Das seltsame Comeback der Körperstrafe

hope
Dabei seit: 04.05.2009
Beiträge: 308
Wenn Du ehrlich bist, bekämpfst Du hier Ultra, damit hab ICH jedoch nichts zu tun. Und ich stell weder gfK noch Gordon als ultimativ hin, sondern als richtigen Weg für mich. Das hab ich die ganzen letzten Seiten so gemacht, trotzdem werden meine Worte von Dir kritisiert.

Und ich strebe keine Wertfreiheit an, sondern, wo möglich eine Gewaltfreiheit. Ich finde Werte sehr wichtig und kämpfe auch für meine Werte, hatte erst vor kurzem eine fürchterliche (schlussendlich auch mit Macht bekämpfte) Diskussion mit meinem 8 jährigen zum Thema Zähneputzen.
Wertfreiheit empfinde ich auch nicht als erstrebenswert, Gewaltfreiheit jedoch schon. Nicht immer zu realisieren (zumindest nicht die verbale Gewalt), aber erstrebenswert.
Marienkäfer
Dabei seit: 05.02.2003
Beiträge: 251
gewaltfrei... was für ein Wort.

Vor ein paar Jahren besuchte ich einen Kurs über gfK. Es ist eine tolle Art, miteinander zu reden. Aber weniger toll fand ich, dass ich mich schlecht fühlte, wenn mir das wieder nicht gelang. Immer wieder fiel ich in alte Muster zurück, die mir über Jahrhunderte oder Jahrtausende mitgeliefert wurden.

Gewalt gab es immer und wird es immer geben. Es gibt keine gewaltfreie Kommunikation. Es gibt nur eine Art, etwas möglichst frei von Bewertung mitzuteilen. Ich kenne aber niemanden, dem das wirklich gut gelingt.

Ich möchte mich gut fühlen, auch wenn ich nicht perfekt bin. Und dieses Selbstbewusstsein möchte ich meinem Sohn weitergeben. Wir müssen nicht perfekt (gewaltfrei) sein. Auch er nicht, auch mein Mann nicht, unsere Beziehung nicht.... Und trotzdem sind wir gut, wie wir sind. Und ja, es gibt Situationen, in denen bin ich laut, ungerecht, zickig, nicht kritikfähig, strafend, schlecht gelaunt etc.. Ich versuche das zwar zu vermeiden, aber es kommt trotzdem vor. Und ja, es rutschte mir schon die Hand aus - mehr als einmal. Sehr selten, aber leider... ja. Ich bin nicht stolz darauf, finde es schlimm, wenn es dazu kommt. Aber man muss sich auch selbst vergeben können.

Kinder leiden nicht unter einzelnen Vorkommnissen, sondern wenn etwas zum Normalzustand gehört.

Lange Zeit fühlte ich mich, wie wenn ich 50m über Boden auf einem Seil schreiten würde. Bei jedem Fehler fühlte ich mich schlecht. Ich war so darauf erpicht, möglichst alles richtig zu machen in der Erziehung.
Diese Unsicherheit spürte mein Sohn und meine ganze Umgebung - da bin ich sicher.

Heute bin ich ICH, bin wieder auf dem Boden und fühle ich viel selbstsicherer, fröhlicher, zufriedener. Ich geb mir Mühe, lieb und nett zu sein und mein Bestes zu geben. Daneben habe ich aber noch anderes zu tun.

Und jupeeh, ich darf wieder Fehler machenicon_smile.gif))) Und andere auchicon_smile.gif)))
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Als Kind hatte ich eine sehr gute Freundin. Wir wuchsen fast Tür an Tür auf, und erlebten gegenseitig, wie jede Familie andere Werte lebte, andere Regeln hatte und anders damit umging.

Ihre Mutter hätte NIE rumgeschrien. Dafür sagte sie sehr oft: Ich bin so enttäuscht von dir.

Meine Freundin musste z.B. zu Hause viel (mehr als ich) mithelfen. So musste sie bereits mit 5 Jahren das ganze Haus Staubsaugen und aufräumen und Tischdecken, während die Eltern am Arbeiten waren. Ich besuchte sie und half ihr bei der Hausarbeit. Abends kam ihre Mutter nach Hause und war enttäuscht, da der Haushalt nicht zu ihrer vollen Zufriedenheit war. Oder: Sie musste als 8 Jährige einkaufen fürs Abendessen. Sie legte das Fleisch in der Küche auf den Tisch und vergass die Türe zu schliessen. Der Hund kam und frass das gesamte Fleisch auf. Als Strafe musste sie mit ihrem wenigen Taschengeld das Fleisch wieder neu kaufen.

