"müssen" Pubertätskämpfe sein ?

Gufechnopf
Dabei seit: 18.03.2007
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@ Yucca
Meine Tochter war nie so extrem launisch. Und wenn, dann war es meistens schlimm, wenn sie von der Schule kam. Blutzuckerspiegel im Keller. Ich stellte dann die Ohren auf Durchzug, liess sie in ihrem Zimmer etwas abreagieren. Am Tisch stellte ich erst Fragen, wenn sie mal ein wenig gegessen hatte.

Tochter hat keine Geschwister, welche sie anschreien konnte. Und wenn sie mich anpiff, dann blieb ich ganz ruhig und sagte sachlich: nein, ich bin oder heisse nicht xy. Wenn sie in hochexplosivem Tonfall von mir was forderte, dann bestand ich drauf, dass sie das in anständig formuliert. Sonst hatte ich so einen Filter auf den Ohren. Und wenn sie das nicht schaffte, dann war das mit dem Wunsch auch nicht so dringend.

Dass sich Kinder mit Opfer, Schwuchtel, Fetti, Mongo betitteln, das ist unter Jugendlichen normal. Geh mal während einer Pause in die Schule, da klingt das noch viel schlimmer.
Wie fühlt sich dein Sohn, wenn seine Schwester so mit ihm spricht? Fühlt er sich angegriffen?

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
yucca
Dabei seit: 08.02.2007
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@sw
es geht,manchmal wird er sehr wütend,teilt auch aus,und manchmal geht es ihm am A.... ab. Ich glaube dass ich mehr mühe damit habe als Jugendliche unter einander,weil es bei ihnen eben zum Alltag gehört.
Ich stosse auch an meine Grenzen weil ich MEINE Pupertät nicht ausleben durfte.Bei uns herschte einfach Anstand,man war nie aufsässig oder frech gegen die Eltern.Wer es wagte unserem Vater zu wiedersprechen kassierte Schläge.Das dies nicht gut war,darüber müssen wir nicht diskutieren.Bei mir habe ich manchmal einfach das Gefühl dass ich es ZU GUT machen will mit der Erziehung und gegenüber meinen Kindern zu gutgläubig bin.Erst wenn ich bei anderen Nachfrage,und mit meiner Tochter das Gespräch suche merke ich das sie so manches anders sieht/macht als ich.Ich könnte hier einige Beispiele nennen die für einige von euch vielleicht im normal Bereich sind und mich fast aus den Socken gehaut haben.Wenn ich ihr erzähle wie es zu meiner Zeit war,sagt sie: "Mammi das wo du verzellsch isch vor 40 Joohr gsi."
Manchmal frage ich mich ganz fest "was mache ich falsch?" Gegenüber anderen wird sie nie auffällig oder frech,ich höre meisten was meine Tochter für ein nettes Mädchen ist.Manchmal ist das tröstend und manchmel denke ich: wenn sie doch zu hause auch nur so nett wäre icon_wink.gif"

Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
eineFremde
Dabei seit: 17.02.2004
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du machst es richtig. Sie muss da üben, loszulassen - erwachsen zu werden- wo sie sich sicher fühlt. Bei dir, Daheim!

Freu dich, wenn sie auswärts gern gesehen wird, eben genau darum, hast du es doch richtig gemacht.
eineFremde
Dabei seit: 17.02.2004
Beiträge: 1958
yucca, wie Jugendlich untereinander reden, das muss ich nicht verstehen, gottseidank!
Aber ich kann auf einen gewissen Grundton zu Hause beharren.
Mir persönlich macht es gar nichts aus, wenn Diskussionen auch mal lauter werden (oje,meine armen Nachbarn...), aber einen gewissen Grundanstand gehört dazu, sonst mag nicht einmal mehr ich schreien.
Und wer was von mir will, der muss mich sowieso anständig ansprechen.

Der Ton unter den Geschwistern...uiiii, da habe ich so manches überhört. Auf allen Seiten, allerdings!
Und glaube mir, es geht vorüber. Verbale Ausrutscher haben meine (fast erwachsenen) Kinder fast keine mehr.

Mir persönlich war immer wichtig, dass meine Kinder zuverlässig und pünktlich sind. Ich muss mich auf sie verlassen können.
Dafür war mir ihr Outfit ziemlich egal und in der Auswahl ihrer Freunde habe ich ihnen vertraut.

Was ich meine: wenige Regeln, die müssen aber dann eingehalten werden.

