"müssen" Pubertätskämpfe sein ?

bubble36
Dabei seit: 31.01.2003
Beiträge: 730
@taraxacum

dein letzter Abschnitt erinnert mich an die Anfangszeit eines 1.Klässler.
Sie machen es gemäss Lehrer so toll, und zuhause kommt dann alles was verboten ist. icon_smile.gif

Im Moment scheint alles soo streng, man verzweifelt und zweifelt.

Aber- du liebst deine Tochter, sagst es ihr auch, schreibst sogar in dieser Rubrik Briefli an sie, die so voller Stolz sind!

Sieh es als Kompliment, sie machts weil sie sicher ist.

Es kommt schon gut, morgen sieht der Tag schon wieder ganz anders aus! jawoll icon_wink.gif

Wünsche dir gutes Durchhaltevermögen
EarlyCampell
Dabei seit: 24.04.2005
Beiträge: 209
Kann verstehen, dass du entäuscht und verärgert bist über das Nichteinhalten von Abmachungen und das nicht informieren wo deine Tochter steckt.
Ich hatte vor einiger Zeit ein ähnliches Problem mit unserem Ältesten und habe die Situation einer Kollegin geschildert. Ich hatte das Gefühl, dass er uns bewusst täuscht, uns nicht sagen wollte, wo er hin ging und empfand dies auch als Vertrauensbruch.
Meine Kollegin hat mich dann auf einen anderen Blickwinkel aufmerksam gemacht. Sie meinte, dass er uns wohl nicht bewusst getäuscht hätte, dass dies das Alter der Abgrenzung/Ablösung ist und dass dies auch bedeutet, dass die Eltern nicht immer alles wissen müssen. Dies sei nicht wirklich bewusst von den Teenies als Täuschung geplant sondern einfach ihre Art ihre eigenen Grenzen zu setzen, ihre Autonomie zu leben.
Mir hat diese Sichtweise sehr geholfen, das Verhalten meines Sohnes nicht als persönliche Provokation oder Niederlage anzusehen.
Klar wünschte ich mir, dass ich weiss wo er steckt, was er macht, wie er fühlt, wie es ihm geht. Aber er wird älter und ich muss loslassen.
Sehr intensiv loslassen bei ihm sogar. Er ist 16, führt unter der Woche seinen eigenen Haushalt da er auswärts eine Lehre macht, ist dort dran seinen neuen Kollegenkreis aufzubauen und und und.
Immer wieder denke ich, mein Gott, er ist doch erst 16 wie kann ich bloss loslassen? Dann erinnere ich mich zurück an meine 16, ich hatte gerade meinen Mann (wusste ich damals noch nicht) kennengelernt, fühlte mich erwachsen, hatte praktisch alle Freiheiten von meinen Eltern und wusste damit umzugehen. Warum soll ich ihm das nicht auch zutrauen?
Wäre es dir möglich, deine Grenzen etwas zu lockern? Deiner Tochter etwas mehr Eigenverantwortung zuzugestehen? Was wäre das Schlimmste, was dabei passieren könnte?
tornado
Dabei seit: 09.02.2002
Beiträge: 11
hallo taraxacum

du findest, dass deine tochter dein vertrauen missbraucht, wenn sie eure vereinbarungen nicht einhält...dein vertrauen scheint aber schon da eingeschränkt....dein kind muss sie praktisch brechen um dir zu zeigen, dass sie auch ohne diese bestimmungen gesund nach hause und klar kommt.

mit vertrauen ist das vertrauen in den menschen als ganzes gemeint...."ich vertraue dir, ich traue dir zu, dass du das leben meistern wirst, gut zu dir schaust und sorgst"

...."solltest du irgendwann an grenzen stossen, bin ich auf jeden fall für dich da"
eineFremde
Dabei seit: 17.02.2004
Beiträge: 1958
taraxacum, deine Tochter erinnert mich ein bisschen an den Sohn einer Freundin.
Nennen wir ihn Peter.
Peter war (mit Betonung auf war, denn das ist die gute Nachricht, smile)sehr unzuverlässig, vergass sämtliche Abmachungen und war meistens zu spät.
Peter war ausserdem in der Lehre alles andere als gut, sondern sehr knapp, denn auch da vergass er (fast) alles.

Peter ist nun ein paar Jahre älter. Die Lehre hat er erfolgreich abgeschlossen.
Er hält sich an Regeln, obwohl es in seinem Alter schier keine mehr gibt.
Peter meldet sich pünktlich und zuverlässig an/ab.

