externe Platzierung (Internat o.ä.) eines Jugendlichen

tristesse
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 10.06.2009
Beiträge: 31
Wer hat Erfahrung damit und mag mir darüber berichten?
Auch gerne per PN oder mail.
Vielen Dank.
taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
Beiträge: 1317
Wir standen kurz davor - habe also keine persönliche Erfahrung.

Erfahrung habe ich aus beruflicher Sicht.
Sinn macht eine Platzierung: wenn Eltern/Jugendlicher überfordert sind; um eine Pause einzuschalten; um sich erholen zu können; um professionelle Unterstützung gezielt einsetzen zu können; wenn dem Jugendlichen die Notwendigkeit der Unterstützung mitgeteilt werden kann

Zu beachten ist: dem Jugendlichen muss die Not, in der sich die Familie befindet klar kommuniziert werden; dem Jugendlichen muss klar kommuniziert werden, dass man gemeinsam so nicht mehr weiter ziehen kann und daher nach einer vorübergehende Lösung sucht; dem Jugendlichen muss deutlich gemacht werden, dass die Familie unter dem Verhalten des Jugendlichen leidet; dem Jugendlichen muss klar, offen und erhlich vermittelt werden, dass er geliebt wird.
Es muss darauf geachtet werden, dass der Jugendliche nicht empfindet, dass er abgeschoben wird, sondern dass mit dieser Variante die Familie die Möglichkeit erhält Luft zu holen und neu zueinander zu finden.

Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
tristesse
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 10.06.2009
Beiträge: 31
@ taraxacum
Alles was du schreibst ist gegeben, auch haben wir professionelle Unterstützung. Der Vorschlag kam von unserer Psychiaterin.

Du schreibst:
*Es muss darauf geachtet werden, dass der Jugendliche nicht empfindet, dass er abgeschoben wird, sondern dass mit dieser Variante die Familie die Möglichkeit erhält Luft zu holen und neu zueinander zu finden.*

Ganz genau um das geht es uns.
Meinen Befürchtung ist aber, dass der Jugendliche es aber genau so empfindet, nämlich, dass er abgeschoben werden soll.
taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
Beiträge: 1317
@tristesse
Ich kann mir gut vorstellen, dass der Jugendliche so empfindet.

Wenn ich mit Jugendlichen zusammenarbeite stelle ich jedoch fest, dass sie sich sehr wohl bewusst sind, dass ihr VERHALTEN alle an ihre Grenzen gebracht hat. Wohl stimmen sie in den Chor ein...."ich hab kein Problem, die andern tun so doof" - gleichzeitig sind sie froh, dass sie jemand an der Hand nimmt und ihnen zeigt, wo's lang geht. Jemand, bei dem sie nicht die Liebe auf die Probe stellen müssen, wie sie dies bei den Eltern tun müssen. Jemand, dem sie hinterherwackeln können. Jemand, der ihnen sagt: "so nicht".

Die Eltern haben dies auch getan. An den Eltern mussten sie sich reiben. Dadurch wurde die Beziehung arg strapaziert. Die Beziehung ist an den Reibereien fast zu zerbrochen. Nun erhält die Beziehung eine Pause, dmait sich die auseinanderfallenden Teile wieder zusammenschliessen können. An den Profis können sie sich nun reiben. Diese Beziehung ist anders. Die muss nicht so viel aushalten wie die Beziehung zu den Eltern.

Die Kehrtwende bei meiner Tochter war als ich ihr (vor dem Arzt) sagte: "ICH schaff das nicht mehr, ICH kann nicht mehr, ICH brauche Hilfe". Die Hilfe für mich hiess/heisst: eine stationäre Behandlung für die Tochter. Ich hatte Angst um sie. Ich hatte Angst um ihr Leben.
Sie hat mir später gesagt, sie sei froh gewesen, als ich das gesagt hätte. Es habe ihr meine Not und meine Liebe zu ihr gezeigt. (mir selber war das damals überhaupt nicht bewusst in dieser Art). Was ich aber gelernt habe ist, ich muss klar und konsequent sein. Sobald ich mir unschlüssig bin, macht mir mein Kind Vorwürfe. Wenn ich klar bin, biete ich keine Angriffsfläche.

Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
~Tornado~
Dabei seit: 25.01.2005
Beiträge: 1384
ich habe einige erfahrung mit wohnschulheimen und könnte dir von da berichten. ist aber eine andere lösung als zb ein internat, welches einfach eine privatbeschulung mit wohnen bietet, aber selten über sozialpädagogische oder therapeutische begleitung verfügt.

es kommt also sehr darauf an, aus welchen gründen ein kind in ein heim soll und welche anforderungen ein heim für das kind erfüllen sollte.

ebenfalls gibt es unterschiede in der finanzierung.

www.elterncoach.ch
~Tornado~
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sonderpädagogische begleitung....icon_smile.gif

www.elterncoach.ch
tristesse
ThemenerstellerIn
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Beiträge: 31
@ Tornado
Die richtige Bezeichnung ist wohl die deine, Internat wohl die falsche. Denn es bäuchte eine sozialpädagogische oder therapeutische Begleitung.
~Tornado~
Dabei seit: 25.01.2005
Beiträge: 1384
kam diese weisung seitens der schule? wurde eine abklärung gemacht und dies vorgeschlagen?

ich erlebe sehr unterschiedliche familien.
manchen gelingt es gut, ihre beziehung als überfordert zu betrachten und die heimlösung als chance zu sehen.
die wohnschulheime die ich gut finde, pflegen einen intensiven kontakt mit den eltern und beziehen diese wenn möglich sehr oft mit ein. manchmal - und das finde ich optimal - auch in die therapeutischen sitzungen.
so sieht das kind, dass auch seine eltern bereit sind dazuzulernen und sie nicht einfach als *schwierg* fremdplaziert wurden.

leider gibt es in solchen heimen auch viele kinder, die keine eltern haben, die sich bemühen oder einfach auch nicht mehr vorhanden oder ansprechbar für das kind sind icon_frown.gif
da dies bei euch ja nicht der fall ist, wird euer kind sicher merken, dass es in einer besseren position ist. dies kommt euch also zu gute.

www.elterncoach.ch
tristesse
ThemenerstellerIn
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Beiträge: 31
@ Tornado
Wir sind seit längerem in einer Familientherapie und der Vorschlag kam von "unserer" Psychiaterin.
Ich versuche mich nun diesem Gedanken langsam "anzunähern" und mich damit "anzufreunden", mich genauer darüber zu informieren, was das für uns alle bedeuten würde.
Shanti
Dabei seit: 30.04.2010
Beiträge: 1489
Es kommt halt auf den Grund der Platzierung drauf an. Im Dorf meiner Eltern hat es ein Internat für Kinder, die nicht mehr zu Hause sein können aus verschiedenen Gründen. Da sind Schulprobleme, Familienprobleme, die Kinder sind dann in diesem Internat und so wie ich es erlebe - meine Eltern sind näher dran und erzählen ab und an davon, geht es den Kindern gut da und viele sagen auch, dass sie froh sind, dahin gekommen zu sein (vielleicht nicht von ganz Anfang an, aber bald. Jedes Jahr veranstaltet das Internat ein Fest, an welchem ich immer bin und ich muss sagen, man merkt, dass es den Schülern gut geht, weil alle Ehemaligen kommen auch immer zu dem Fest und es herrscht eine sehr schöne Stimmung.

Der Weg ist das Ziel