UND: ganz wichtig: Humor nicht verlieren!
nase
Dabei seit: 08.07.2008
Beiträge: 1350
yucca
Das was du beschreibst kenne ich sehr gut. Nur hatte ich diese Kämpfe mit meiner Tochter von 1,5 bis ca. 10 jährig. Sie konnte mich zur Weissglut treiben. Ich habe ein Bild vor mir, (sie war damals etwa 2 Jahre alt) ich heulend am Boden völlig hilflos was ich mit diesem Kind noch machen sollte. Sie hat einen sehr starken Willen und hat immer nur mich herausgefordert. Irgendwann musste ich mir sagen,ok du hast jetzt dieses Kind und du musst mit disem Kind klar kommen". Ich war total herausgefordert und musste meiner Tochter immer sehr genau die Grenzen zeigen. Sie brauchte das wirklich. Ich habe glernt ruhig zu bleiben und nahm ihre Ausbrüche nicht mehr persönlich. Ausserdem merkte ich, dass sie einfach oft auf Situationen die sie überforderten mit Tobsuchtsanfällen reagierte, weil sie nicht darüber reden konnte.
Vielleicht musst du deine Strategie ändern. Da ich nicht weiss um was für Situationen es sich handelt, finde ich es schwierig einen Rat zu geben. Meine Teenager dürfen relativ viel und ich lasse es teilweise so aussehen, als hätten sie gewisse Dinge selber bestimmt.
Und loben und das Gute sehen hilft manchmal auch ein wenig.
Mit den Kraftausdrücken gegenüber dem Bruder hätte ich auch sehr Mühe. Das ertrage ich gar nicht. Wenn sie in der Schule so reden ok, aber nicht zuhause!

es chunnt scho so wies muess..
taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
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Vor ein paar Tagen, hat mir meine ältere Tochter (wieder einmal) einen Satz an den Kopf geworfen, der mich sehr verletzt hat. Es gibt Dinge in der Pubertät, die darf ich nicht ernst nehmen, die muss ich an mir vorbei ziehen lassen - es gibt aber auch Dinge, die mich ganz persönlich verletzen (und Tochter kennt diese Dinge ganz genau), die ich NICHT an mir vorbeiziehen lassen kann und auch nicht will.

Ich habe sie tags darauf angesprochen, sie gefragt ob sie wisse, wie sehr sie mich mit dieser/solchen Aussagen verletze............es war ihr nicht bewusst. Sie konnte sich entschuldigen, das habe ich sehr geschätzt.
Sie verletzt mit ihren Aussgen nicht nur mich, sondern auch Kolleginnen, Freunde, etc. Es ist an der Zeit, dass sie empathiefähig wird - denn das ist sie noch nicht. Ich werde sie künftig vermehrt darauf ansprechen, wenn mich etwas verletzt.

Und dennoch kommte mir in all den Querlene immer wieder der eine Satz in den Sinn - und ich bin überzeugt, dass er das Wesentliche von der Ablösung und Liebe unserer Kinder enthält:

Liebe mich am meisten, wenn ich es am wenigsten verdiene - denn dann habe ich es am nötigsten.

Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
Sinalco
Dabei seit: 23.04.2003
Beiträge: 1255
@taraxcum
wow... dein letzter Satz gefällt mir !!! Und ich kann mir gut vorstellen, dass er nicht nur auf Pubertierende zutrifft...
gruss
s

You don't get always what you want - you get what you need!
yucca
Dabei seit: 08.02.2007
Beiträge: 3069
@taraxacum:
genau diesen Satz habe ich,vor einigen Monaten,an der Tür von beiden Kinderzimmer aufgehängt.

