Artikel im "Magazin" über französische Kinder

Manya
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 30.05.2002
Beiträge: 1707
Dieser Artikel hat mir zu denken gegeben. Geben wir uns wirklich für unsere Kinder auf? Ist Langes Stillen, Tragen, Einschlafhilfe, sich ständig nach den Kindern richten schädlich für uns Eltern/Frauen?
Welche Kinder sind glücklicher? Unsere, deren Urvertrauen im Zentrum sämtlicher Gedanken der frischgebackenen Eltern steht oder diejenigen die schnell lernen allein zu schlafen, die ihren klaren Rahmen gesteckt bekommen und sich darin frei bewegen können?
Vor allem mache ich mir Gedanken, welche Beziehung wohl besser ist, die wo Kinder klare Regeln haben und diese befolgen, oder die, in der es ständig Gequengel (Kinder) und Gemotze und Nervenzerreissproben (Eltern) gibt.
Was meint Ihr?
Ich will jetzt nicht darüber diskutieren, ob es gut ist, die Kinder mit 3 in die ganztägige Ecole maternelle zu stecken.
Aber als Eltern zu sich schauen, sich abgrenzen, seine Freiräume verteidigen, das hat schon etwas!


[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 28.10.2012 um 15:43.]
Paxxie
Dabei seit: 04.01.2002
Beiträge: 594
Liebe Manya

ich bin seit vielen Jahren auf einer Emailliste, wo französische Eltern über solche Fragen diskutieren.

Es sind ganz klar nicht die "Mainstream-Eltern" die dort diskutieren. Die Mainstream-Eltern in Frankreich haben meist gar nicht gross die Wahl, dort ist es sehr schwierig mit einem Lohn eine Familie zu ernähren, und "man" erwartet von den Frauen, dass sie eben das Kind mit spätestens 3 in die Ganztagesschule stecken. (die öffentliche französische Schule, die katastrophale Resultate hat, gebe gerne Referenzen dazu). Natürlich haben diese Eltern dann, auch wenn sie es nicht zugeben, ein schlechtes Gewissen, so wenig für ihre Kinder da zu sein, und wie es so ist, wenn man ein schlechtes Gewissen hat, findet man natürlich alle tollen Ausreden, wie gut doch das Leben so ist.

Zurück zu meiner Emailliste - Die Schlussfolgerung, die wir bei den Diskussionen hatten, ist ganz klar diese:

Nichts ist besser für Kinder, in einer vertrauten Umgebung die Langzeitstillen und Familienbett beinhaltet aufzuwachsen. Das ist eigentlich eine Frage, die sich gar nicht stellen sollte. Hingegen ja, NATÜRLICH, sollte man die Kinder erziehen und sie nicht zu kleinen Tyrannen heranwachsen lassen.... das sollte ja eigentlich auch logisch sein...

Manya
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 30.05.2002
Beiträge: 1707
@Paxxie: Eben, über die frühe Einschulung wollte ich nicht diskutieren, nehmen wir also mal nur die 3 Jahre vorher.

Vielleicht liesse sich manch Ehe retten (bzw. käme gar nicht erst in die Krise) wenn Frau Frau sein darf, wenn nicht erwartet wird, dass sie sich aufopfert, wenn es nicht als egoistisch gilt abzustillen, wenn es nicht als egoistisch gelten würde zu seinen eigenen Bedürfnisse zu stehen.

Vermutlich ist langzeitstillen und Familienbett das Schönste für das Kind, aber ist es auch das Beste für die Eltern, sprich für die ganze Familie?

Wir sind uns alle einig, dass Regeln, Grenzen setzen sein muss.
Aber warum benehmen sich die französischen Kinder (ich nehme an, damit sind so Mittelschichtsdurchschnittskinder gemeint) so viel besser als unsere?
Laut dem Artikel haben die Kinder dort mehr Freiheiten innerhalb der gesetzten Grenzen.
Mich (Langzeitstillerin und schlafgeplagt über lange Zeit) beeindruckt das schon.
fraulein
Dabei seit: 26.10.2003
Beiträge: 1583
Mich befremdet die Idee, das Langzeitstillen und Familienbett das Schönste für jedes Kind sein soll.

Klingt für mich gleich wie: jeder Mensch sollte nur auf dem Rücken schlafen, das ist das Schönste.

