Ich kann mich Boenu anschliessen, auch mein Sohn ist ein Sensibelchen und wenn etwas nicht stimmt mit unserer Beziehung - und sei es "nur", dass er das Gefühl hat, dass er zu kurz kommt (was er dann aber nicht aussprechen kann), dann hatten wir Probleme mit Schimpfwörtern oder auch mal reinhauen. Er ist auch ein Helfer, er muss sich gebraucht fühlen und er muss etwas BEWIRKEN können. Als ich das realisiert habe, hat sich viel verbessert. So viele Male pro Tag habe ich nicht Zeit, darf er etwas nicht, das er ganz fest möchte usw. - er hat wenig Macht über sein Leben und fühlt sich schnell ausgeliefert. Darum achte ich jetzt darauf, dass er etwas bewirken kann in seinem und auch in unserem Leben. Das sind manchmal nur kleine Dinge (was anziehen, wann anziehen, bestimmen, wo was in seinem Zimmer steht), manchmal grössere.
Seit einiger Zeit ruhen wir beide viel mehr in uns selber. Er hat Boden gefunden (er ist 5). Er hat auch ein gewisses Urvertrauen gewonnen. Sein kleiner Bruder ist jetzt kein Baby mehr und nimmt mich nicht mehr so sehr in Anspruch.
Mein Sohn ist übrigens ein Paradebeispiel dafür, dass die ganzen Kleberli-Tricks und Belohnungen gründlich in die Hosen gehen können. Ich habe es ein einziges Mal versucht und ziemlich rasch gemerkt, dass es gar nix bringt, im Gegenteil.
Deine Tochter ist zu feinfühlig und zu intelligent, um sich mit solchen Dingen ködern zu lassen.
Ruf dir ihre positiven Seiten in Erinnerung, halte dich an diese Seiten, glaube an sie. Mein Sohn war eine Zeit lang bei vielen der Buhmann, vor allem bei meiner Ma war er dann oft an allem Schuld - auf den ersten Blick sah es auch aus, als ob er es jeweils gewesen wäre. Bei genauerem Hinsehen hat er sich gewehrt oder nicht gewusst, wie er sonst zu seinem Recht kommen könnte. Ich habe bald gemerkt, dass er versucht, dem zu entsprechen, was wir von ihm erwarten: haben wir erwartet, dass er ausartet, haut, provoziert, dann hat er es getan (oftmals hat er es eben auch so gehört von anderen "er plagt immer den Kleinen" oder ähnliches - vor allem eben, wenn er bei der Grossmutter war). Habe ich in mir drin das Vertrauen gehabt, dass er gut ist und an seine Stärken geglaubt (und das auch meiner Ma gegenüber klar und deutlich gesagt), war er ein friedliches, hilfbereites Kind (jedenfalls meistens

).
Wünsche dir viel Mut und Zuversicht. Deine Tochter ist etwas Besonderes, sie hat einfach gerade innere Not. An dir ist es, zuerst selber zur Ruhe zu kommen um dann herauszufinden, wo ihre Not liegt.