In Deutschland wird seit dem Kultusministerkonferenzbeschluss vom April 1978 die sog. Legasthenie offziell gefördert. Längst schreiben wir mehr als doppelt soviele Rechtschreibfehler wie damals. Ein geradezu gigantisches Erfolgsmodell also.
Vor ca. 30 Jahren fiel meine Kollegin H.Prem auf,
a) weil sie behauptete, ihr sei in ihrer Laufbahn nie ein Legastheniker begegnet
b) Legasthenie sei ein Gespenst und Gespenster gebe es nicht, und
c) Legasthenie sei KEINE LERN- sondern eine LEHRschwäche,
d) ALLE ihre Schüler würden stets in 1/3 der üblichen Zeit (also in 1/2 Jahr) fehlerfrei lesen und schreiben lernen,
e) und dafür brauchte sie nicht mal Hausaufgaben.
f) Mit der Prem-Methode lernten viele Kinder, wo die Schule versagt hatte, zu Hause mit der Mutter noch in kurzer Zeit richtig lesen & schreiben.
g) Ich kenne den Bericht eines Vaters, der beschreibt, wie seine 5jährige Tochter mit der Prem-Methode in zwei Stunden lesen gelernt hat.
h) Die über 70 Lehrer aus Bayern, Österreich und Hessen, die bei einem Schulversuch 1 Jahr mit der Prem-Methode gelehrt hatten, erklärten einmütig, a) das sei das erste stressfreie Schuljahr ihrer Laufbahn und sie würden die Prem-Methode beibehalten.
Als Ich-kann-Schule-Lehrer finde ich diese Erfahrungen bemerkenswert und kann sie bestätigen.
Auch ich bin nie im Leben einem Legastheniker begegnet.
Ich finde es ungeheuerlich, dass wir Kinder systematisch zu Legasthenikern machen. Kinder zu Legasthenikern machen, das zerstört die Persönlichkeit und schlägt die Talente in die Flucht.
Wenn wir das konkrete Leben eines konkret betroffenen Kindes genau untersuchen, dann sticht besonders in Auge, dass die Probleme bei der angewandten Pädagogik weder schwinden noch auf einem annähernd gleichen Niveau bleiben. SIE WACHSEN. Und sie wachsen immer hübsch parallel mit den pädagogischen Maßnahmen.
Das Lernen muss dabei schwer gehen, weil es ja auch ständig SCHWER gemacht wird. Die Pädagogik macht DRUCK und Druck zieht nicht nach vorne sondern drückt nach unten.
Wenn ich nun mit den Kindern, die angeblich nie im Leben werden richtig schreiben können, nur etwas für Persönlichkeitswachstum sorge, werden sie dem Leben gewachsen und schreiben sofort deutlich besser, ohne dass sie auch nur einen Buchstaben dazu geübt hätten.
In der Ich-kann-Schule gilt deshalb:
Probleme erSCHEINen als SACHprobleme, sie SIND aber immer PERSÖNLICHE Probleme.
Wir sollten aufhören, mit den SCHEINproblemen herumzu laborieren und die SEINSprobleme lösen; dann klappt es mit dem LERNEN nicht nur in diesem Bereich.
Und noch etwas:
"Legasthenie" ist als Fachbegriff für die Lese/RechtschreibSCHWÄCHE geschaffen worden. Nennen Sie mir den Fachbegriff für Lese/RechtschreibSTÄRKE! Sie finden ihn nicht? Es gibt keinen! Weltweit.
So verteilen wir Interesse, Intelligenz und Energie: Um die SCHWÄCHEN wird ständig wie um das berüchtigte Goldene Kalb getanzt. Das bekommt den Schwächen bestens. Geschwächte Stärken lassen wir eiskalt verhungern und quälen sie mit "Übungen", bis sie matt und platt sind.
Solch eine "Pädagogik" wird aber immer nur in der Machthierarchie VON OBEN NACH UNTEN praktiziert. Darum gibt es eine einfache Faustregel in der neuen Ich-kann-Schule für gute Pädagogik: "Probiere das, was Du mit den Kindern vorhast, zuerst an Deinem Chef aus!"
Ich freue mich auf Euren Erfolg.
Franz Josef Neffe
"Wenn ich Sie in dem Irrtum lasse, dass ich es bin, der Sie gesund macht, dann mindere ich Ihre Persönlichkeit!" Émile Coué