Anschreien = psychische Gewalt

*eineFremde*
Dabei seit: 12.06.2012
Beiträge: 199
wenn andere meine Kinder angeschrien haben, dann habe ich deswegen kein Geschrei gemacht icon_biggrin.gif

weil es passieren kann und deswegen die Welt nicht untergeht.

Menschen, Eltern, sind ganz unterschiedlich.
Wir sind und waren immer eine sehr dynamische und manchmal laute Familien.
Unsere Lautstärke wäre bei einigen vielleicht unter Schreien gefallen, war aber gar nicht so. Oft war es nur lautstarkes Diskutieren.
Und nein, das ist KEINE Ausrede.

sich aus der Situation raus zu nehmen, wäre bestimmt die bessere Lösung gewesen. Ganz klar.
Nur ich habe es nicht immer geschafft.
Oftmals, aber nicht immer.
Mag sein, dass das weder für meine Intelligenz, noch mein Erwachsein sein spricht.
Aber für meine Authenzität.


Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
"*eineFremde*" schrieb:

wenn andere meine Kinder angeschrien haben, dann habe ich deswegen kein Geschrei gemacht icon_biggrin.gif


Und warum verwundert mich diese Antwort jetzt nicht ...icon_rolleyes.gif

Ich denke, also bin ich hier falsch !
Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
"*eineFremde*" schrieb:

Aber für meine Authenzität.


Sicher nicht - denn Authentizität wäre Einsicht...

Ich denke, also bin ich hier falsch !
Andromeda
Dabei seit: 25.08.2009
Beiträge: 250
Wie definiert ihr Schreien überhaupt? Das sieht hier vielleicht auch jede/r anders.

@Blue
Dünkt es mich nur oder gehst du hier radikal mit dem Zeigefinger durch wie die Lehrerin, die ihren Kinder zeigt, was sie falsch machen? Ach, wie ich das hasse, dass wir Mütter einander nicht leben lassen können 😢
Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
Es dünkt dich nur - ich vertrete hier nur meine Meinung!

Und hasse was immer und wen immer du willst, es macht dich nicht intelligenter und nicht empathischer - du reihst dich damit nur ein in eine Riege selbstverliebter, selbstgerechter und uneinsichtiger Wir-sind-ja-alle-nur-Menschen-Mütter, deren Blick auf alles fokussiert ist, aber nicht auf ihre Kinder! Ich lasse alle leben, aber so wie die hier ihre Weisheiten ausbreiten, egal, ob dümmlich oder nicht, darf ich das auch! Hat nichts mit dem Zeigefinger zutun, nur mit dem gleichen Recht für alle! Und du musst ja nicht lesen, was ich schreibe!



Ich denke, also bin ich hier falsch !
Paxxie
Dabei seit: 04.01.2002
Beiträge: 594
"KlaraM" schrieb:

Folgefrage:

Dürfen andere Leute eure Kinder auch anschreien? Die Lehrpersonen, die Grosseltern, der Vater, die Tante oder der Nachbar? Unter der simplen Bedingung, dass es ihnen nachher Leid tut? Oder würdet ihr da eingreifen und sagen: "Hallo, das geht gar nicht. Das dürfen nur wir Eltern!"


Schon "das dürfen nur wir Eltern".... ist falsch, denn anschreien ist NICHT ok in meinen Augen. Wer seinen Kinder anschreit, wird auch seinen Ehepartner anschreien. Und andere Leute seine Kinder anschreien lassen, geht natürlich auch überhaupt nicht
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Hm, die Frage könnte man wirklich noch extrem präzisieren, indem wir das "Schreien" genauer betrachten.

Beispiel: 2 erwachsene Personen betreuen in einer Kinderkrippe oder so über 10 Kinder. Eines will gerade einem andern einen Holzhammer auf den Kopf schlagen, da ruft die Betreuerin ganz laut: "Hansli, stopp." Hansli stoppt und schaut verwundert zur Betreuerin. Sie hat in erster Instanz ihr Ziel erreicht. Falsch wäre, wenn sie Hansli (mit lauter Stimme) zurecht weisen würde. Hätte sie mit normaler Stimme gesagt: "Äh, Hansli, ich möchte, dass du den Hammer weglegst, es könnte dem Vreneli weh machen, wenn du sie schlägst", hätte Hansli schon längst zugeschlagen....

