Was ist mit meinem Kind los?

Rosebudmaze
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 08.03.2018
Beiträge: 1
Liebe Eltern

Ich bin alleinerziehende Mutter und mein 9-jähriger Sohn kennt seinen Vater leider nicht (da dieser keinen Kontakt will).

Aktuell ist mein Sohn seit fast einem Jahr in einem Schulinternat, angefangen hat es nämlich in der Einschulung vor ca. zwei Jahren. Anfangs lief es gut, er war neugierig auf die Schule und machte auch immer mit, aber schon nach relativ kurzer Zeit (nicht mal ein Semester) nahm die Motivation ab. Er fing an den Unterricht zu verweigern, machte aber nie Theater morgens zu Hause dass er nicht gehen möchte. Wehrte sich mit Händen und Füssen, so staute sich auch die Wut (oder Trauer) immer mehr an so dass er dann auch Wutausbrüche bekam und plötzlich alles was ihm in die Hände kam, herumschmiss. Manchmal stand er auch einfach auf und verliess das Schulzimmer. Man konnte in dem Moment nicht auf Ihn zugehen, er war völlig verschlossen, er lies keine Nähe mehr zu. Eines Tages dann war wieder "so ein Tag" wo er dann wütend einfach aus dem Schulzimmer ging, die Lehrerin sich nach 5min Abklingzeit zu ihm nach draussen setzte und fragte was los sei, er antwortete nur "Ich will nicht mehr leben.".
Ich wurde natürlich sofort alarmiert und es gab Krisengespräche, er musste die Klasse wechseln (Einschulungsklasse, eher spielerischen Unterricht mit weniger Schülern und ohne fixen Lehrplan) zur Entlastung. Denn irgendetwas belastet ihn ja sehr stark...

Wir begannen dann mit verschiedenen psycholigischen Abklärungen, erst ambulant dann folgte die Tagesklinik und schlussendlich stationären Aufenthalt. In der Klinik sagten sie mir, es deute vieles auf Depressionen und/oder ADHS hin, worauf sie mir eine Medikation mit Antidepressiva oder Ritalin vorschlugen.

Ich selbst leider unter mittelschweren Depressionen und bin seit längerer Zeit in therapeutischer Behandlung, Medikamente nehme ich erst seit ca. fünf Jahren, seit es eben wirklich nicht mehr ohne geht. Mir geht es sehr gut seit der Einnahme, ich habe grosse Veränderungen durchgemacht, auch kann ich endlich wieder ruhig schlafen nachts. Ich hatte sehr schwierige Familienverhältnisse, aufgewachsen mit Gewalt und Unterdrückung, als Jugendliche einmal fast Vergewaltigt worden. Nur durch den frühen Tod meines Vaters (da war ich 11 Jahre jung) fühlte ich mich etwas entlastet und wurde willensstärker.

Ich verzichtete auf jeden Fall auf Medikation bei meinem Sohn. Aber er konnte in seiner Verfassung nicht zurück in die Regelschule, somit schlug man mir ein Internat vor. Es trennen uns 30 Minuten Hin- und Rückfahrt, also wirklich nicht weit weg, er kommt jedes Wochenende heim.
Es dauerte jedoch seine Zeit, um wirklich dort "anzukommen" und sich wohl zu fühlen. Als das dann wirklich mal soweit war, merkte man auch positive Veränderungen und wir waren zuversichtlich dass es so weitergeht. Leider war dieser Optimismus nur von kurzer Dauer...
Muss dazu sagen, dass nach den Sommerferien 2017 die Jugendlichen austraten und es somit etwas ruhiger wurde auf der Wohngruppe, es waren nur noch drei Kinder übrig mit meinem Sohn. Mittlerweile gab es wieder Wechsel, Jugendliche von anderen Wohngruppen (insgesamt gibt es vier) und Neueintritte. Aktuell hat die Wg also ca. fünf Neueintritte, vier Jungs unter 12 Jahren und eine Jugendliche.
Nun gab es Zimmerwechsel, mein Sohn hatte immer ein Einzelzimmer und teilt es ein Neues mit einem neuen Jungen im gleichen Alter. Mein Sohn ist eher ein ruhiger zurückhaltender Junge, mit sehr grossem Respekt, er würde nie einfach auf den Tisch springen oder sich Sachen nehmen die ihm nicht gehören ohne zu fragen. Doch sein Zimmergenosse ist eben so ein Kind, dass herumspringt auf Tischen, Stühlen etc. und ich glaube dass ihm das einfach zu viel ist, sich deshalb wieder mehr vor dem Unterricht drückt und seine Ausraster wieder häufiger sind.
Heute hat mir seine Bezugsperson erzählt, das vor kurzem folgende Situation war; er sass im Zimmer auf dem breiten Fenstersims bei offenem Fenster (aussen hat es überall Stangen angebracht, dass man auch nicht so leicht rausfallen kann) und sein Zimmergenosse rief sofort eine Betreuerin und die kam dann rauf. Sie sagte ihm, er solle doch bitte vom Fenstersims runterkommen, es sei zu gefährlich und er könnte rausfallen und sich verletzen. Mein Sohn antwortete daraufhin völlig gleichgültig, dass es ihm egal sei. Daher...läuten für mich wieder extrem die Alarmglocken und ich weiss nicht mehr weiter..

