Das seltsame Comeback der Körperstrafe

Barcley
Dabei seit: 01.09.2002
Beiträge: 606
Wenn kein Mensch über Strafe einsichtig wird, müsste man wohl das ganze Rechtssystem überdenken. Dann dürften auf Verbrechen keine Strafen mehr folgen, da sie ja keinen Effekt haben - oder wenn, dann nur einen gegenteiligen. Man weiss aus dem Strafrecht, dass dem nicht so ist. Strafen haben verschiedene Funktionen/Gründe:
-präventiv
-restaurativ
-absolut

Meist ist es eine Mischung aus allem. Nun kann man dahingehen und sagen, eine Familie ist kein Strafsystem und kein Staatssystem und ergo sollten die Handhabungen anders sein. Allerdgins basieren die staatlichen Handhabungen von Zuwiderhandlungen gegen Regeln auf Studien, auf fundierten Argumenten, die meist sogar aus dem Kleinen gewachsen sind, immer aber auf den menschlichen Charakter abstützen und darauf, wie Menschen lernen, Regeln in Systemen einzuhalten. Immer im Zentrum steht dabei, dass die Strafe der Zuwiderhandlung angemessen ist. In einem Verhältnis steht. Ich denke nicht, dass ein Schaden entsteht bei einem Menschen, wenn er weiss: das sind die Regeln, wenn ich sie einhalte, ist ok, wenn nicht, hat es Konsequenzen. Das nennt man selbstverantwortliches Verhalten - und dieses kann altersgerecht eingefordert und vor allem auch geübt werden.

Klingt ein wenig technisch... ich hoffe doch verständlich. Und wer sich nun am Staatsvergleich aufregt, zeigt nur, dass er mehr auf Form denn auf Inhalt der Aussage schaut - da könnte ich dann auch nciht helfen - den Inhalt diskutiere ich gerne.

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Leji
Dabei seit: 11.05.2008
Beiträge: 605
gopf diese geschichte geht mir sowas auf den nerv!!
gabriela, ich bin überzeugt, es kennen alle die geschichte, auswendig.
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Oder ein Beispiel aus dem Erwachsenenleben:
Der Vorgesetzte bitten den Arbeiter ins Büro, um ihn auf bestimmte Fehler hinzuweisen, welche der Arbeitnehmer in letzter Zeit immer wieder begannen hat. Dieser ist jedoch absolut nicht damit einverstanden und beschimpft den Vorgesetzten mit üblen Worten.

Was passiert dann?
a) Der Vorgesetzte hätte sich eher in den Arbeiter reinfühlen müssen
b) Der Arbeiter kann seine Sachen packen und den Arbeitsplatz räumen

Wie ich unten schon geschrieben habe, auch als Erwachsene werden wir bestraft, wenn wir etwas tun, was wir nicht dürfen. Wenn mir mein Gegenüber nicht passt, kann ich ihn nicht einfach beschimpfen oder schlagen.
Leji
Dabei seit: 11.05.2008
Beiträge: 605
new murmi, für mich wäre es eine logische konsequenz, dass er halt das nächste mal nicht guckt, weil er die grenze überschritten hat, die ihr abgemacht hattet.

und gewisse grenzen sind notwendig. ein kind muss z.b. angeschnallt sein im auto. punkt. ansonsten kann es nicht mitfahren, konsequenz.
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
@lei:
Wieso geht sie dir auf die Nerven? Weil ein Funke Wahrheit dahinter steckt?

Sowieso: Wie wurden denn unsere Eltern, Grosseltern, Urgrosseltern erzogen? Ohne Strafen? Sicher ohne Schläge? Früher mussten die Kinder gehorchen, oft sogar ausnahmslos, hatten keine eigene Meinung, duften u.U. nicht mal einen Beruf erlernen oder es wurde ihnen gesagt, welchen.

Sind die nun alle Drogenabhängig, Kriminell?

