Ein Kind durch eine Abtreibung "erlösen", weil es behindert auf die Welt kommen würde?
Sich selber "erlösen" lassen, wenn man durch Krankheit/Unfall plötzlich schwer behindert wird und im Koma liegt, sich nicht mehr bewegen kann etc.?!?
Das ist das eine ... aber was ist, wenn ...
... das Kind gesund zur Welt kommt und schwer behindert wird oder einen Gendefekt hat, welcher eine schwere Behinderung mit sich zieht, erlöst man es dann auch?!?
Wie schon erwähnt, nicht alle Gendefekte / Krankheiten / Behinderungen kann man vorgeburtlich untersuchen. Es gibt ganz viele Krankheiten / Gendefekte, die erst in den ersten Lebensjahren erkannt werden.
Mein Sohn ist "gesund" zur Welt gekommen und trotzdem leidet er an einer unheilbaren Krankheit. Er konnte rennen, essen, spielen, sprechen, lachen ... alle Dinge machen, die ein gesundes Kind auch machen konnte ... und dann, sagten uns die Ärzte plötzlich, dass er an einer unheilbaren Stoffwechselkrankheit leidet. Ein Gendefekt, den er seit Geburt hat. Wegen dieser Stoffwechselkrankheit hat er alles verlernt .... laufen, sprechen, spielen, essen, ... alle Dinge, die gesunde Kinder machen ... als er alles verlernt hatte, kamen gesundheitliche Probleme wie Schlafstörungen, Gleichgewichtsprobleme, Wahrnehmungsstörungen, Knochenversteifung, epileptische Anfälle, Spastiken, Wundliegen, Schmerzen, Myoklonien ... alles, was man sich vorstellen kann oder auch nicht!
Er kann NICHTS mehr alleine machen ... ausser Lachen. Er lacht mich an, oft und viel, laut und leise ...
... wenn ich höre, dass man solche Kinder/Menschen "erlösen" sollte, kann ich nur weinen. Man kann doch ein Kind, welches nach der Geburt aufgrund einer Krankheit/Unfall schwer mehrfach behindert wird, nicht "erlösen".
Ich finde es traurig, dass man so denken kann. Man kann vielleicht solche Entscheidungen für sich selber treffen und ja, auch für ein Kind während der Schwangerschaft. Man kann entscheiden, ein ungeborenes, krankes Kind abzutreiben.
Wer will schon ein behindertes Kind? Ich wollte auch keines ... aber meinen Sohn liebe ich trotzdem über alles ... auch seine Geschwister lieben ihn.
... und egal wie viele Tests ihr in der Schwangerschaft macht, es gibt keine Sicherheit, dass ihr nicht ein behindertes Kind bekommt ...
... und egal, ob ihr sagt, dass ihr das nicht könntet, wenn ihr in diese Situation kommt, würdet ihr es lernen. Jeder von euch!
Ich habe früher auch immer gesagt, dass ich nie ein behindertes Kind betreuen könnte. Das war für mich einfach unvorstellbar ... ich war mir ganz sicher, dass ich diese Kraft nicht hätte ...
... und heute kenne ich nichts anderes ... ich habe einen Sohn der schwer mehrfachbehindert ist und ich liebe ihn so, wie ich alle meine Kinder liebe! Er lebt so, wie er es kann und wir Eltern sorgen dafür, dass er ein möglichst schönes, schmerzfreies Leben hat. Auch wenn wir alles dafür aufgeben müssen ... von einem Familienleben kann keine Rede sein ...
Ich schreibe diesen Beitrag und weine ... einfach weil dieses "Denken", welches auch hier in diesem Beitrag wieder zutage kommt, uns Familien mit behinderten Kindern das Leben unglaublich schwer macht!
Ich wünschte mir nur "angenommen" zu werden anstatt "angestarrt" zu werden!