaltige Entlastung, denn dadurch fällt die dauernde defizitorientierte Kritik durch Lehrer usw. weg. Die Persönlichkeit von meinem Sohn entwickelt sich jetzt jedenfalls das erste mal positiv.
Der zweitjüngste ist 15, bald 16 und geht seinen Weg seit ein paar Jahren sehr autonom, sehr problemlos, die Anrufe erzürnter Lehrer bleiben aus, seine Noten am Gymnasium waren und sind zum Glück immer gut, Mobbing ist kein Thema mehr, er pflegt soziale Kontakte usw. Also eigentlich fast vollständig unauffällig und problemlos momentan.
De Jüngste ist 13, in der Primarschule besuchte er ganz normal die Regelschule, jetzt besucht er die Heilpädagogische Sonderschule, das heisst er ist jetzt in der 2. Sek, einen Teil der Fächer belegt er "an der normalen" Sek, der Rest Sonderschule mit Einzelförderung, da er im Gegensatz zu allen seinen Klassenkameraden kognitiv keine Einschränkung hat, im Gegenteil. Ob er danach ans reguläre Gymnasium wechselt oder direkt an die Akad werden wir sehen icon_wink.gif Ich tendiere zur Akad, da ich mich einfach nicht mehr rumärgern mag, den ganzen Aufwand, die Gespräche, das Unverständnis gewisser Lehrer, die Verurteilungen, Vorwürfe usw. einfach satt habe. Statt Bittsteller zu sein Wertschätzung und Respekt zu erfahren, Verständnis und Kooperation zu erleben durften wir in all den Jahren wirklich das Erstemal sowohl an der Sonderschule als eben auch bei der Akad.
Es gab an den Regelschulen zwar immer auch sehr engagierte Lehrer, richtige tolle Menschen, aber eben bei weitem nicht nur!
cucuseli
Dabei seit: 12.03.2005
Beiträge: 687
Wow Jeruscha, das mit der AKAD tönt ja super spannend! Ich habe immer gedacht, das Gymi in Deutschland sei einfacher.... scheint auch nicht der Fall zu sein. Ist die AKAD denn auch schon für Jugendliche? Und war das kein Problem die Finanzierung über die IV? Wir waren grad heute wieder beim Arzt, welcher die Diagnose stellte und er meinte im Notfall, wenn das staatliche Gymi nicht mehr geht, könne man einen Antrag stellen auf privates Gymi. Muss mich mal schlau machen, ob es hier in Basel auch eine AKAD gibt...
Eigentlich gehen unsere zwei Grossen noch recht gerne ins staatliche Gymi, sie haben eine tolle Klasse und sind endlich zusammen in der gleichen Klasse. Früher hat man sie immer bewusst extra getrennt. Unser Grösster hat die zweite Primar wiederholt, daher sind sie trotz Altersunterschied in der selben Klassenstufe.
Der Grosse wird es schaffen, aber eben der Jüngere sammelt ungenügende Noten. Er wird nun nach den Herbstferien Nachteilsausgleich erhalten, 20% Prozent mehr Zeit bei allen Prüfungen. Ich hoffe das bewirkt etwas...
Der Jüngste überholt alle... Er ist aber auch der einzige ohne irgendwelche Diagnose.
Der Grösste wurde im KG mit ADS diagnostiziert, ich denke aber eher dass auch er ein Asperger hat.
Kannst du mir auf meine PN deine Mail-Adresse schicken. So kann er dir den Fragebogen mailen. Man muss ihn ausdrucken und entweder per Post schicken oder einscannen. Einen proffessionellen Fragebogen welcher im Internet auszufüllen ist, konnte er nicht machen...
Er ist einfach zum ausfüllen.
Gute Nacht

Geniesse dein Leben jeden Tag
Viola
Dabei seit: 28.10.2007
Beiträge: 205
Vor langem habe ich als stille Mitleserin Anteil genommen und mit Freude die neusten Beiträge entdeckt. Diese machen mir Mut, dass es auch für unsere Tochter einen Weg geben wird.

Unsere 16jährige Tochter hat "Wahrnehmungsschwierigkeiten" (von Störungen mag ich nicht reden) visuell, auditiv, räumlich, und Mühe mit der sozialen Interaktion, v.a. mit Gleichaltrigen. Seit sie klein ist, haben unzählige Abklärungen stattgefunden: autistische Züge vorhanden, effektiv diagnostizieren wollte von den Fachleuten niemand und ich mag nicht mehr in jede Ecke der Schweiz rennen, um irgend einen weiteren Spezialisten auf diesem Gebiet aufzusuchen. Auch wenn uns gesagt wurde, eine bestimmte Fachperson in der Nordwestschweiz würde die Diagnose stellen...

Sie besucht die Regelschule im Dorf, letztes Schuljahr, mittleres Oberstufenniveau. Ein Nachteilsausgleich wurde ausdiskutiert und in Mathematik als nicht durchführbar verworfen. Im Turnen hätte man ihn gewährt in Form eines "besucht" statt der Note. Bei der IV ist sie schon lange angemeldet, im Kleinkindalter hat man aufgrund der motorischen Schwierigkeiten eine Cerebralparese diagnostiziert. Davon ist im Alltag nichts zusehen. Früher hätte man dazu wohl einfach ungelenk gesagt.

