wolfgang, dies ist aber eine diskussion an der du teilnimmst. was bürokraten betrifft bin ich aber natürlich deiner meinung, und natürlich sehe ich auch die gefahr von institutionen. nur weil jemand knowhow oder ein diplömli hat, ist er nicht besser, noch lange nicht.
aber "wir bieten auch besuchsbegleitung an" (= o-ton second wife) tönt so professionell. das kann aber ansich jeder genausogut "anbieten". und eben, diesem verein würde ich gerade was das betrifft nicht blind vertrauen.
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http://www.zsz.ch/artikel_13631.html
Wie gestaltete sich die Lebenswelt von Verdingkindern?
Viele Kinder wurden nicht etwa verdingt und in anderen Familien fremdplatziert, weil sie zu Hause an Leib und Leben gefährdet gewesen wären, also nicht aus vormundschaftlichen Gründen. Es war Teil der Armenpolitik, dass man Eltern so «entlastet» hat und ihnen die Kinder wegnahm, wenn sie nicht mehr für diese sorgen konnten eine sozialdisziplinierende Massnahme, wie sie für Verarmte auch der Verlust des Stimmrechts oder das Verbot zu heiraten darstellte. War ein neuer Platz für ein Kind gefunden, sahen die Behörden ihre Aufgabe als erledigt an. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die Pflegeverhältnisse nicht oder nur ungenügend kontrolliert. Und auch, als es Aufsichten gab, standen diese unter dem Gesichtspunkt des Gemeinwohls: Es ging darum, den Kindern das Arbeiten zu lehren, damit sie die Gemeinden später nichts mehr kosten. Wenn ich Diskussionen zum heutigen Pflegekinderwesen beiwohne, erschrecke ich teilweise, wie dominant der Druck noch immer ist, die Versorgung eines Kindes möglichst günstig zu halten.
Dann liegen die Welten von Pflegeund Verdingkindern nicht fern voneinander?
Die beiden Begriffe liegen sehr nahe beieinander. In den Behördenprotokollen im Kanton Bern ist im 20. Jahrhundert beispielsweise ausschliesslich von Pflegekindern die Rede. Kam es allerdings zu Skandalen vor allem in den 1940er-Jahren wurden Todesfälle gerichtlich verhandelt -, sprach man stets von Verdingkindern. Die Perspektive ist bei dem Gebrauch der beiden Begriffe zentral. Gleichzeitig ist die Veränderung der Begrifflichkeit auch ein Zeichen dafür, dass die Pflege und das Wohlergehen des Kindes immer mehr ins Zentrum gerückt sind.