Behindertenheim

Universum
Dabei seit: 13.05.2013
Beiträge: 1515
Kaye, und weisst du was ich erschreckend finde? Wenn eine Frau- sie wusste, dass sie eine ganz schwere Erbkrankheit hat- dies bei der Heirat ihrem Mann verschweigt und bewusst schwanger wird. Die Krankheit ist dann mit ihrer vollen Härte ausgebrochen und sie musste ihrem Mann gestehen, dass sie ihn hintergangen hatte. Das Kind wurde dann auch getestet und war Träger dieser Krankheit (die Chancen bestehen bei 50 % diese Krankheit weiterzuvererben). Der Mann hat sie dann verlassen. Ich habe diese Geschichte als Pflegefachfrau miterlebt.
Es gibt einfach gute Gründe warum die Medizin empfiehlt, bei gewissen Krankheiten auf Kinder zu verzichten. Und schwere Erbkrankheiten und geistige Behinderungen sind nun mal gute Gründe, keine eigenen Kinder zu zeugen. Zumal geistig behinderte oft nicht einmal verstehen können was für Folgen das haben kann.

Versprich nichts, wenn Du glücklich bist.
Antworte nicht, wenn Du wütend bist
und triff keine Entscheidungen wenn Du traurig bist.

Autor unbekannt.
RenaW
Dabei seit: 06.10.2005
Beiträge: 1792
Kaye, meine Schwägerin hat Cystische Fibrose (mein Mann hat sich testen lassen, er ist gesund, d.h. er ist auch NICHT gesunder Träger). Auf Grund eines Sauerstoffmangels bei einer Operation als Baby ist meine Schwägerin auch geistig eingeschränkt.
Schon wegen der bestehenden Cystischen Fibrose käme es ja gar nicht in Frage, dass meine Schwägerin Kinder bekommt. Die Belastung einer Schwangerschaft ist für den Körper eine zu grosse Belastung, vor allem ja für die Lunge. Von der Vererbung der Krankheit ans Kind gar nicht zu reden. Ausserdem wäre meine Schwägerin gar nicht in der Lage, sich um ein Kind zu kümmern, sie kann ja ihren eigenen Alltag gar nicht alleine bewältigen. Und ich bezweifle, dass sie abschätzen könnte, was es heisst, ein Kind zu betreuen und Verantwortung zu tragen. Deshalb ist es auch ein himmelweiter Unterschied, ob jemand im Rollstuhl sitzt oder eine geistige Einschränkung hat.
Es wurde zwar versucht, meiner Schwägerin lesen und schreiben bei zu bringen. Nur ausser ihrem Namen lesen und schreiben und einem Geldbetrag von ca. 10 Franken ist nicht viel hängen geblieben. Ein Zeitgefühl ist kaum vorhanden.
Es würde hier also nicht um alltägliche oder ein bisschen Unterstützung gehen, sondern darum dass ein Kind meiner Schwägerin zu 100% Fremdbetreut werden müsste.
Mönlim
Dabei seit: 13.07.2016
Beiträge: 12
Hallo kaye

Ich habe die Beiträge nochmals genau durchgelesen. Da hast Du geschrieben:

Quote: Die "Ausmerzung" und "Spirale dreht sich weiter" etc., das waren Worte und Argumente einer früheren, sehr unschönen Zeit. Unquote