Ich persönlich hätte die Krise bekommen, ein Kind ständig in meinem Bett zu haben bw. über Jahre hinweg stillen zu müssen - Folgerung: nach meinem heutigen Dafürhalten war ICH über Jahre hinweg zu wenig egoistisch und dies trotz ganz verschieden langen Stillzeiten und höchstens einer Kindermatratze in meinem Schlafzimmer.

Sich als Mensch verbiegen (oder gar aufgeben) bekommt weder der Beziehung noch einem Kind,

Partner, 4 Kinder mit teilweise Schwiegerkindern, aktuell 2 Enkel :-)
Stricken, Lesen und immer wieder an meinem Lieblingsplatz sitzen und den Bäumen zuhören.
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Das eine hat doch nichts mit dem andern zu tun. Es gibt auch Frauen, die können nicht stillen oder möchten es nicht. Auch wenn ein Kind nicht (lange) gestillt wird, oder im Elternbett schläft, muss es nicht weniger glücklich sein, als eines, das dies hatte. Viele andere Faktoren sind entscheidend für die positive Entwicklung eines Kindes.

Ein Kind verändert das Leben eines Paares nachhaltig. Daher ist es wichtig, wenn beide Paare ihre Bedürfnisse anmelden. Dem andern sagen, was sie möchten und was nicht. Ohne Vorwürfe. Das heisst noch lange nicht, dass alle Bedürfnisse erfüllt werden. Sich auch mal Zeit nur für den Partner nehmen.
gardi1
Dabei seit: 15.06.2009
Beiträge: 93
Ich würde das ganze mal so sagen, egal ob jemand lange stillt oder gar nicht. Das Kind im Familienbett oder im eigenen Bett.

Das muss doch jeder für sich selber entscheiden wie es für ihn stimmt. Wenn die Eltern das machen wo ihnen wohl ist dabei, fühlen sich die Kinder auch wohl dabei und wenn die Eltern etwas machen was für sie gar nicht stimmt merken das auch die Kinder.

Und auch die Kinder haben ihre eigenen Vorlieben, so kommt mein jüngster heute noch ab und zu gerne ins' Elternbett, was der ältere gar nie gewollt hat.
Platibus
Dabei seit: 08.10.2005
Beiträge: 239
Bei Gardi unterschreibe: Es muss jeder für sich selber wissen, was für einem strimmt. Ob ich jetzt Langzeitstillerin aber Nichtträgerin, oder umgekehrt, bin, das geht doch nur mich und meine Familie etwas an.

Allerdings muss ich zugeben, etwas "frankreichgeschädigt" zu sein. Mein Mann hat Verwante in Frankreich und wir durften deshalb, als unsere Kinder noch kleiner waren, einen ganzen Sommer bei ihnen in ihrem grossen Haus verbringen. Ich freute mich sehr darauf, Französisch aufbessern, Leute kennenlernen, mal etwas neues erleben...

Die Realität hat mich dann sehr ernüchtert. Wir wohnten in einer typischen Kleinbstadt ausserhalb Paris und ich fand, so ein Leben ist nur eines und zwar tragisch! Mir kam es so vor, als ob die Babys vom Abnabeln weg in den Hort gegeben werden und von diesem Augenblick an nicht mehr im Leben stadtfinden. Nach ihren Kindern befragt, bekam ich immer nur Antworten zur Betreuung, niemals zum Kind selbst. Die meisten Mütter waren sehr froh, dass die Kleinen nicht daheim aufwuchsen, weil sie nichts mit ihnen anfangen konnten. Die Wochenenden verbrachten die meisten damit, vor dem TV zu sitzen. Gemeinsamer Familienausflug hiess Fahrt ins nächste Einkaufszenter. Meist wurden die Kinder auch da im Kinderparadies abgegeben.

Mehrmals luden wir andere Familien mit gleichaltrigen Kindern ein. Die erste Frage der Gäste war stets: "Was? Kein Satellitenfernsehen? Dann aber wenigstens 'ne rechte Videosammlung!"
Auf meinen Vorschlag hin, mit den Kindern zu spielen, etwas zu unternehmen, erntete ich nur verstöhrte Blicke, die etwa: "Oh Gott, lass bitte diesen Nachmittag ganz schnell vorübergehen!" bedeuteten. "Macht man das bei euch so?" war noch das netteste, was ich zu hören bekam.