Kürzlich kam das Gespräch auf die doch eher schwierige Zeit mit ihm.
Ah, was? Ich? Ich war so? Nein, keine Ahnung was da mit mir los war, ist halt einfach passiert. "äs het eifach mit mir gmacht" - O-Ton von Peter.

Ich glaube ihm das. Ich behaupte - was ja wissenschaftlich bewiesen ist - das Hirn von Teenies funktionert nun mal, hmm... nennen wir es: anders!

Peter sagte ausserdem, hättest du (Mutter) nicht ewigs diskutiert, hätte ich vielleicht anders reagieren können. Peter hat die ewigen Diskussionen um seine Person - glaube ich - durchaus genossen...
obwohl er gar nicht zugehört hat.

taraxacum, dass du deine Tochter heiss und innig liebst und auch ihre guten Seiten siehst, das glaube ich dir. Das kommt hier auch gut und deutlich rüber.
Ihre anderen Seiten, die sind halt auch da. Auch ein Teil von ihr.
Werden sich aber bestimmt wieder (ver)ändern....

In der Sitaution mit dem Openair, wo ICH warte, da hätte ich mich sehr genervt. Da hätte ich auch nicht nach einem passenden Zeitpunkt für eine "Strafe" gesucht, sondern der nächste Termin, bei dem sie auf meine Fahrdienste angewiesen ist, der wäre gestrichen worden.
Ich hätte auch nicht lange diskutiert.
Sie wissen es nämlich, unsere Teenies, sie wissen es.
Ja, manchmal macht es einfach mit ihnen. Aber mit mir im Fall auch icon_smile.gif
taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
Beiträge: 1317
Eure Postings haben mich zum Nachdenken angeregt - und das ist ja der Sinn der Sache icon_smile.gif.

Das Grundvertrauen, dass meine Mädels ihren Weg machen werden - das ist unerschüttert vorhanden bei mir. Ich bin überzeugt, dass sie mit ihren Stärken und Schwächen ihren Weg im Leben finden. Manchmal werden sie anecken, manchmal wird ihnen jemand die Hand reichen, manchmal werden sie sich traurig und alleine fühlen, manchmal werden sie locker und fröhlich den Weg entlang rennen.

Doch was ist es, was mir so Mühe bereitet?

Loslassen tut immer weh, das ist klar. Manchmal fällt es mir leicher, manchmal habe ich damit mehr Mühe. Ich habe den Eindruck, dass ich selber gut spüre, wenn ich mich mal wieder schwer tue damit - dann kann ich das auch kommunizieren. Ich glaube also, das nur ein Teil vom Ganzen Kuchen.

Wenn ich mich zurückerinnere, ich in diesem Alter. Ich war bereits ausgezogen von zu Hause. Habe meine Wurzeln fluchtartig verlassen und bin nie mehr zurück. Ich bin nicht frei gegangen, vielmehr war ich mit einem unsichtbaren Gummifaden verbunden. Nie wusste ich ob er reisst, ob er mich zurückzieht oder wohin er mich gerade spickt. Ich fühlte mich sehr allein gelassen.

Ist es das, was ich um alles in der Welt verhindern möchte? Dass sich meine Töchter allein gelassen fühlen? Habe ich darum immer mit diesen Schuldgefühlen zu kämpfen (z.b. meine Abwesenheit wegen Studium)? Habe ich darum den Anspruch, alles richtig zu machen? Das Fachwissen macht es mir nicht nur einfacher icon_smile.gif....eigentlich wüsste ich es ja....
Wissen meine Töchter, dass sie immer zu mir/uns kommen können? Kommen sie, wenn sie in Not und Bedrängnis sind? Haben wir die Grundsteine gelegt, auf denen sie ihr Haus weiterbauen können.

Ganz normale Fragen und Gedanken von einem Mami, dessen Kinder langsam....oder schneller.....unabhängig ihren eigenen Weg gehen.

Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
fraulein
Dabei seit: 26.10.2003
Beiträge: 1583
Abmachungen sind Abmachungen. Im Beruf hab ich die ja auch und breche sie nicht einfach. Wieso soll ich jetzt da einen Unterschied machen, ob es "nur" eine private Abmachung ist?

Mit meiner älteren Tochter hab ich bisher insofern Glück, als dass sie sich noch meldet, wenn sie etwas anderes macht als abgemacht. Aber ich merke, dass das ein wenig nachlässt. Sie ist in der Lehre, hat den Hauch von "Erwachsensein" um sich und wird etwas unzuverlässiger. Ich denke, das ist jetzt ein "lernen", wie mit Freiheiten umgehen - und eben mit Abmachungen.