Eben, war das ein "Anschreien" oder nur das Erheben der Stimme?

Weiter frage ich mich, "dürfen" Eltern ihrem Kind sagen, sie seien enttäuscht, wenn es z.B. nicht (genug) gelernt hat und eine schlechte Note heimbringt? Oder gar drohen, wenn du nicht mehr lernst, darfst du nicht mehr zum Fussball.... Diese Liste könnte noch lange weitergeführt werden.

Ich vertrete halt immer noch die Meinung, wenn jeder Mensch, jede Mutter, jeder Vater, mehr den gesunden Menschenverstand einsetzen würde, statt sich mit immer mehr Erziehungsratgeber auseinanderzusetzen, wäre die Verunsicherung viel kleiner.

Wir hatten in der Nachbarschaft einen Vater, der hatte sowieso eine laute Stimme. Wurde er wütend, so rief er laut aus, es war recht weit zu hören. Die Mutter hätte NIE ihre Stimme erhoben, betonte aber dafür immer wieder, wie sehr sie enttäuscht sei vom Verhalten des Kindes. Sogar noch nach langer Zeit, wenn das Kind um die Erlaubnis für etwas bat, kam die Antwort, sie wisse nicht, ob das Kind nicht wieder sie enttäuschen würde.
wisst Ihr was? Die Kinder mochten die Art vom Vater viel besser, als die der Mutter.

Die Generation unserer Eltern wuchs noch mit viel Strenge, Schläge, Schreien, usw. auf. Da machte sich auch niemand Gedanken um das (seelische) Wohl der Kinder. Wieviele von denen waren nachher traumatisiert`?

Sowieso: Die meisten "Kinder" wollen es als Eltern es besser machen, als es die eigenen Eltern taten.

Wie oft hat mir schon eine Mutter erzählt: "Als Kind musste ich immer das und jenes. Deshalb MÜSSEN meine Kinder das nicht, wenn sie nicht wollen. Damit will ich sagen, dass die meisten das Gefühl haben, sie müssen es besser machen. Ob denn nun die Kinder jener Mütter, die immer so perfekt sind, als Erwachsene sagen, sie würden es genauso machen, das wäre der Idealstiel?
Paxxie
Dabei seit: 04.01.2002
Beiträge: 594
GabrielA, dein erstes Beispiel... was soll ich jetzt sagen.... einerseits erwähnst du gesunden Menschenverstand, und andererseits bringst du genau ein Beispiel, wo mit es mit einen Minimum von gesundem Menschenverstand SO logisch ist, dass das ok ist, STOP zu rufen in dieser Situation.


Eigentlich denke ich, dass es hier in dieser Diskussion um eine andere Art Schreien geht, und wir wissen wohl alle, was hier gemeint ist.

Es geht auch nicht darum, Schreien durch irgendwelche Methoden zu ersetzen, die genau so weh tun und langzeitschädigend sind.
Andromeda
Dabei seit: 25.08.2009
Beiträge: 250
"Blue64" schrieb:

Es dünkt dich nur - ich vertrete hier nur meine Meinung!

Und hasse was immer und wen immer du willst, es macht dich nicht intelligenter und nicht empathischer - du reihst dich damit nur ein in eine Riege selbstverliebter, selbstgerechter und uneinsichtiger Wir-sind-ja-alle-nur-Menschen-Mütter, deren Blick auf alles fokussiert ist, aber nicht auf ihre Kinder! Ich lasse alle leben, aber so wie die hier ihre Weisheiten ausbreiten, egal, ob dümmlich oder nicht, darf ich das auch! Hat nichts mit dem Zeigefinger zutun, nur mit dem gleichen Recht für alle! Und du musst ja nicht lesen, was ich schreibe!




Und ich vertrete die meine! Ich habe NIEMALS gesagt, dass ich jemanden hasse, sondern das Verhalten, dass Mütter Müttern vorhalten, was sie alles schlecht machen. Und das tust du!!!!!!! Das ist Fakt, Blue.
Ausserdem beleidigst du mich, indem du sagst, dass ich kein Einfühlungsvermögen hätte, selbstgerecht, selbstverliebt und uneinsichtig sei. Dieses Verhalten zeigt auch so einiges.
taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
Beiträge: 1317
Schlussendlich geht es in dieser Diskussion - wie in vielen anderen - um den Erziehungsstil, das Erziehungsverhalten der Eltern.

