Manches aus dem Text von klicklack ist mir auch sehr vertraut, ich werde noch heute zum "Häufchen Elend" wenn ich mal wieder zum Elterngespräch zitiert werde. Obschon heute, mit meiner Erfahrung, meinem Hintergrundwissen, der korrekten Diagnose meiner Söhne und der Kooperation der Schule solche Gespräche nur noch ein Klacks sind, zu dem was wir früher erlebt haben.
Unser ältester Sohn, dessen Welt war/ist der PC, seit er 2jährig ist, er verbringt viele Stunden am Tag/in der Nacht am PC, in seiner Welt, diese Regenerationszeit verhilft ihm dazu, dass er seit er klein ist, sich auch in unserer Welt zurechtfinden kann. Und zwar gut zurechtfinden!
Er ist ein früh diagnostizierter und aufgeklärter hochbegabter Asperger-Autist, mit ihm hatten wir im Vergleich zu seinem Bruder nur geringfügige Schulprobleme.
Sein jüngerer Bruder fiel jedoch mit konstantem Opositionsverhalen gegen alle und alles sehr früh auf, wir wurden im besten Fall angeprangert, Unterstützung, absolut keine, er flog aus Regelkiga, aus Regelschule usw.
Erste Abklärungen waren Pipifax, ungenau, willkürlich, jede "Fachstelle" hat genau das wenige getestet und dann auch diagnostiziert mit dem sie sich gerade auskannten. Ebenso wurde am Kind rumtherapiert, auf seinen vermeintlichen Defiziten rumgeritten, was sein Verhalten natürlich noch verstärkte. (Erstdiagnosen waren ADHS, auditive Wahrnehmungsstörung und Teilhochbegabung, psychopathologisches Opositionsverhalten).
Sein und unser Leidensweg war immens. Erst Ende 5. Klasse, am Gymnasium in Deutschland kam die Wende, kurz bevor er auch dort von der Schule geflogen wäre. Sein Erdkundelehrer rief uns an, und fragte, warum ums Himmelswillen, wir nicht kommuniziert hätten, dass er wie sein Bruder auch Autist sei. Erst da begannen wir die Zusammenhänge zu erkennen, liessen ihn korrekt und umfassend am KJPD Zürich abkären.
Der Verdacht bestätigte sich, auch er ist Asperger-Autist. Nie werde ich seine Tränen der Erleichterung vergessen, als er als 11jähriger endlich erfuhr, was mit ihm los ist. Es ist nicht so, dass wir seither "problemfrei" wären, aber die Ausgangslage ist nun eine komplett andere. Kein Vergleich zu dem was war. Er kann nun endlich die Fortschritte machen, die seinen Talenten entsprechen.
Ich behaupte nicht, dass dein Sohn auch Autist ist, aber ich bin der Überzeugung, dass heutzutage KEIN Kind mit so einer komplexen Situation wie sie dein Sohn durchlebt, von einer Fachstelle abgeklärt werden sollte, die sich NICHT ausgesprochen gut mit dem Autismusspektrum auskennt. Entsprechende geeignete Fachstellen sind sehr rar gesäät, Schulpsychologische Dienste gehören NICHT dazu, private Psychologen/Psychiater nur in den allerseltensten Fällen, KJPDs auch nur in Ausnahmefällen. Der lebenslange Leidens- und Identitätsfindungsweg der daraus entstehen kann ist furchtbar.
Hier im Forum sind ausreichend Leute unterwegs, welche die entsprechenden Fachstellen kennen, frage ruhig nach.