Die Berufswahl sowie die Lehrstellensuche ist äusserst schwierig. Ich als Mutter habe auch das Gefühl, unsere Tochter passt nirgends richtig rein.

Zusätzlich erschwerend: sie will unbedingt so sein wie andere und keinen eigenen Weg gehen. Keine EBA-Lehre, keine Ausbildung im geschützten Rahmen, kein Coaching etc. Möglichkeiten werden von Beginn an abgelehnt und Hilfe lässt sie nur beschränkt zu (da spielt wohl auch die Pubertät eine Rolle).

So, ich hoffe, ich habe Euer Thema nicht zweckentfremdet, da kein Asperger diagnostiziert ist, sondern die Wahrscheinlichkeit einer ASS im Raum steht (seit mehr als zehn Jahren)...

cucuseli
Dabei seit: 12.03.2005
Beiträge: 687
Hallo Viola
Da würde sich aber eine Diagnose schon lohnen. Meinem Sohn geht es seit der Diagnose viel besser. Klar will jeder normal sein... aber was ist normal?? Wir waren beim besagten Spezialisten in der Nordwestschweiz und bekamen dort viele wertvolle Tipps.
Wenn deine Tochter eine Lehre findet die ihr zusagt und sie tolle Lehrbegleiter hat, schafft sie es sicher. Nur ist der Weg dorthin nicht immer einfach!
Ich wünsche euch für die weitere Zeit alles erdenklich Gute!


Geniesse dein Leben jeden Tag
jeruscha
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 30.12.2003
Beiträge: 1196
@cucuseli

Danke für die Mail, werde sie möglichst zeitnah beantworten icon_wink.gif

@viola

schwieriges Alter, insbesondere, da offenbar seit vielen Jahren zwar "rumgedökterlet" wurde, ihr aber scheinbar nicht auf die geeigneten Fachleute gestossen seid. So habt ihr eine Teenagerin, welche sich wahrscheinlich komplett auf ihre Defizite fokussiert erlebt. Die einzige Möglichkeit die sie momentan hat, ist blocken und "normal" sein zu wollen.
Es gibt kaum etwas Schwierigeres als Mädchen, insbesondere wenn es sich doch um Asperger handeln sollte zu diagnostizieren. Mädchen sind in ihrem Bestreben "normal" zu sein Meister der Adaption und auch der Testmanipulation.
Nordwestschweiz kenne ich mich nicht aus, das KJPD Zürich (Dr. Gundelfinger und Dr Jenny) wären bestimmt gute Anlaufstellen.
Nur müsstest du wohl zuerst das Problem lösen, dass deine Tochter sich (noch einmal) auf irgend etwas einlässt.
Eine Option wäre, dass sie Umgang mit Autisten hat, und zwar solchen, die schon sehr lange diagnostiziert sind, und reflektiert damit umgehen, die ihren Weg gehen. Am Einfachsten finden sich diese via Games und Skype, irgendwie scheinen sie sich zu riechen icon_wink.gif
Bei guter Intelligenz halte ich es für absolut realistisch, dass Jugendliche mit Wahrnehmungsbesonderheiten oder Autismus einen guten Berufsabschluss machen können.
Was leider eine grosse Hürde darstellt, ist die momentane extreme Gewichtung bei Berufsausbildungen auf "Persönlichkeitsentwicklung" , das kann ein richtiger Genickschuss darstellen für nicht neurotypische Jugendliche.
Bei "geschützten" Berufsausbildungen wird das sogar noch stärker gewichtet, dazu die oft motorischen Unzulänglichkeiten....
Deshalb wann immer irgend wie möglich die Option einer gymnasialen Ausbildung mit anschliessendem Studium im Auge behalten.
Löwen
Dabei seit: 26.08.2021
Beiträge: 1
Hallo, ich bin neu hier und ich habe gleich zwei Autistische Kinder. Einen Sohn 11 Jahre und eine Tochter 9 Jahre. Mein Sohn hat dich gut entwickelt und kommt einigermaßen zurecht , aber meine Tochter ist sehr schwierig und hat keinerlei Interesse an anderen Kindern. Sie ist äußerst Distanslos ständig wechselnt von übertrieben lachend( krächzent) zu Heulen und schreien ... sie macht sehr viel kaputt ,schmeißt ständig Dinge durch die Gegend , macht ihr Geschäft neben das WC wenn sie mal ohne mich zum wc geht , schmiert ihr Essen wenn ich nicht aufpasse, sie fordert meine Permandente Aufmerksamkeit!!

Dazu kommt eine starke Geschwisterrivalität. Meine Tochter lässt nie von ihrem Bruder ab ,diese wehrt sich heftigst mit Worten und Taten... sie lacht und krächtst ständig..

Kennt das jemand hier?

Wie geht ihr damit um?

Gibt es Möglichkeiten ausser due Kinder immer wieder für 5 Minuten in ihre Zimmer zu verweisen??

Ich bin für jede Antwort Dankbar.

Lg