8-jähriger raubt mir den letzten Nerv

Gelöschter Benutzer
"sicherlich müssen diese Kinder "Futter" haben, keine Bremse."

Das gilt ja wohl für alle Kinder.
hoppla
Dabei seit: 06.02.2006
Beiträge: 558
Wir hatten exakt dieselbe Situation Anfang diesen Jahres. Unser Sohn ist sieben und hat ebenfalls die erste Klasse hinter sich. Nach den Herbstferien 2010 wurde es immer schlimmer, genau wie du es beschrieben hast. Es gab auch Beschwerden der Lehrerinnen über sein Verhalten. Ich hatte eine Zeit lang keinen Draht mehr zu ihm. Die Lehrerinnen empfahlen dann, ihn beim Schulpsychologen abklären zu lassen. Anfangs waren wir gar nicht glücklich darüber, fanden es übertrieben, weil er ja ein guter Schüler ist. Inzwischen ist das alles Schnee von gestern. Die Abklärung war genau das Richtige, wobei der Schulpsychologe auch einfach wunderbare Arbeit geleistet hat. Es ist ihm gelungen, von allen Beteiligten (uns Eltern, den Lehrerinnen und v.a. vom Kind) Druck weg zu nehmen. Plötzlich waren wieder vernünftige Gespräche möglich.
Könntest du ev. mal mit den Lehrerinnen sprechen? Wie sie die Situation einschätzen und wozu sie raten? Oder macht er das wirklich nur zuhause? Mir hat der Psychologe das Bild vom Dampfkochtopf erklärticon_smile.gif. Die Kinder stehen in der ersten Klasse unter grossem Druck, sollen viele Erwartungen erfüllen und gerade bei Kindern, die intelektuell weit sind, die können in der ersten Klasse oft nicht zeigen, was sie drauf haben, weil dort v.a. schön schreiben und malen gefragt ist. Diese Anspannung lässt er vielleicht zuhause raus, weil er sich dort angenommen und geliebt und sicher fühlt...
hoppla
Dabei seit: 06.02.2006
Beiträge: 558
Und: Oh ja, man macht sich unbeliebt. Bei uns ging es gar nicht um Hochbegabung, nur eben dass er in gewissen Bereichen schon weit entwickelt ist... aber mir fehlten echt Menschen, mit denen ich darüber reden konnte. Selbst meine beste Freundin "versagte" in dieser Situation komplett. Zum Glück gibt's dann Foren...
melli
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 03.01.2005
Beiträge: 780
Nona1 und briki
Das könnten meine Zeilen sein! Und ihr stüpft in die richtige Richtung. Mein Sohn wurde nach dem 1. Kiga-Jahr vom Schulpsychologen auf besondere Begabung abgeklärt. Resultat: keine Hochbegabung aber überdurchschnittlich intelligent. Und für sein Alter sehr weit. Und gestohlen hat ers nicht - bei mir wars genau so. Nur interessierte das vor knapp 30 Jahren noch keinen. Das Problem ist jetzt, dass er bereits abgeklärt wurde. Ein zweites Mal wird das wohl kaum bewilligt. Die Klassenlehrerin ist leider eine Bremse, das können wir nicht ändern. Also was tun?
lalai
Dabei seit: 12.10.2003
Beiträge: 225
@melli und all,

wir haben einiges an dem hinter uns.Das Schlimmste ist, dass es Leute gibt , die wie darauf warten, dass etwas schief geht.
Mit den Noten wirds nicht besser, auch da gibts welche , die denken, mein KInd hat doch besser, also muss es doch schlauer sein, als diejenigen, wo doch "unterfordert "waren.
Übeforderte KInder sehen andere gern, unterforderte nicht, da wird von andern in der Gesellschaft masslose Anforderungen gestellt.


@me too, genau solche Eltern hatte ich gern.Einfach nichts kapiert, wie wir meinen.Ich fühlte mich oft nicht verstanden; u am schlimmsten war der Neid.
lalai
Dabei seit: 12.10.2003
Beiträge: 225
bei uns gehts dnn auch nicht um HB
Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
Beiträge: 2397
@anita cornelia

so, bin ich wieder ganz deiner meinung icon_smile.gif

ich glaube schon, dass kinder reagieren.... auf was, warum und vorallem wieso?

ganz ehrlich? müsste ich all die stunden lernen, mich benehmen, anpassen und in der gruppe behaupten.... wäre ich jetzt so kurz vor den ferien - auch gestresst.

gruss
briki
Dabei seit: 11.06.2004
Beiträge: 234
@melli
Gibt es einen Heilpädagogen an eurer Schule? Wenn ja, könntest du dich evtl. einmal an ihn wenden?

