Seit 30 Jahren wird die Legasthenie amtlich gefördert. Sie hat inzwischen Kultstatus. Ausbildung und Wissenschaft, Schulverwaltung und Praxis, Arbeitskreise und ganze Industriezweige arbeiten Tag und Nacht für sie. Legasthenie wird umtanzt wie das berüchtigte Goldene Kalb. Wehe, wenn man etwas dagegen zu sagen wagt. Als Legasthenie gehts einem saugut heute.
Und das Ergebnis von 30 Jahren Legasthenieförderung? Wir schreiben heute doppelt soviele Fehler wie damals. Bemerkenswert!
Als Ich-kann-Schule-Lehrer stelle ich die lästigen Fragen dazu, z.B.: "Legasthenie ist das Fachwort für Lese/RechtschreibSCHWÄCHE. Wie heißt das Fachwort für Lese/recht6schreibSTÄRKE?" Du findest es nicht? Es gibt keins. Weltweit. Kein Schwein interessiert sich für die Lese/RechtschreibSTÄRKE, die darf ruhig vor die Hunde gehen, das will keiner sehen.
Als Ich-kann-Schule-Lehrer finde ich es natürlich beachtlich, wie gut wir bei so einer Misswirtschaft mit unseren Talenten immer noch schreiben. Ich schaue immer in die entgegengesetzte Richtung, dahin, wo die Talente sind, die wir ganz offiziell und vorschriftsmäßig verkommen lassen. Wenn ich diese Talente der "Versager" menschenwürdig behandle statt pädagogisch, erholen sie sich und zeigen mir, dass sie noch viel mehr können als das, was die Pädagogik ihnen abspricht. Viele sog. Lewgastheniker können nicht schlechter sondern viel besser schreiben als die anderen Kinder. Dafür müsste man allerdings die grobe, plumpe Pädagogik beenden und durch einen FEINEN Umgang mit den Talenten ablösen. Nicht die Kinder sind es, die Förderung brauchen: die Erwachsenen sind es, die nicht mit ihren Talenten umgehen können. Und dafür brauchen sie nicht noch mehr Pädagogik sondern endlich mal funktionierende. Unsere Pädagogikausbilder haben sich allzuoft aus der Praxis nach oben davongestohlen, weil sie es selber nicht können. Es ist wie im Märchen von des Kaisers neuen nKleidern: Keiner traut sich, ihnen zu sagen, dass sie nackt sind, weil sie alle Angst haben, dass herauskommt, dass sie für ihr Amt nicht taugen.
Ein wirklicher Lehrer muss konkret vormachen können, dass ein Kind, das nicht konnte, etwas kann, sonst ist er kein Lehrer. Und schon gar kein Lehrerlehrer. Wenn es mit den Kindern endlich nicht noch weiter bergab sondenr wieder bergauf gehen soll, dann sollten wir die Kinder in Ruhe lassen und erst einmal selbst LEHREN LERNEN. Unterrichten genügt nicht, das produziert Probleme wie Legasthenie, Ads & Co. ADS ist allzuoft DIE FOLGE VON UNTERRICHT.
Ich grüße freundlich.
Franz Josef Neffe
"Wenn ich Sie in dem Irrtum lasse, dass ich es bin, der Sie gesund macht, dann mindere ich Ihre Persönlichkeit!" Émile Coué