Mein Kind: Du bist behindert!

Franz Josef Neffe
Dabei seit: 17.11.2006
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Niemand weiß so gut, was in ihm drin ist, wie der Mensch selbst. Und niemand weiß es so gut wie Kinder.
Unsere Aufgabe ist es, alle unsere Kräften zu entwickeln: unsere und die der anderen, wo wir helfen können. Es ist nicht unsere Aufgabe, andere Menschen, insbesondere Kinder, über den neusten wissenschaftlichen Stand zu unterrichten und sie darauf einzustimmen. Es ist nicht unssre Aufgabe, den Kräften - wo wir ohnedies meist nur verkürzt die Körperkräfte sehen gelernt haben und nicht die dahinter steckende und damit verbundene Kraft von Geist und Seele - zu sagen, was sie nicht können. Der bewusste Verstand, dem wir das erzählen, der ist dafür sowieso nicht zuständig. Betroffen sind viel tiefere und potentere Kräfte im UNBEWUSSTEN, im GEIST, und die brauchen etwas GEISTREICHERES, die Leben um herausgefordert und nicht um über ihre Impotenz belehrt zu werden. Ganz egal, wo das Limit ist, das Dein Kind erreichen kann: seine Kräfte brauchen Dich nicht als Bremser, Entmutiger, Selbstbewusstsein- und Lebenslustreduzierer, sie brauchen Dich als Stärker und Aufrichter, Ermunterer und Ermutiger, Kraftzusprecher, Wachstumsprovokateur, Freund und an ihrem AUFleben Interessierten.
Ich befasse mich seit 35 Jahren damit, was Glaube, Zuspruch, Aufrichtung, Stärkung bewirken können; es ist in der Regel weit, weit mehr als uns allen bewusst ist. In der Ich-kann-Schule habe ich eine einfache, präzise Orientierung: Wenn Du Dich GUT fühlst und GLÜCKLICH bist, bei dem, was Du mit Deinem Kind tust, dann tue es! Wenn Du Dich aber schlecht und unglücklich dabei fühlst, dann schaffst Du ihm und Dir damit Unglück. Wenn jemand meint, Du müsstest das anders machen, dann soll er Dir unterschreiben, dass er für alle Folgen geradesteht.
Überlag mal: Kinder müssen uns Erwachsenen sagen: "Ich tuen jetzt noch wachse!" Müssen wir Kinder schrumpfen?
Ich grüße freundlich.
Franz Josef Neffe

"Wenn ich Sie in dem Irrtum lasse, dass ich es bin, der Sie gesund macht, dann mindere ich Ihre Persönlichkeit!" Émile Coué
murbeli
Dabei seit: 28.03.2004
Beiträge: 453
@Leji
Ja, viele blinde Menschen wollen gar nicht sehen können. Vor allem diejenigen, die schon von Geburt an - oder sehr früh - blind waren. Sie leben mit ihren Stärken. D.h. sie können sehr differenziert hören und erkennen Gerüche viel vielfältiger, als wir Sehenden.

Was ist denn erstrebenswert? "Normal" zu sein? Und was genau ist normal? Nur weil man nicht gehen oder sehen kann, heisst das doch nicht, dass man weniger wert ist und es deswegen erstrebenswert ist, gehen oder sehen zu können. Jeder hat seine Stärken und Schwächen. Bei den einen ist es halt offensichtlicher, als bei den anderen. Ich sehe es aber nicht als oberstes Ziel, in dieser Welt 08/15 zu sein. Jemand, der nicht gehen kann, hat sicher mehr Hürden zu bewältigen, weil die "Gedankenlosen" sie ihm in den Weg legen. Er wird aber selber nie zu diesen Gedankenlosen gehören, weil für ihn vieles eben nicht selbstverständlich ist. Seine inneren Werte sind reich.

Ich hatte mal eine Diskussion mit einer Bekannten, die sooooo Mitleid mit meiner Tochter hatte und meinte, dass man sie einschläfern dürfte, wenn sie ein Tier wäre. Da muss ich echt sagen, dass meine Tochter mit ihrer Intelligenz doch viel besser dran ist als die Bekannte, die zwar normal gehen kann, dafür aber kreuzblöd ist.

Deshalb spreche ich mit meiner Tochter über ihre Stärken und reite nicht noch darauf herum, was sie nicht kann und doch eigentlich sollte können wollen. Wenn sie mal einen Frust hat und sagt, dass sie normal rennen möchte, wie die anderen, sage ich ihr: Ja, du kannst das noch nicht. Aber dafür kannst du das und das und das. Weisst du, was ich meine?

Urteile nicht über einen Menschen, ehe du nicht eine Meile in seinen Mokassins gelaufen bist.