Dabei denkst Du sicher an die grässliche Nazizeit, die wir zum Glück nur noch vom Geschichtsunterricht her kennen oder von Reportagen von n-tv etc.. Damals ging es aber nicht darum, der Geburt von geistig Behinderten einen Riegel zu schieben, sondern um die Vergasung von lebenden geistig Behinderten. Das sind m.E. wirklich zwei Paar Stiefel. Du wirst doch sicher mit mir einverstanden sein, dass wir versuchen sollten, dieses Phänomen 'auszumerzen', damit sich die 'Spirale nicht weiterdreht'. Mit der Unterbrechung der Zeugungsfähigkeit von Behinderten - sprich Spritze für Mädchen/Frauen - wäre doch schon viel erreicht und allfälliger GV zwischen geistig Behinderten natürlich nicht ausgeschlossen. Ich glaube, dass die Kommentare, auf die Du Dich beziehst, in diesem Sinne gemeint waren. Meinst Du nicht?
barbarar
Dabei seit: 12.04.2014
Beiträge: 40
Behinderte Mädchen und Frauen werden nicht selten Opfer sexueller Übergriffe oder sie werden selber aktiv, weil sie Lust verspüren oder einfach aus Interesse, wie das wohl so ist. Aus diesem Grund finde ich es keinesfalls abwegig, sie hormonell zu schützen. Das hat dann auch den Vorteil, dass sie mehrheitlich keine Periode mehr haben, wenn sie die Pille durchnehmen bzw. alle drei Monate die Hormone gespritzt bekommen.
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
Liebe Mömlin

nein, das meine ich nicht. Ich meinte auch nicht nur die Nazi-Zeit, und die Euthanasierung lebender Behinderter. Die Eugenik hat vor den Nazis begonnen, und ging auch danach noch weiter. Die Idee der Eugenik ist eben gerade, dass man Behinderungen und andere "unerwünschte vererbte Eigenschaften" durch eine Unterbindung der Fortpflanzung Betroffener mit der Zeit ausmerzen kann oder soll. Diese Auffassung ist eigentlich seit mindestens 20-30 Jahren widerlegt. Erstens sind die allermeisten Behinderungen entweder nicht vererbt, oder Neumutationen. Man käme dem "Ziel" also nicht wirklich näher. Zweitens, und noch bedeutsamer, ist dieses "Ziel" an sich eine Infragestellung des Lebens-Wertes der Betroffenen. Wer sagt denn, dass es jemandem prinzipiell nicht gut geht, nur weil er oder sie zB. taub, kleinwüchsig oder mit Trisomie 21 geboren ist?
Kennst Du jemanden mit Trisomie 21? Diese Menschen sind eine Bereicherung für die Vielfalt des menschlichen Lebens, und eine Bereicherung für ihre Familien.
Ich stimme durchaus zu, dass man aufpassen soll, Verhütung empfehlen, und den Kinderwunsch einer nicht urteilsfähigen Person sehr genau bedenken sollte. Aber wenn man argumentiert, die Fortpflanzung sei unter allen Umständen zu verhindern, damit die Anzahl solcher Personen nicht zunimmt, ist dies erschreckend. Ich lese gerade ein Buch von Andrew Solomon "Weit vom Stamm", der das sehr schön erklärt und beschreibt, für alle möglichen Arten von Abweichungen von der sogenannten "Norm".

Mönlim
Dabei seit: 13.07.2016
Beiträge: 12
Liebe kaye
Wohl niemand wünscht sich ein Kind, das unter Trisomie 21 leidet. Klarer Beweis ist ja die die extrem hohe Abtreibungsquote (rund 95%). Und dann noch Enkel/Enkelinnen so dazu? Also bitte! Also wenn nun mal ein Kind mit Trisomie 21 geboren wurde, dann bin ich völlig einverstanden, dass es bestmöglich versorgt und gefördert werden sollte. Aber dass dieses dann noch weiter gleichartige Kinder produzieren soll, ist doch verantwortungslos. Aus diesem Grund sollten solche Mädchen/Frauen auch rechtzeitig hormonell geschützt werden vor Schwangerschaften. Denk doch auch, was mit den geschädigten Kindern dieser Gruppe geschieht! Die beeinträchtigten Mütter können sie ja nicht erziehen, werden ihnen weggenommen (!!!) und sie werden die debilen Mütter ihrem Elend überlassen mit Depressionen etc.. Ja ich kenne zwei Downfälle und deshalb habe ich auch diese Einstellung. Sie ist nicht nur aus der Luft gegriffen. Würde jeder/jedem gut tun, dieses Elend zu sehen. Ich spreche da nicht von körperlich Behinderten so nebenbei.