Unser Sohn sollte gemäss Kigä in eine Einführungsklasse eingeschult werden. Ich konnte mir das einfach nicht vorstellen (unser Mittlerer kommt in den Kiga - sollte das Thema bei ihm auch kommen, sieht es anders aus). Er hat im Kiga flüssig gelesen, wollte lernen - alle Schleusen bei ihm waren auf "Aufnahme" gestellt. Wie hätte ich ihm erklären sollen, dass er zwei Jahre in die erste Klasse geht? Ich habe mich oft gefragt, ob wir richtig entschieden haben (wir haben ihn in die Gesamtschule in unserem Dorf eingeschult statt in die "normale" Primarschule, in die wir eigentlich gehen würden), habe immer wieder gezweifelt ... seit heute weiss ich mit Sicherheit, dass es grundlegend falsch gewesen wäre, ihn in die EK zu schicken, unser Bauchgefühl war richtig! Wir haben grosses Glück mit dieser Schule, mit dem Lehrer, und mit dem Praktikanten, der die Not unseres Buben gesehen hat. Er ist nicht unglücklich, aber er hat deutliche Zeichen gesendet.

Und ja: den Neid emfpinde ich auch als schlimm. Auch von anderen Eltern, weil gerade unser Sohn in den Genuss des Praktikanten kommt ("der hat den Narren gefressen an ihm" hab ich schon gehört). Aber das geht in die gleiche Schublade wie wenn ein Kind früh trocken wird. Wehe, man erzählt es voll Freude - die Neider sind nicht weit.
mosaik
Dabei seit: 26.01.2005
Beiträge: 424
Ich hatte in den letzten Monaten auch so ein Exemplar zuhause. Jeden Mittag gab es riesen Diskussionen über irgendwelche Sachen. Ich konnte machen was ich wollte, nichts war recht. Nicht einmal sein Lieblingsessen war ok. Da hat es mir den Nuggi rausgehauen und ich habe ihm gesagt, dass ich sein Verhalten nicht mehr dulde in Zukunft. Ich habe meine Erziehungszügel gestrafft und ganz klar kommuniziert was ich nicht mehr dulde und was die Konsequenzen sind falls er es trotzdem tut. Und das habe ich vorallem auch durchgezogen. Und von da an ist es erträglich geworden. Ich denke, dass er mehr Halt gebraucht hat. Und das konnte ich ihm nur durch durchgeführte Konsequenz geben.
Ich könnte mir vorstellen , dass dein Sohn durch dein resignieren auch soweit ist wie meiner?
Ausserdem wäre es vielleicht gut, wenn der Lehrer/die Lehrerin deines Sohnes ihn mehr fördert/fordert. Mein Sohn hat von seiner Lehrerin ein Spezialheft erhalten, wo er sich schwierigere Aufgaben aussuchen kann wenn er will.

constant vigilance (Mad-eye-Moody)
nona
Dabei seit: 12.10.2004
Beiträge: 176
@me too

Unterforderte Kinder sind mit dem normalen Schulstoff "gebremst". Sie müssen Schulstoff immer wiederholen, den sie schon längstens beherrschen. Das führt zu Frust und manchmal zu Resignation, Agression etc.. Wir reden hier von genau diesen Kindern und ich meine das auf keinen Fall abschätzig gegenüber Kindern, für die der Schulstoff normal fordernd ist. Nicht zu vergessen jene, die überfordert sind. Somit ist das Problem die riesige Bandbreite an Kindern, jedes für sich eine eigene Welt, die unsere Volksschule beim besten Willen nicht alle auffangen kann.

@ melli

Klar, es muss keine Hochbegabung dahinterstecken, ob ein Kind sich zu Tode langweilt in der Schule. Aber unsere Volksschule hat natürlich auch schon Mühe mit überdurchschnittlich intelligenten Kindern.. ich stelle fest, dass Kinder mit Lernschwächen überdurchschnittlich mehr an (bezahlter) Förderung geniessen und weitaus besser begleitet werden, als die unbequemen "Besserwisser". Natürlich wird uns Eltern auch unterschwellig mitgeteilt, das wir, sagen wir mal, überdurchschnittlich ehrgeizige Eltern seien... Weisst du, das gurkt mich richtig an. Als ob es einfach wäre, mit so einem Kind! Und als ob ich es gewollt hätte, das er nun mal schneller kapiert als die meisten! Dafür hab ich ein Kind, das nachts mit den Zähnen knirscht, Nägel abnagt, ausflippt, tobt, Bauchschmerzen hat und meist lieber alleine ist. Das ist nicht die Folge von Frühförderung und all dem Quatsch. Das ist einfach mein Sohn und ich kann sein Wesen auch nicht einfach ändern.