Ich habe noch niemals in Anwesenheit meines Sohnes solche Aussagen gemacht, auch zeige ich nie offen dass es mir nicht gut geht. Denn mit ihm geht es mir sehr gut, er lenkt mich so gut ab und bringt mich zum lachen, er gibt mir soviel Lebensmut und motiviert mich. Ich wüsste nicht wo ich heute stände, ohne ihn...
Ich habe ihn noch nie misshandelt, grob angefasst oder derartiges, noch nie angeschrien so dass er Angst vor mir haben müsste (meine Eltern waren nämlich so zu mir). Ich setzte aber Konsequenzen und Grenzen, aber ich würde schon sagen dass er eigentlich eine gesunde Portion Freiheiten geniessen darf.

Nun mich würde interessieren, ob es jemanden hier gibt der ähnliche Erfahrungen teilt....
goodie
Dabei seit: 12.11.2011
Beiträge: 3198
Oje wahrlich keine schöne Situation in der sich dein Sohn befindet. Leider kann ich dir nicht helfen aber ich sende euch viel durchhaltevermögen und viel Kraft, das ist sicher eine sehr schwierige Zeit die ihr durchlebt.

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg."

Mahatma Gandhi
yucca
Dabei seit: 08.02.2007
Beiträge: 3069
Keine einfache Situation...
Deinem Text zu folge, hat dein Sohn mühe mit neuen Situationen. Es wirft ihn aus den Bahn wenn etwas geändert wird. Hast du dass mit der Internatsleitung kommuniziert? Ich glaube dass das ein wichtiger Schritt ist, damit Änderungen vermieden werden oder nur in kleinen Schritten geschehen. In wie fern im Internat auf deinen Sohn rücksicht genommen werden kann, musst du abklären, ansonsten würde ich mich nach einem Schulheim umsehen, die auf seine Bedürfnissen zugeschnitten sind.

Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
nanny72
Dabei seit: 21.05.2006
Beiträge: 998
Das ein kind unmotiviert, desinteressiert oder agressiv ist, muss nich unbedingt an einer überforderung liege, sondern genau aus dem gegenteil, das er unterfordert ist in der schule
Meine jüngste hatte so ein Gspändli, ein lieber Junge, aber im 2ten Kiga jahr, wurde er immer agressiever und als er dann im 2ten semester in die 1 Klasse wechselte, wurde es wieder besser
Habe das auch schon von anderen fällen gehört, das sie schulisch nachgelassen haben, aber nicht aus überforderung, sondern wegen unterforderung
Was ihr auch mal schauen könnt, ob mit sport, musik ect vieleicht etwas zu machen ist
yucca
Dabei seit: 08.02.2007
Beiträge: 3069
nanny, daran habe ich auch schon gedache. Ich denke aber dass das bestimmt abgeklärt wurde, bei der ganzen Leidensgeschichte.

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Universum
Dabei seit: 13.05.2013
Beiträge: 1515
Ich glaube nicht, dass die Probleme bei Unter-oder Überforderung im Schulstoff liegen.
Ist dein Sohn in Psychotherapie, um die Vaterproblematik zu bearbeiten?Pro Weg 30 Min- da müsste es doch zu realisieren sein, dass er zu Hause leben kann? Dieser Junge braucht dringend Geborgenheit und Nestwärme, das bekommt er garantiert nicht in diesem Internat. Ein männliche Bezugsperson in Form eines Göttis, oder Mentor, hat er das? Caritas vermittelt sonst solche Kontakte. Alles Liebe für euch😘

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Antworte nicht, wenn Du wütend bist
und triff keine Entscheidungen wenn Du traurig bist.

Autor unbekannt.
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Ich weiss, es wurde vieles abgeklärt, aber trotzdem frage ich nach:
Asperger? Ich bin keine Fachperson, aber ich kenne eben 2 Personen, ein Jungendlicher und ein Erwachsener, die beide als Kind sehr ähnliche Verhaltensmuster an den Tag legten.

Während beim ersten schon im Kindesalter (etwa im Alter deines Sohnes) Asperger definiert wurde, wurde es beim zweiten erst im erwachsenen Alter festgestellt. Auch hier haben sogar Angehörige recht früh den Verdacht geäussert, es wurde leider immer abgewiesen.

Ganz typisch ist bei denen, dass die total ausrasten, wenn etwas verändert wird. Der eine war als Kind schon total ordentlich, und wehe, nur ETWAS wurde verändert, da drehte er schier durch. Auch kamen bei ihm schon im frühen Kindesalter unwillkürlich die Anfälle. Er zerstörte (schöne) Sachen anderer, er war Lebensmittel vom Tisch runter und trat drauf und ganz vieles mehr.

Ich erinnere mich, dass es hier schon mal User gab mit Asperger Kinder.

Ich persönlich würde jetzt auch denken, dass es für deinen Sohn wohl am besten ist, wenn er in (s)einem familiären Umfeld aufwachsen kann, evtl. sogar mit einer Tagesfamilie.
deb1
Dabei seit: 23.06.2007
Beiträge: 207
Für mich tönt das auch sehr nach Autismusspektrumstörung ( Asperger oder in ähnlichem Rahmen)
Mein einer Sohn hat eine ähnliche Geschichte hinter sich, seit der Diagnose in der 8. Klasse, dem darauf eingehen und konkreter Hilfe geht es ihm jetzt sehr gut.
Auf jeden Fall viel Kraft und Weisheit
Universum
Dabei seit: 13.05.2013
Beiträge: 1515
@Themeneröffnerin: bist du eigentlich auch noch hier?

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Autor unbekannt.
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Ich finde es schon etwas schade, dass ein ernsthaftes Thema eröffnet wird, um Rat gefragt wird, danach aber Funkstille.

Ich hoffe sehr, dass das echt kein Fake war icon_rolleyes.gif