Diese Behauptung ist doch sehr gewagt.
Gelöschter Benutzer
@leij

Klar - aber das ist ja eben eine Strafe! Genau so wie anita-cornelia dies beschreiben hat:

"es ist und bleibt eine form von erniedrigung und der lerneffekt ist NIE der, der gewünscht wäre. kein mensch wird über strafe einsichtig. der mensch lernt nur, dass er weniger mächtig ist. "

Daher kann ich diesen Gedankengängen nicht folgen! Auch mit dem Anschnallen - das muss sein. Was tust Du, wenn Dein Kind nicht will? Fährst einfach nicht weg, oder? Das ist auch eine Strafe!
Sinalco
Dabei seit: 23.04.2003
Beiträge: 1255
@anita-cornelia
sorry, aber Deine Ansichten zielen an der Realität vorbei! Und ja, ich kann Dich versichern, meine Kinder sind starke Persönlichkeiten, das zeichnet sich jetzt schon ab icon_eek.gif)
Hast Du Erfahrung mit Drogen? Oder kennst Du aus Deinem NAHEN Umfeld jemand, der/die süchtig ist/war ?
Mein Bruder war vor x Jahren Drogenabhängig. Habe mich deshalb sehr lange und sehr ausgiebig mit diesem Thema auseinandergesetzt inklusive Durchführung eines Entzugs bei mir zuhause. Ich denke, ich weiss, wo die Risiken in entwa sind, dass Kinder den Weg in die Sucht nehmen. 100 % sicher kann man sich wohl nie sein, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Kinder es nicht nötig haben, Ihre Grenzen mittels Drogen zu suchen.
Gruss
S.

You don't get always what you want - you get what you need!
hope
Dabei seit: 04.05.2009
Beiträge: 308
Wenn ich hier mitlese, stehe ich ganz klar zwischen den Stühlen.

In der Theorie bin ich für absolut gewaltfreie Erziehung. Ich hab mich mit Rosenberg befasst, alles von Juul gelesen, Gordon-Kurse besucht und lese und schaue auch sonst alles, was mir betreffend GfK zwischen die Finger kommt.

In der Praxis gelingt es mir bei weitem nicht, immer ruhig, gelassen und gewaltfrei zu bleiben. Da kommt es vor, dass ich schreie, drohe oder ins Zimmer zerre. Jedesmal mit dem fürchterlichen Gefühl danach, versagt zu haben.

Ich habe zwei Kinder, die während den letzten 8-11 Jahren gelernt haben, dass ihre Mutter häufig zu wenig Selbstwert, Stabilität hat, um für SICH einzustehen. Und GfK funktioniert nun mal nur dann. Wenn man STARK ist, wenn man es schafft, SEINE Grenzen klar und deutlich zu formulieren und abzustecken.

Meine Kinder nehmen mich oft nicht ernst, obwohl ich behaupten würde, dass ich sie zu 99 % ernst nehme und ihre Grenzen wahre, ihre Integrität nicht ankratze.

Nein, ich bin überzeugt, es reicht nicht, nur die Grenzen der Kinder zu wahren, um selbst ernst genommen zu werden. Viel wichtiger dabei ist es, die Fähigkeit zu besitzen, sich SELBST ernst zu nehmen, um seine Grenzen zu verteidigen.

Ja, und das Drohen, Schreien und Ins-Zimmer-zerren sind dann der klägliche Versuch, sich durchzusetzen, ernst genommen zu werden. Das dies nicht der Weg ist, nicht sein darf, das weiss und kommuniziere ich. Und daran arbeite ich icon_wink.gif
Barcley
Dabei seit: 01.09.2002
Beiträge: 606
Haha, konsequente Folge von "Kind will sich nicht anschnallen" ist: es bleibt zu Hause. Klasse. Also, mein vierjähriger Sohn bleibt alleine zu Hause, wenn ich einen termin habe, den ich nicht schieben kann, er sich aber nicht anschnallen will? Klasse.

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GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
@Barcley: Ja, genau. Und wenn ihr beim Einkaufen ward, sich das Kind dort nicht anschnallen will, dann lassen wir es eben dort.