Müde Mütter
Wir Mütter leisten, egal ob noch erwerbstätig oder nicht, nicht weniger als 100% berufstätige Kinderlose, einfach auf einer anderen Ebene. Schliesslich bilden und formen wir in gewisser Hinsicht die nächste Generation, unsere Zukunft. Und diese bereichernde, erfüllende, schöne, verantwortungsvolle, aber auch anspruchsvolle und teilweise sehr anstrengende Aufgabe, Berufung und Herausforderung, die uns täglich sehr viel abverlangt und wo von uns immer mehr verlangt, gefordert und erwartet wird, verdient endlich mehr Respekt, Wertschätzung, Achtung, Anerkennung und Dankbarkeit! Wer Kinder erziehen nach wie vor als „Schoggijöbbli“ betrachtet, abwertet, belächelt und gleichsetzt mit „Plöischle“, „Käfele“, bisschen Haushalten und Kinder bespassen, hat ehrlich gesagt keine Ahnung und nichts begriffen! Nein, Muttersein ist viel mehr als das – ein „Fulltimejob“ ohne geregelte Arbeitszeiten und Feierabende, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Schade, dass die Allermeisten, nicht nur Aussenstehende, davon jeweils nur einen winzig kleinen Bruchteil mitbekommen… Zu behaupten, Mütter hätten immer „frei“, nichts zu tun, täten faulenzen und Däumlein drehen, ist ein Affront, eine Frechheit und schallende Ohrfeige gegenüber allen verantwortungsbewussten, engagierten Müttern und ihrer täglichen Arbeit.
So wie Kinderlose über ihren nicht immer einfachen Alltag und Beruf erzählen und auch mal klönen dürfen, dürfen auch Mütter und Väter ab und an über die nicht immer einfache Elternschaft jammern, ohne gleich als undankbar, überfordert und unbelastbar abgekanzelt und verurteilt zu werden wie mir dies leider vor einiger Zeit mit und bei einer kinderlosen Bekannten widerfahren ist. Ich traf sie zufällig im Quartier. Sie fragte mich, wie es mir gehe. Darauf antwortete ich ehrlich, dass es mir nicht schlecht gehe, es jedoch zurzeit sehr schwierig sei mit meinen beiden Kindern im Trotz- und Quengelalter. Sie konterte daraufhin überheblich, dass ich nicht so tun solle, ich hätte es ja so gewollt und solle dankbar sein über dieses Glück zweier gesunder Kinder, nicht jede hätte das Glück Kinder zu kriegen. Ich war baff und verletzt und antwortete ziemlich forsch, dass ich sehr wohl glücklich und dankbar sei, wir dieses Glück auch sehr schätzen, dass aber auch wir Mütter A) mal am Anschlag sein und B) dies auch sagen dürfen, ohne gleich „runtergeputzt“ zu werden. Schliesslich täte einer erwerbstätigen Kinderlosen, die über ihre Arbeit, den Chef, die Kollegen jammert auch niemand einfach so ins Gesicht sagen, sie solle nicht so tun, sie hätte es ja so gewollt und sie solle dankbar sein für ihren Job, schliesslich hätte es genug Arbeitslose, die gerne arbeiten würden.
Mütter dürfen sich nicht genieren, sondern dazu stehen, dass nicht immer alles „rosig“ läuft und sie hin und wieder über ihre Grenzen kommen. Es ist wichtig, den Partner mit in die Erziehung einzuspannen, ihm wichtige Aufgaben anzuvertrauen, ihn auch einfach mal machen lassen. Sich die Nächte im Turnus abzuwechseln, wo der Vater und die Mutter abwechslungsweise sich um die erwachten Kinder kümmert, sie füttert, frisch wickelt und wieder in den Schlaf begleitet. Denn nicht nur der Vater muss morgens beizeiten aufstehen, „parat sein“ und hat einen anstrengenden Arbeitstag vor sich – auch die Mutter! Falls nötig, sollten Eltern nicht zögern, Hilfe, eventuell auch professionelle, anzunehmen um den Alltag besser bewältigen zu können.
Wichtig ist aber auch, dass sich die Mütter untereinander weniger “bekriegen”, kritisieren und verurteilen, sondern mehr zuhören, sich austauschen, füreinander interessieren, aufeinander zugehen, unterstützen, aufmuntern und helfend unter die Arme greifen. Egal ob Muttermilch oder Schoppen, Kinderwagen oder Tragetuch, erwerbstätig oder nicht, geimpfte Kinder oder ungeimpfte: Wir Mütter und Väter versuchen und tun tagtäglich nur das Beste für unsere Liebsten und sitzen alle im gleichen Boot. Versuchen wir dieses gemeinsam vor dem Kentern zu bewahren und führen es auch in stürmischen Zeiten gemeinsam in den sicheren Hafen ohne diesem unnötigen, nutz- und sinnlosen Elternbashing auch nur die geringste Chance zu geben
! Denn nur so und mit mehr Mit- und Füreinander statt Gegeneinander, weniger Vorurteilen und Anfeindungen, dafür mehr gegenseitiger Toleranz, Respekt, Akzeptanz, Rücksicht, Offenheit, Hilfsbereitschaft und Verständnis wird das Leben als Eltern noch viel einfacher, leichter und angenehmer.