Diese Liste liess sich beliebig bis ins Jugendalter fortsetzen. Während meine Mutter mich mal ausschimpfte, hörte sie ständig Worte wie: Ich bin enttäuscht von dir, ich weiss nicht, ob ich dir jemals wieder vertrauen kann."

Hat sie mal die Mutter belogen, und fragte sie später abermals, ob sie z.B. zu mir kommen darf, war die Antwort: "Ach, wie kann ich wissen, ob du mich nicht belügst?"

Das ist ebenfalls eine Art der Gewalt. Es wurde zwar nicht mit Schlägen oder so gedroht, aber wenn ein Kind immer wieder hört, dass es die Eltern enttäuscht, ist dies eine enorme Belastung.
wülchli
Dabei seit: 18.12.2010
Beiträge: 1047
schön geschrieben, Muffwuff.

Sprachkürze gibt Denkweite
hope
Dabei seit: 04.05.2009
Beiträge: 308
Muffwuff, gefällt mir, was Du geschrieben hast, sogar sehr icon_smile.gif
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
@Muffwuff: Gutes Posting

Es ist doch immer das selbe: Alles im Masse.

Mir hat mal jemand gesagt, einem Kind kann man nicht genug Liebe geben. Und hatten wir hier nicht auch schon die Diskussion, wie und ob sich ein Kind geliebt fühlt? Fühltet Ihr Euch als Kind geliebt? Ich schon, obwohl meine Eltern auch Fehler, teilweise für mich happige, machten.
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Finde es auch einen wichtigen Aspekt; Die gfK UNTER den Eltern selber.
Für ein Kind muss es, denke ich mal, eine enorme Belastung sein, wenn sich die Eltern ständig streiten, anschreien oder gar beleidigen. Obwohl beide dem Kind das Gefühl geben, es zu lieben, schaden sie ihm doch auch hiermit, oder?
anita-cornelia
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 18.09.2004
Beiträge: 826
ich arbeite mal die vielen seiten auf, die inzwischen geschrieben wurden...

@yasmine
ich sage ja, dass ich im falle von sicherheit, auch meine mächtigkeit nutze. ich nutze aber auch meine sprache und haltung, damit meine botschaft klar ist und dahin zielt.


@fisi
ich habe nicht gesagt, dass es IMMER so ist, wenn ich kinder sich so verhalten. auch andere menschen im system nehmen einfluss. aber ich bin schon der meinung, dass wenn kinder ein verhalten zeigen, sie damit auch eine botschaft senden. kinder wollen ihren eltern und bezugspersonen gewöhnlich gefallen....denk mal an dich selbst wie du als kind warst und gefühlt hast.

@hope
danke für dein wunderbares posting!
wenn ich möglichst gewaltfrei kommuniziere gehört da ganz WICHTIG mit rein, dass ich MEINE grenzen eben äussere! indem ich von mir und meinen grenzen spreche, bekommt mein gegenüber ja die CHANCE, mich ernst zu nehmen. das tut mein gegenüber dann gerne, wenn es sich auch ernstgenommen fühlt.
anita-cornelia
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 18.09.2004
Beiträge: 826
@jelena

du schreibst:
"gfk bedeutet seine gefühle auszudrücken wertefrei."

das stimmt NICHT!
das gegenteil ist der fall. ich VERTRETE meine werte! indem ich von mir sprechen, zeige ich mich ja und kinder wollen WISSEN, wer ihre eltern sind und wie sie fühlen. tun das eltern nicht, dann suchen die kinder danach...

manche beschreiben das dann als "er /sie sucht seine grenzen"....dabei suchen die kinder nach den WERTEN und GEFÜHLEN ihrer eltern um zu erfahren wer sie sind und wie sie denken!
Gelöschter Benutzer
sorry anita-cornelia, natürlich stimmt das, nur heisst es wertungsfrei. steht unter lektüre zu gfk