Was hingegen mich verstöhrte, das war die Tatsache, dass die Kinder dieser Familien überhaupt nicht spielen konnten. Es gab nur ein einziges: "Wer rottet sich mit wem gegen wen zusammen". Die Eltern waren unfähig, auch nur das kleinste Problem mit ihren Kindern zu lösen und wenn ein Kind das andere schlug, wechselten die Eltern reflexartig die Adressen ihrer Anwälte aus. Egal, was ein Kind anstellte, immer stand sofort der Vater/Ehemann auf und beschimpft seine Frau, wie unfähig ihr Kind sei. Ich habe Mütter erlebt, die beobachteten den ganzen Tag ängstlich, was die Kinder anstellten und konnten sich nur entspannen, wenn sie ihren Nachwuchs sicher vor dem Fernseher verwahrt wussten.

Für uns war es ein sehr interessanter Sommer gewesen. Aber mir war klar, dass es für mich so nicht stimmt. Keine dieser Frauen kam mir glücklicher/erfüllter vor, dafür habe ich sehr viele Probleme in dieser Art des Zusammenlebens gesehen. Wenn die Französinnen das Gefühl haben, dass sie so leben wollen, bittesehr, aber für mich wäre das definitiv nichts.
*eineFremde*
Dabei seit: 12.06.2012
Beiträge: 199
ich finde, es muss den Eltern - der Mutter - gut gehen, sie sollte gut zu siche selber schauen, dann klappt das schon.
Unabhängig davon, wie lange gestillt wurde.
Wenn eine Mutter nicht stillen mag, dann "schadet" sie dem Kind weniger als eine, die es tut, weil "man" es tut, sich aber dabei überhaupt gar nicht wohl fühlt.

dasselbe mit dem Familienbett, wer seine Kinder nicht jede Nacht mitschlafen lassen will, der macht nichts falsch.
Der, der es tut, auch nicht.
Vorausgesetzt, er fühlt sich wohl dabei.

eigene Inseln, die mit den Kindern überhaupt gar nichts zu haben, war mir seit ihrer Geburt wichtig.
Andere können sich das nicht vorstellen.
Auch okay.
Nicht okay, wenn frau das Bedürfnis hätte, es aber nicht zulassen will.

Schön, wenn Familien die Wahl haben. Leider nicht immer sehr realistisch,vorallem beim Arbeiten ausser Haus nicht. Oft muss die Frau einfach arbeiten, ob sie nun will oder nicht.
Tödlich, wenn dann noch ein schlechtes Gewissen dazu kommt.

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 29.10.2012 um 17:07.]
Manya
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 30.05.2002
Beiträge: 1707
Ich denke dass prinzipiell die Kinder zufriedener Eltern am glücklichsten sind. Bei uns fühlt masn sich doch fast gezwungen zu stillen, das Baby darf nie im Bettchen weinen, es muss getragen werden u.s.w.
Alles unbestritten Dinge, die am Besten für das Kind sind.
Nur oft genug resultieren dadurch monatelange schlaflose Nächte, Babys, die niemals zum Hüten abgegeben werden, damit oft erschöpfte, ja sogar depressive Eltern. Es gibt natürlich Eltern die das schaffen und sie sollen es so tun, wie es für sie stimmt.
Ich würde mir einfach wünschen, wenn in Vorbereitungskursen. Büchern, Zeitschriften etc. ein bisschen mehr das Gewicht auf das Wohlergehen der Eltern gerichtet würde.
Denn ich denke, dass ein Kind zeitlebens mehr Schaden durch eine depressive Mutter als durch Flaschenernährung davonträgt.
warum
Dabei seit: 27.01.2012
Beiträge: 183
Heute haben wir nun wirklich zu allen Infos freien Zugang - wenn wir es denn wollen. Wir müssen uns nicht mehr auf althergebrachte Ammenmärchen verlassen. Familienbett haben ja viele gerade eben WEIL dann alle besser schlafen. Es gibt auch Mütter, die ohne Stillen und Familienbett schlaflose Nächte haben und depressiv werden. Hier betonierst du doch gerade schon wieder ein altes Vorurteil. Und genau diese Vorurteile sind es ja, die es den Eltern so schwer machen.

Das allerschlimmste Vorurteil von allen finde ich, dass Mütter es ganz alleine mit dem Baby schaffen sollen. Und dabei noch eine attraktive Partnerin sein sollten, und einen gut geführten Haushalt haben sollten...