Machtkämpfe

Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
Boenu, aber wir Erwachsene haben auch Launen, machen, wenn wir mal schlecht drauf sind, auch nicht immer alles sofort und gleich gut.

Ich habe Jahr um Jahr immer wieder neu ausgelotet, wenn meine Jungs wieder mal Abgemachtes torpedierten, aber von Jahr zu Jahr wurde es einfacher.

Heute ist der Grosse 14, in der Pubertät, launisch, steht sich oft selbst im Weg - aber er weiss, was er zu erledigen hat (im Fall ohne Ämtliplan), und er macht es. Ja, nicht immer dann gleich sofort, wenn i c h es gern erledigt hätte, aber da bin ich dann halt tolerant und nachsichtig.

Der Jüngere ist 12 1/2 und er ist anders gelagert: bei ihm funktionieren andere Dinge problemlos, dafür ist er der, der Dinge nur mit Gegenleistung erledigt. Er kommt und will nur dann dies oder jenes tun, wenn ich dafür dies oder jenes mache. Da gilt es dann wiederum, mich und die Familie ins Spiel zu bringen, die Gemeinschaft, gilt es dann wieder, aktiv zu hören und ich-Botschaften senden.
Und seinen Vereinbarungen sehen ganz anders aus als die mit dem Bruder.

Tja, eben, BEziehung statt Erziehung!

Ich denke, also bin ich hier falsch !
Boenu
Dabei seit: 04.11.2003
Beiträge: 1330
@Blue64

Meine sind 15 1/2, 14 und 11 1/2. icon_smile.gif Ja, jedes Kind (respektive Jugendliche) ist anders. Das erlebe ich auch so. Werde das so im Kopf behalten, mehr mit "Beziehung" machen als mit "Erziehung". Denke wie du sagst mit Erziehung ist es jetzt sowieso vorbei.
Mein Sohn z.B. so "rebellisch" wie er auch immer ist, er kommt z.B. sehr gerne mit mir mit zum Einkaufen am Samstag morgen. Mit den Einkäufen ist er dann sehr vorsichtig, räumt alles perfekt in die Taschen (die heiklen Sachen oben usw.), als "Lohn" sucht er sich jeweils ein Getränk aus, ein Cola oder Eistee usw. icon_smile.gif
Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
Siehst du, und ich denke, das kann doch ein "Amt" werden, das Einkaufen!
Bald kannst du ihn allein schicken - und er wird es regelmässig und "freiwillig" tun!

Und die "Belohnung" find ich o.k.!

Ich denke, also bin ich hier falsch !
taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
Beiträge: 1317
@Blue
Worin siehst du den Unterschied "erst das, dann das andere" im Vergleich zu "nur gegen Gegenleistung"?

Mit aktiv Zuhören, Ich-Botschaften und Familienrat kann vieles - aber noch lange nicht alles geklärt werden. Und ich meine, mit 14 ist die Erziehung noch nicht vorbei. Vielleicht ist es eher eine Grauzone, ein Wechsel zwischen Er- und Be-ziehung.
Unsere bald 19jährige braucht zeitweilig auch noch Erziehung icon_smile.gif. Und wie du schreibst, auch wir Erwachsenen sind nicht immer gleicher Laune. Entsprechend habe ich auch nicht immer Bock, darauf zu warten, bis Madam möglicherweise Lust hat, ihren linken Finger zu bewegen. So kann es denn sehr wohl vorkommen, dass sie subito herbeordert wird und xy SOFORT erledigen muss. Notfalls mit Mutter oder Vater im Nacken. Das Machtgehabe von Elternseite unterbricht damit das Machtgehabe von Tochterseite.

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 12.03.2014 um 15:08.]

Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
dude
Dabei seit: 20.05.2003
Beiträge: 1275
Mir gefällt das Wort Machtkämpfe nicht. Denn von einem anderen Menschen eine Leistung zu erwarten, ist kein Machtgehabe.

Wenn man seinen Kindern beibringt, dass es nun mal Dinge gibt im Leben, die gemacht werden müssen, auch wenn es einem stinkt, gehört zum Zusammenleben, zusammen arbeiten etc.

Eine Lehrperson kann ja auch nicht das Kind bitten etwas zu tun wenn es ihm stinkt, es muss es machen.

Was ich sagen möchte, wenn ich von meinen Kindern erwarte, dass sie gewisse Dinge erledigen, bsp.weise Schulthek nicht mitten im Eingang liegen lassen, erwarte ich, dass es relativ schnell erledigt wird, bevor a) jemand darüber stürzt oder b) sie etwas unternehmen können was ihnen Spass macht.