Welche Werte sind mir wichtig? Was will ich meinem Kind in seinen Rucksack füllen? Wie fülle ich den Rucksack? Lasse ich dabei mein Kind mitbestimmen? Immer, manchmal oder nie? Gibt es Dinge, über dich ich auf keinen Fall verhandeln will oder kann?

Mögliche Fragen, die ich mir zu Beginn, wenn ich Mutter werde, stelle. Unbewusst oder bewusst. In Babyjahren möchte ich mein Kind gleichzeitig vor Impfungen und Krankheiten beschützen - wie entscheide ich mich? Welche Faktoren spielen in diesen Entscheid mit ein?
Das Kind wird älter. Ich stelle fest, dass der damals gefällte Entscheid heute nicht mehr "richtig" ist für mich. Ein neues Abwägen beginnt. Fühle ich mich schuldig? Geht es mir am A** vorbei? Kann ich mich weiter im Spiegel anschauen wenn ich sage "hey, damals hast du so entschieden, mit dem damaligen Wissensstand - heute habe ich ein anderes Wissen und entscheide mich neu. Vergangenes kann ich nicht rückgängig machen, aber weiteren Schaden nach meinen Möglichkeiten vermeiden"

Was ist richtig? Was ist falsch?

Ich reagiere aus einer Situation, aufgrund meiner Erfahrungen. Manchmal handle ich nicht so, wie ich es möchte. Manchmal mache ich etwas, obwohl ich weiss, dass es "daneben" ist. Manchmal heisst das dann auch...*gopfridstutz, das macht mi so öppis vo stinkehässig, dass dis ämtli scho wieder nid gmacht hesch....und ja, das kann auch in einem sehr lauten Ton über meine Lippen kommen.

Macht mich nicht das als MICH aus? Kann es nicht auch ein Gewinn sein für mein Kind wenn es sieht und hört.... hoppla, auch mein Mami hat sich nicht immer im Griff. Ich meine ja.

Anschreien = psychische Gewalt
Ja, das unterschreibe ich. Denn.....in das Wort anschreien impliziere ich, dass ich Macht gegenüber meinem Kind ausübe. Anschreien und schreien ist für mich NICHT das Gleiche. Anschreien ist demütigen, macht hilflos, macht Angst, lähmt und kann die Entwicklung blockieren. Anschreien (und das kann sowohl laut wie leise geschehen) ist immer direkt auf das Kind bezogen - es wird mit unüberlegten, oft erniedrigenden Worten überschwemmt und muss nach Luft schnappen. Eine Welle schüttelt das Kind durch, prägt und sitzt möglicherweise noch eine Weile in den Knochen. Doch das Kind wird sich erholen. Das Gewässer ist wieder ruhig und das Kind fühlt sich sicher. Ist die See jedoch ständig in Bewegung, kommt eine Welle nach der anderen, dann ist das Kind nur noch am Luft schnappen und droht zu ertrinken.

Schreien hat für mich einen ganz anderen Charakter. Schreien hat für mich mit Gefühlsausbruch zu tun. Ich möchte meinen Kindern mit auf den Weg geben, dass sie schreien dürfen - genau so wie sie weinen dürfen, traurig sein dürfen, lachen dürfen, wütend sein dürfen,....Schreien kann befreien, kann Druck abbauen, kann Klarheit schaffen.

Möglicherweise denke ich in 10 Jahren anders. Heute, mit meinem aktuellen Wissen bin ich von oben geschriebenem überzeugt. Genauso überzeugt bin ich, dass eine Diskussion über so persönliche, fundamentale Themen über ein Forum kaum befriedigend sein kann. Viel zu schnell werden geschriebene Worte vom Leser anders gelesen als vom Schreiber gemeint.

Und ein wichtiger Wert, den ich meinen Kindern mit auf den Weg geben möchte ist der: *Du musst mit dem Verhalten eines Menschen nicht einverstanden sein. Der Mensch hat trotzdem deinen Respekt und deine Toleranz verdient.*


Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.