[Dieser Beitrag wurde 2mal bearbeitet, zuletzt am 15.07.2016 um 23:41.]
Mönlim
Dabei seit: 13.07.2016
Beiträge: 12
KORREKTUR!
Der Satz in meinem gestrigen Betrag von 23:41 Uhr lautend

Quote: Die beeinträchtigten Mütter können sie ja nicht erziehen, werden ihnen weggenommen (!!!) und sie werden die debilen Mütter ihrem Elend überlassen mit Depressionen etc.. unquote

sollte richtigerweise wie folgt lauten:

Die beeinträchtigten Mütter können die Kinder ja nicht erziehen und sie werden ihnen weggenommen (!!!). Die Mütter werden ihrem Elend überlassen und leiden unter Depressionen etc..
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
Ich sagte ja nicht, sie SOLLEN Kinder haben. Und ja, ich finde es gut, wenn die Ärzte empfehlen, bei gewissen Erbkrankheiten keine zu zeugen. Und ich bin ganz einverstanden, dass man seinen Partner da nicht hintergehen darf. Aber es ist ein Unterschied zwischen "empfehlen", die Umstände genau abklären, und auch den Betroffenen mit Verhütungsmitteln dazu verhelfen, ein möglichst uneingeschränktes Leben zu führen, auf der einen Seite, und einem generellen Verbot oder Sterilisierung auf der anderen. Das Argument mit der Abtreibungsquote lasse ich nicht gelten. Die Mehrheitsmeinung und die Ängste von werdenden Eltern, die sich ja das zukünftige Kind noch nicht wirklich vorstellen können, sind sicher kein Beweis für die Richtigkeit dieser Einstellung.
Mönlim
Dabei seit: 13.07.2016
Beiträge: 12
Alle pro und contra gegeneinander abgewogen finde ich schlussendlich die obligatorische hormonelle Verhütung die beste Lösung für Insassinnen in Heimen für geistig Behinderte. Man möge sich ja auch die Probleme für die Heimleitung vorstellen, wenn eine der Mädchen/Frauen schwanger würde. Das wäre das totale Chaos für die Heimleitung, die betroffenen Mädchen/Frauen und auch für deren Eltern.
Was die äusserst hohe Abtreibungsquote von Downföten betrifft, so ist diese ja eine Tatsache und der Beweis dafür, dass obwohl ein grosses allgemeines Gejammer vorherrscht gegen solche Abtreibungen, Frauen, die in diese Situation geraten, sich in 19 von 20 Fällen für die vorzeitige Beendigung der Schwangerschaft entscheiden. Ein klassischer Sinneswandel also. In meinen Augen ist es müssig, darüber zu philosophieren, ob dies zu begrüssen ist oder nicht. Es ist einfach so und die gesetzlichen Bestimmungen sehen dies auch ausdrücklich so vor, sicher nicht ohne Grund.
Frau
Dabei seit: 11.04.2014
Beiträge: 43
Liebe Kaye
In einem deiner Beiträge hast du geschrieben, dass geistig behinderte Menschen eine Bereicherung für die Vielfalt des menschlichen Lebens und eine Bereicherung für ihre Familien sind. Ich frage mich, wie du zu dieser krassen Fehleinschätzung gelangst. Also wenn 95% der betroffenen Eltern derartige Föten abtreiben lassen, kann doch sicher nicht behauptet werden, dass sie in geistig behinderten Menschen als Bereicherung für die Vielfalt des menschlichen Lebens und eine Bereicherung für ihre Familien sehen. Was die Gründe sind, warum 5% nicht abtreiben kann man nur erahnen. Es sind wohl viele Paare, die die Untersuchungen während der Schwangerschaft verschlampt haben. Die ganze Diskussion hier zeigt ja, mit wie vielen Problemen die ganze Gesellschaft konfrontiert wird, wenn Föten mit geistiger Behinderung nicht abgetrieben werden. Das haben eben auch die 95% der betroffenen Schwangeren eingesehen im Gegensatz zu nur 5%, die da unbekümmert sind.