Je früher die Kinder lernen, dass es gewisse Regeln gibt, desto einfacher haben sie es in der Schule und im Berufsleben.

You can judge the character of a person by the way they treat those who can do nothing for them
Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
taraxacum, für mich ist es ein Unterschied, ob er freiwillig oder auf meine Bitte hin etwas erledigt und dafür hin und wieder etwas bekommt oder ob er darauf besteht, nur dann dies oder jenes zu tun, wenn der dies oder jenes bekommt!

Aber jeder sieht das nun mal anders.

Ich arbeite, seit mein Jüngerer 3 war und seine extreme Trotzphase bekam, daran, mit meinen Jungs in Beziehung zu treten. Jetzt denke ich, beginnt diese Zeit. Ich möchte keine Macht ausüben, ich möchte, dass sie Beziehung leben lernen, dass sie lernen, dass Beziehung ein Geben und Nehmen ist, dass Beziehung Respekt und Vertrauen bedeutet. Und das lernen sie nur, wenn ich sie spüren lassen, was das bedeutet. Wenn sie es am eigenen Leib erfühlen und erleben.

Ich möchte meine Jungs mit 19 nicht mehr herbeordern müssen. Und es ist eine Illusion, wenn du denkst, du erziehst sie jetzt mit 19 noch¨!
Aber jeder sieht das anders und lebt Familie anders.

Und nein, bis dato musste ich mit meinem 14-Jährigen keine Machtkämpfe ausstehen - er hat inzwischen gelernt, besser zu argumentieren, wenn er etwas wirklich möchte. Hat gelernt, bei ihm wichtigen Dingen ist es ein Plus bei mir, wenn er mit etwas in Vorleistung geht.

Wie es mit dem Jüngeren sein wird, weiss ich noch nicht -aber ich weiss, auf Macht und Ultimaten und Erpressung möchte ich auch bei ihm nicht setzen!


Ich denke, also bin ich hier falsch !
Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
dude, es geht nicht darum, keine Regeln zu haben! Im Gegenteil - aber es geht darum, wie Kindern diese Regeln klar gemacht werden!

Ich denke, also bin ich hier falsch !
tschigi
Dabei seit: 12.03.2014
Beiträge: 1
Hallo

mein Sohn hat kein einfaches Nein akzeptiert sonder wollte immer wissen wieso nicht. Wenn ich nein sagte mit der Erklärung wieso ging es ohne Geschrei wenn ich aber nein sagte ohne Erklärung oder mit dem Satz ich will das so gab es ein Geschrei.

ich weiss ja nicht aber vielleicht ist dein Kind auch so.

Lg
taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
Beiträge: 1317
Ja, ich denke, jeder sieht es anders. Als Eltern bin ich IMMER in der Machtposition - ob und wie ich die "nutze", das ist überall anders. Möglicherweise ist es auch überall anders, WAS jemand als Macht bezeichnet?

Beispiel: Familienregel: jedes Familienmitglied ist 1x/Woche für das Znacht zuständig. Tochter kocht am Mittwochabend. Die ganze Familie ist zu Hause - inkl. Tochter. Sie macht keine Anstalten, ihren Job zu erledigen. Folgen: warten = selber erfahren lassen = die ganze Familie nervt sich? bitten = ich komm gleich = eine Stunde später dasselbe? auffordern = Macht ausüben = es wird gemacht?
Und ja, ich meine - im Rahmen der Regeln - hat sie ihre Freiheit. Dennoch lebt sie in der Gesellschaft, in der sie ihren Beitrag zu leisten hat. Ich möchte auch nicht herbeordern - ich wünschte mir, sie würde die Verantwortung übernehmen und ihren Beitrag selbständig leisten. Aktuell bleibt dies jedoch (meist) beim Wunsch icon_smile.gif.
Natürlich kann auch sie auf diese Art ihre Macht/Autonomiewünsche ausleben. Denn sie ist darauf angewiesen, im Familienhaushalt zu leben, lebt von Mamas/Papas Geld, möchte ihre Freiheiten, möchte sich abgrenzen. Ich meine, wir leben grundsätzlich viel/gute Beziehung. Auch sind immer wieder tolle Gespräche möglich. Dennoch klappen die Abmachungen nicht immer......und da sind wir Eltern dann eben wieder in der Machtposition. Ob wir das nun wollen oder nicht.

[Dieser Beitrag wurde 2mal bearbeitet, zuletzt am 13.03.2014 um 08:26.]

Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
Boenu
Dabei seit: 04.11.2003
Beiträge: 1330
@taraxacum

Du sprichst mir aus der Seele... genau so empfinde ich es auch...