Lehrstelle wechseln

Bountie
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 03.11.2011
Beiträge: 2
Hallo zusammen
Bin grad etwas durcheinander und hoffe deshalb, dass mir hier jemand ein paar Tipps geben kann und schon selbst Erfahrungen mit einem Lehrstellenwechsel gemacht hat. Meine Tochter ist 15 und ist im 1. Lehrjahr. Wie es scheint, hat sie nun das Gefühl, dass sie wohl den richtigen Beruf gewählt hat (wenigstens das) aber nicht den richtigen Betrieb. Sie hat keine Probleme mit dem Chef oder den Mitarbeitern aber fühlt sich dort einfach nicht am richtigen Ort. Bis vor 2 Wochen habe ich gedacht, dass alles i.O. ist. Sie hat mir dann erzählt, dass sie im Moment etwas Mühe hat. Ich hab sie schon ernst genommen, hab aber auch gesagt, dass halt nach 2 - 3 Monaten auch die Routine einkehrt und sie vermutlich deshalb einfach im Moment etwas Mühe hat. Gestern nun der Knaller. Sie hat mir mitgeteilt, dass sie nächste Woche ein Vorstellungsgespräch hat und wenn es ihr gefällt, sie gleich am nächsten Tag ein Probearbeitstag machen kann. Da sie in der Gastronomie arbeitet, hat sie während der Woche frei und kann das so machen. Sie hat den Betrieb selbständig angefragt und hat eine Bewerbung gemacht. Uns hat sie von allem nichts erzählt. Auf der einen Seite bin ich ja stolz, dass sie so selbständig ist, aber ich fühl mich doch etwas überfahren. Da sie noch in der Probezeit ist (aber nicht mehr lange), wäre ein Wechsel wohl nicht so problematisch. Weiss im Moment aber nicht so genau, was da auf mich zukommt. Kann mir jemand etwas dazu sagen? Merci
taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
Beiträge: 1317
@Bountie

Die Geschichte unserer Tochter:
Lehrbeginn Sommer 2010. Von Beginn an hat sich abgezeichnet, dass es ihr nicht gut geht in dem Betrieb. Sie wollte davon nichts hören. Ihre Worte: ich ziehe das jetzt durch, weiss aber auch, dass ich nicht auf diesem Beruf bleiben werde. Ok, soweit i.O. Die Lage spitzte sich aus unserer Sicht (Blick der Eltern) immer weiter zu. Tochter wollte weder dass wir ein Gespräch mit dem Lehrmeister noch mit ihr führten. Sie hat den Lehrmeister immer wieder auf ihr Befinden im Betrieb aufmerksam gemacht.
Kurz vor Ostern fuhren wir übers WE weg. Tochter tankte an diesen beiden Tage "Kraft und Liebe".....um uns nach der Rückkehr mitteilen zu können, dass sie die Lehre abbreche, sie am nächsten Tag nicht mehr zur Arbeit gehe.
Wir haben mit ihr einen guten Schluss ausgehandelt, sie hat den Monat fertig gearbeitet, sich im Geschäft verabschiedet.

Kurz kam das Thema eines Lehrstellenwechsels auf. Die Zeit war jedoch bereits so fortgeschritten und der Frust so gross, dass Tochter nur mässig an einer solchen Lösung interessiert war.
Als sie uns den Entscheid mitteilte, breitete sie auch Vorschläge aus, was sie zu machen gedenke (Sprachaufenthalt, Schule, neue Berufswahl,..)

Sie hat eine Anschlusslösung gefunden, die gut für sie ist.

Ich bin überzeugt, wenn sie sich früher hätte eingestehen können, dass sie am falschen Ort ist (es bestätigt sich immer mehr, dass sie die Thematik immer interessiert hat), sie hätte wechseln können und den Beruf mit mehr oder weniger Freude erlernt hätte. Es ist aber gut so, wie es jetzt ist.

Zu dir/deiner Tochter:
Sie weiss, dass sie den Beruf lernen möchte, spürt aber, dass der Ort nicht der richtige ist.
Ist ihr Chef darüber informiert? Das fände ich sehr wichtig!

