Der Anfang ist ein Lumpenhund

Moderator Florian
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 11.05.2015
Beiträge: 67
Die «wir eltern»-Bloggerin Ümit Yoker lebt sich als Portugal-Anfängerin in Lissabon ein. Leicht fällt es ihr nicht: http://www.wireltern.ch/artikel/blog-der-anfang-ist-ein-lumpenhund

Hat jemand aus dem Forum in der Schweiz neu angefangen? Wie war das?
Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
3.12.1999 - ein eiskalter Dezembermorgen, ich im 8.Monat schwanger, komme mit einem Mercedes Sprinter Mietwagen, in dem meine wichtigsten Habseligkeiten verstaut sind, in der Schweiz an: voller Vorfreude, Erwartungen, Neugier, Liebe und Hoffnung. Was soll schon sein in einem mitteleuropäischen Land, Nachbarland meiner Heimat Österreich, zivilisiert und kultiviert, Deutsch sprechend.

Ich habe die 2 Monate bis zur Geburt unseres 1.Sohnes wie in einem Rausch verlebt, dann war es da, mein Kind und mich holte der Alltag mit all seiner Brutalität ein.

Was anfangs noch "witzig" war (verstanden hab ich beim Einkaufen, Busfahren, Bankschwätzchen niemanden und nichts), was noch spannend war (da sperren die Geschäfte über Mittag noch zu, da fahren die öffentlichen Busse bloss alle 10-15 Minuten), was noch herausfordernd war (wie kriege ich raus, wie die Ämter heissen, zu denen ich m u s s, wenn ich kaum jemanden verstehe) - all das wurde nun mit einem Kind zum Spiessrutenlauf. Denn alles musste ich allein mit Baby erledigen - da gab es niemand, er helfen konnte - Mann beim Arbeiten und ich erst 2 Monate hier.

Und eines wurde mir knallhart vor die Füsse geworfen: du bist der Ausländer, du bist hier fremd, passe dich an, lerne unser Deutsch, lerne unseren way of life. Es war ein brutaler Beginn - die negativen Erlebnisse überwogen - bis ich endlich das Schweizerdeutsch verstand. Ab da wurde es um einiges besser. Nun, Heimat wird diese Stadt, dieses Land nie für mich, aber es wurde ein Zuhause!

Ich denke, also bin ich hier falsch !
goodie
Dabei seit: 12.11.2011
Beiträge: 3198
Ich hab das ganze andersherum erlebt, ohne Kind aber in Deutschland. Ich denke dass man in jedem Land wo man nicht aufgewachsen ist, Probleme haben könnte.
Hab selbst erlebt dass man vor ca. 17 Jahren in Deutschland als Schweizer wie ein Mensch 3. Klasse behandelt wird. Mit Gaggiprobe und antraben auf dem Gesundheitsamt... und noch andere Spässe die die mit mir getrieben haben. Schlussendlich hab ich mich arrangiert und hab mich dann erst im Schwarzwald richtig wohl gefühlt. Dort wäre ich auch geblieben, wenn nicht mein Mann mit der Arbeit unglücklich gewesen wäre. Im NRW war ich immer Fremd (mein Mann als Hesse auch) und ich hab extrem gelitten dort oben. In der Schweiz zurück, fühlt sich mein Mann auch wohl. Anfangs hatte er auch mit dem Dialekt etwas mühe aber ihm hat das nie was ausgemacht.

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg."

Mahatma Gandhi