Möchte ein Beispiel erzählen dass sich gestern zugetragen hat:
Tochter kommt von der Schule nach hause und erzählt dass die Handilehrerin sie aus der Stunde geholt hat weil die Nähmaschine ,auf welcher sie genäht hat,defekt ist.Ich höre ihr einfach nur zu.Sie oder ich ich schnitt das Thema nicht mehr an,obwohl es mich beschäftigt hat.Als sie am Nachmittag in der Schule war habe ich ihre Handilehrerin angerufen um das Gespräch zu suchen um die näheren Umstände in Erfahrung zu bringen.Schliesslich kostet die Reparatur einer Nähmachiene unter Umstand nicht gerade wenig.Wir hatten ein gutes und sachliches Gespräch und die Lehrerin erklärte mir dass jedes Kind eine "eigene" Maschine hat.Da sie mit der 6 und 8 Klasse aber nichts näht sondern nur mit der 7. wäre meine Tochter die einzige gewesen die auf dieser Maschine genäht habe.Alle Maschinen wurden vor den Ferien überholt und n.B. repariert.Sie sagte aber ganz klar dass es nicht absichtlich passiert sein muss.Sie könnte aber beim bereitstellen irgendwo angeschlagen haben,was zu diesem defekt führen konnte.Ich suchte das Gespräch,ohne Vorwürfe,mit meiner Tochter.Erklärte ihr dass ich die HL angerufen hätte,weil ich ihre Version wissen wollte.Meine Tochter reagierte ganz aggressiv und schrie das sie die Maschine nicht kaputt gemacht habe und die Lehrerin soll ihr nicht die Schuld geben usw. Ich sagte dass es nicht um Schuldzuweisung gehe und sie vielleicht nicht gemerkt habe dass sie irgendwo angeschlagen habe.Sie sagte Sie sei sicher nicht so doof und hätte das nicht gemerkt wenn sie angeschlagen hätte usw.Eine sachliche Diskussion war einfach nicht möglich,sie wies alle Vorwürfe von sich und fand die HL einfach nur doof.Wieso reagiert sie so? Ich habe sie nie beschuldigt sonder wollte nur den Sachverhalt geklärt haben,schliesslich muss die Maschine repariert werden auf "Schulkosten." Reagieren Teenies einfach so oder liege ich falsch wenn ich näheres wissen möchte? Solche Situationen machen mich traurig und hilflos ehrlich.

Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
eineFremde
Dabei seit: 17.02.2004
Beiträge: 1958
yucca, ich komme bei der Nähmaschinengeschichte nicht so wirklich draus und ich verstehe gar nicht, wieso dich das traurig und hilflos macht?

Was war mit dieser Maschine? Die hatte was für einen Defekt, eine Ecke weg geschlagen, was jedem passiert hätte können, oder wie?

Wieso traurig und hilflos? Weil deine Tochter etwas nicht zugeben wollte, was wie du selber sagst, vielleicht passiert ist, ohne dass sie es bemerkt hat?

Ganz ehrlich, yucca, mein Tipp an dich: lass dir ein etwas dickeres Fell wachsen, denn mit Teenies können noch ganz andere Probleme auf dich zukommen!
Hab Mut!
Gufechnopf
Dabei seit: 18.03.2007
Beiträge: 3509
@ yucca
Im Prinzip ist es gut, dass du auch die Sicht der Lehrerin erfahren wolltest. Aber für deine Tochter ist das ein Vertrauensmissbrauch. Sie erzählt dir die Nähmaschinensache, weil sie dir vertraut. Nun hast du - ich nehme mal an - ohne ihre Zustimmung mit der Lehrerin telefoniert. Wie soll deine Tochter in Zukunft wissen, ob du nicht alles, was sie dir anvertraut, überprüfst?

Besser wäre es gewesen, wenn du sie gefragst hättest, ob du die Lehrerin anrufen sollst? Ob sie deine Hilfe möchte?
Sagt sie ja, dann stimmt die Geschichte und Tochter entscheidet, ob sie Support will.
Sagt sie nein, dann war es eventuell ganz anders.

Loslassen bedeutet: dass die Kinder ein eigenes Leben haben, in dem wir immer weniger Platz/Einfluss haben. Sie wollen auch ihre Geheimnisse haben. Und Schule zum Beispiel, ist ihr Territorium, da sind wir höchstens Besucher.

So, wie du auch nicht den Chef deines Mannes anrufen würdest, um etwas in Erfahrung zu bringen. Das wäre wie Verrat.

Ich weiss, es ist nicht einfach abzuschätzen, wo wir die Kinder beschützen und kontrollieren sollen und wo das kontraproduktiv ist? Manchmal sind sie schon richtig erwachsen und manchmal überhaupt nicht. Und wie geht der 3. Teil eines bekanntes Spruches: .... und lerne mich das eine vom anderen zu unterscheiden.
Pubertät ist dann, wenn die Eltern schwierig (oder peinlich) werden.
Auch wir Eltern trampeln manchmal in Fettnäpfchen und ich musste mich auch schon bei den Kids entschuldigen, weil ich sie völlig unterschätzt habe. Nicht nur Kinder lernen.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.