Folgendes würde ich beachten:
"sauberer" Wechsel: mit ihrem aktuellen Chef das Gespräch suchen; ihn darüber informieren, was nicht rund läuft -> evtl. hat er einen guten Lösungsvorschlag; unbedingt VOR dem Vorstelungsgespräch mit ihm reden!
keine überstürzte Handlung: nicht von heute auf morgen wechseln. Sie kann z.b. nach dem 1. Semester wechseln. Ein Wechsel ist nichts tragisches - dennoch sollte er gut überlegt sein. Deine Tochter muss sich bewusst sein, dass am anderen Ort die gleiche Thematik auftauchen könnte. Weiter sollte ihr bewusst sein, dass sie später nicht noch einmal wechseln sollte icon_smile.gif
Überlegen ob sie in der gleichen Schule bleiben oder auch diese wechseln möchte/muss (weiss nicht wie das im Gastgewerbe ist)

Formell:
Ein Wechsel ist kein Problem - wenn die Chefs hinter dem Lehrling stehen. Der Lehrvertrag wird vom Lehrlingsamt einfach geändert.
Vom aktuellen Chef unbedingt um eine Arbeitsbestätigung/Zeugnis bitten.


Ich wünsche deiner Tochter den Mut, dass sie den für sich richtigen Weg einschlagen kann.
Dir als Mutter wünsche ich die Geduld und das Vertrauen, dass deine Tochter den für sie richtigen Weg gehen wird.

Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
Bountie
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 03.11.2011
Beiträge: 2
@taraxacum
Vielen Dank für deine Worte. Mein Problem ist vorallem, dass das ganze doch etwas pressiert. Sie ist noch in der Probezeit, kann den Vertrag also jederzeit mit einer Kündigungsfrist von 7 Tagen auch einseitig auflösen. Das wäre natürlich wesentlich einfacher, als wenn sie dann nur noch mit gegenseitigem Einverständnis aus dem laufenden Lehrvertrag rauskommt. Dazu kommt, dass sie im Moment ja eigentlich an einem sehr guten Ort ist, manche wünschen sich wohl eine solche Lehrstelle nur (war bei ihr ja auch so). Zusätzlich müsste sie auch die Schule wechseln, da die neue Stelle in einem anderen Kanton ist. Der Lehrmeister weiss übrigens noch überhaupt nichts, selbst weiss ich es ja auch erst seit gestern. Das bereitet mir auch noch etwas Bauchschmerzen. Da liegen wohl noch einige intensive Wochen vor unserer Familie.
Globi
Dabei seit: 30.07.2008
Beiträge: 2774
Na ja, klar ist es einfacher, noch in der Probezeit zu wechseln.

Aber viel wichtiger wäre genau zu wissen, warum sie sich nicht mehr wohlfühlt. Du schreibst der Chef und die Mitarbeiter wären in Ordnung. Ja, was stimmt denn nicht? Wurde sie evt. zusammengestaucht für einen Fehler und findet jetzt, nö, brauch ich nicht? Irgendwas muss ja den Ausschlag geben haben.

Denn eines ist klar, auch am neuen Ort wird es solche Phasen geben. Und die Lehrstelle wechseln, das geht allenfalls 1 x. Wenn man das Spielchen mehrmals machen will, wirds schon schwieriger.

Für den Lehrmeister auch eine dumme Situation. Dem fehlt danach der 1. Lehrjahrstift. Von dem her nur fair, ihn so schnell wie möglich zu informieren.
taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
Beiträge: 1317
@Bountie

Auch nach der Probezeit kann ein Lehrvertrag jederzeit aufgelöst werden! Es braucht die Einwilligung des Lehrmeisters nicht.

Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
Gelöschter Benutzer
aber nach der probezeit läuft es übers lehrlingsamt, jedenfalls bei uns. die müssen ihren segen dazu geben. ausserdem kann der lehrmeister ansprüche geltend machen wenn das lehrverhälntis nach der probezeit vom lernenden abgebrochen wird.
Gelöschter Benutzer
man rechnet zukünfig eh mit viel mehr abgebrochnen ausbildungen. grund: die schüler müssen sich viel zu früh für einen beruf entscheiden. ist es dann soweit, mit der lehre anzufangen, geht nicht selten ein jahr oder gar noch mehr ins land. in diesem jahr verändert sich oft sehr viel bei heranwachsenden.
Holzwurm
Dabei seit: 28.12.2008
Beiträge: 2952
goldfisch, dasch hafechäs!!!

auch ich durfte mich im zarten alter von knapp 15 jahren für einen beruf entscheiden!!! auch ich 'musste' ein knappes jahr warten bis zu lehrbeginn.

have a nice day
Gelöschter Benutzer
holzwurm, das isch überhaupt kein hafechäs. wurde grad kürzlich so publiziert. sagt ja niemand, dass alle die lehre abbrechen, die sich mit 13 oder 14 für einen beruf eintscheiden müssen. ich wusst auch schon mit 6 was ich werden wollte. sowas ist aber eher die ausnahme.
Gelöschter Benutzer
wir sind selber berufsbildner und werden laufend mit infos vom kanton zum thema eingedeckt.