Wenn sie nicht ganz so nachlässig wird, wie mein Sohn, bin ich schon zufrieden. Obwohl, ich habe es ja schon mal geschrieben, es in der Zwischenzeit mehrheitlich viel besser geworden ist.

Dennoch werde ich mich IMMER etwas darüber ärgern, wenn Vereinbarungen nur einseitig gehalten werden.

Meine Tochter hat mir oft gesagt, dass sie mit mir offen reden kann, worum sie viele ihrer Freundinnen beneiden. Dennoch sagt sie, wenn die Kleineren mal Probleme haben, sollen sie zu ihr kommen. Mit der Mutter (bzw. Eltern) sei es irgendwie schwieriger. Dies als genereller Input.


@Tornado
Ich finde, deine Erziehungsmethode kommt so negativ rüber.

Partner, 4 Kinder mit teilweise Schwiegerkindern, aktuell 2 Enkel :-)
Stricken, Lesen und immer wieder an meinem Lieblingsplatz sitzen und den Bäumen zuhören.
~Tornado~
Dabei seit: 25.01.2005
Beiträge: 1384
was genau findest du daran denn negativ?

das nimmt mich natürlich schon wunder...

bei wahren abmachungen - also etwas das beide im vollsten einverständnis miteinander vereinbart haben - wäre ich auch nicht einverstanden, wenn es gebrochen würde.
meine erfahrung ist aber, dass wenn sie gebrochen werden, es sich meist um BESTIMMUNGEN und nicht gemeinsam und freiwillig gefällte vereinbarungen handelt.

darum sind für mich abmachungen nicht einfach abmachungen - ist mir zu einfach und wie gesagt, wenn man genauer hinschaut, meist nicht der fall.

www.elterncoach.ch
~Tornado~
Dabei seit: 25.01.2005
Beiträge: 1384
übrigens ist das keine "erziehungsmethode" sondern eine haltung - so wie ich menschen begegne...gleichwürdig....

www.elterncoach.ch
taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
Beiträge: 1317
@tornado

Wenn eine unserer Töchter in den Ausgang will, so läuft das bei uns in etwa so ab:

Kind: "Mami, x, y und ich gehen am Samstag zusammen nach z ins Kino. Ist das ok?"
Mami: "Wir haben nichts los, das sollte gehen. Wie sieht es denn zeitlich aus, wie geht ihr hin und wie kommt ihr zurück?"
Kind: "Wir fahren mit dem Bus. hmm....so um vier gehen wir, mit dem letzten Bus bin ich zu Hause (halb zwölf)."
Mami: "Das ist ok"
Kind trägt es in den Kalender ein.

In meinen Augen eine gegenseitige Abmachung.

Samstagabend, viertel vor zwölf klingelt das Telefon.
Kind: "Mami, kannst du mich in a am Bahnhof abholen, ich habe den Bus verpasst"
Mami: " In a? Was machst denn du in a?"
Kind: "ach weisst du, x und y konnten nicht, so bin ich halt mit c an die street parade"

In meinen Augen ist dies ein klares Brechen der Abmachung.
Beim nächsten Ausgang werde ich das Kind nicht mehr mit der gleichen Gelassenheit ziehen lassn. Ich werde misstrauisch. Wiederholen sich ähnliche Vorfälle kommt der Zeitpunkt, wo ICH eine einseitige Bestimmung treffe........z.B. vorübergehend kein Ausgang icon_smile.gif

Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
nela65
Dabei seit: 17.04.2007
Beiträge: 716
Wenn sich mein Sohn nicht wie vereinbart meldet, dann habe ich ein Unwohlsein oder schlichtweg Angst .. Angst vor einem Unfall oder sonst was passiert ist. Im Grunde genommen stelle ich mir immer das Schlimmste vor und nerve mich selber darüber.

Dies kann er zwar nicht nachvollziehen, findet, ich sei zu extrem und denke immer grad negativ.. aber er weiss auch, dass es für ihn besser ist, wenn er sich kurz meldet bzw abmeldet. Denn, wenn ich wegen ihm eine schlaflose Nacht habe, dann werde ich ungemütlich ... und dies wiederum ist mit Konsequenzen verbunden.

Wir gewähren ihm die gewünschten Freiheiten und er sorgt dafür, dass wir über seine Ausgänge bzw auswärts übernachten informiert sind. Schliesslich ist es ja auch in seinem Interesse, dass wir weiterhin ein angenehmes und konfliktarmes Zusammenleben geniessen können.