Neue Medien

Scheri
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 22.12.2014
Beiträge: 399
Hallo! Ich bin Vater von drei Jungs im Alter von 8, 10 und 13 Jahren. Der Umgang in unserer Gesellschaft mit dem Thema "Neue Medien" lässt mich ehrlich gesagt verzweifeln.
Verrückt finde ich, dass es im aktuellen Zeitgeist das allernormalste ist, dass wir unsere Kids spätestens ab 12, 13 Jahren mit mobilen, internetfähigen Geräten ausstatten (sonst könnten sie ja in der Schule als Sonderlinge angeschaut und gemobbt werden...). Es steht nicht mal mehr die für mich am wichtigste Frage im Raum, nämlich: Braucht mein Kind Internet in der Hosentasche ? Aus meiner Sicht sage ich ganz klar Nein. Was soll aus erzieherischer Sicht daran gut sein, dass das Kind sich fortwährend von so einem kleinen Bildschirmli ablenken lässt? Aber solche Fragen haben gar kein Gewicht mehr. Innert wenigen Jahren hat es die Mobilfunkindustrie geschafft, uns alle glauben zu lassen, ohne Smartphone können wir nicht mehr leben.
Beim Thema Pornografie werd ich schon richtig wütend. Bis vor wenigen Jahren gab es noch Sexkinos, Zutritt ab 18 Jahren. Wie ist es Heute ? Der Staat interessiert sich überhaupt nicht, dass jeder der Internetzugang hat auch Pornos schauen kann und die Eltern der Minderjährigen nehmen es einfach dahin, dass heutzutage die Jungs ab 13, 14 Jahren Pornos konsumieren. In den Ratgebern ist dann auch nur die Rede von wie wir unsere Kinder von UNGEWOLLTEM Kontakt mit Pornoseiten schützen können. Und was bitte, wenn der Jugendliche es natürlicherweise einfach geil findet ? Ich staune über den rasanten Wertewandel auf unserer Welt und gehöre mit meinen 38 Jahren schon zu den stockkonservativen Bürgern.
cucuseli
Dabei seit: 12.03.2005
Beiträge: 687
Hallo Scherri
Willkommen im wireltern!
Ich habe auch drei Jungs, aber schon älter (14,16 und 1icon_cool.gif. Und stell dir vor, sie haben alle noch kein Natel! Klar sind sie Zuhause am PC, aber da kontrollieren wir auf welchen Seiten sie sich tummeln.
Ich bin ganz klar der Meinung, dass Kinder nicht alles brauchen. Aber sie lernen natürlich ganz viel von uns als Vorbild!
Bei uns wurde nur der Mittlere gemobbt, und ich denke nicht, dass der Grund "kein Natel" war.
Unterdessen im Gymi wird ab und zu darüber geredet, wie man denn "ohne" leben kann. Aber unsere Jungs wissen genug darüber zu berichten, wieso sie sich noch kein Natel antun wollen.
Selbstvertrauen ist natürlich sehr wichtig.

Geniesse dein Leben jeden Tag
Scheri
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 22.12.2014
Beiträge: 399
Cucuseli Cucuseli

Vielen Dank für Deine Rückmeldung. Schön zu hören !
Zum Glück mache ich beim Ältesten u.a. auch die Erfahrung, dass es ihn in seinem Selbstvertrauen auch stärkt, zu erleben, dass er ohne Smartphone nicht weniger ist, als die Anderen.
RenaW
Dabei seit: 06.10.2005
Beiträge: 1792
Scheri, unsere ältere Tochter hat ein Natel. Aber wahrscheinlich als einzige in der Schule kein Smartphone, sondern ein stink normales Nokia aus dem M-Electronics für Fr. 30.-- zum sms schreiben und telefonieren. Und genau aus den Gründen wie Du beschreibst. Mein Mann und ich sind der Meinung, dieses Teil reicht, so kann sie sich bei uns melden von unterwegs wenn was ist oder bei Freundinnen, aber mehr braucht es nicht. Will sie ins Netz, steht zu Hause in PC.
Bisher für sie auch kein Problem, weil wir unseren Kindern immer vermitteln, das wir für uns schauen und nicht danach, was haben andere.
Die beste Freundin meiner Tochter hat mal gemeint, sie müsste meiner Tochter sagen, dass sie auch ein Smartphone und mehr Sackgeld braucht. Meine Tochter hat mir das zwar erzählt, es war ihr aber egal, was ihre Freundin gesagt hat und ist so zufrieden wie es ist (bei der Freundin hab ich eh den Eindruck das so einiges Materiel kompensiert wird).
Quest
Dabei seit: 05.11.2002
Beiträge: 975
Sohnemann ist jetzt 15 und hat sich diesen Herbst das erste eigenen Smartphone gekauft. Er hat es in der Schule nie dabei. Es liegt immer zu Hause. Gekauft hat er es vor allem wegen dem Musikhören und zum spielen, wenn wir unterwegs sind.

Man kommt aber heute klar nicht mehr an diesem ganzen Zeugs vorbei.
Aber wenn ich so die heutige Jugend anschauen, dann glaube ich, dass es nur ein ganz kleiner Teil ist, der das Smartphone wirklich "braucht". Viele haben ev. eins aber sie benutzen es selten.

Aber auch wir "Alten" müssen uns an der Nase nehmen. Weil wir es nämlich vorleben. Und was machen unsere Kinder? Sie machen uns alles nach.

Das mit dem Porno finde ich ebenfalls nicht so schlimm. Aber das kommt halt wahrscheinlich auf die Kinder selber an. Meiner hat schon seit Jahren einen eigenen PC (ich bin selbständig und deshalb kann ich aus Sicherheitsgründen nicht erlauben, dass darauf Spiele gemacht werden).
Ich hatte nich eine Kindersicherung drin. Warum auch? Der PC steht in unseren Büro und ich habe jederzeit Zugang dazu. Ich weiss das mein Sohn auch hie und da mal mit Bildern konfrontiert wird (z.B: in Spielen). Aber da muss halt auch die Erziehung der Eltern reinspielen. Und ich habe volles Vertrauen zu ihm und es kommt (zum Glück) positiv zurück.

Man sollte nicht immer als nur negativ sehen, sondern versuchen das Beste daraus zu machen.

In der Schule meines Sohne gab es eine Umfrage ob man in Zukunft mit Tablets arbeiten solle. Die Mehrheit der Obenstufenschüler war der Meinung Nein.... Die hat übrigens auch die Schulleitung extrem überrascht.

Vielleicht traut man halt den Jugendlichen auch zuwenig zu...
Scheri
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 22.12.2014
Beiträge: 399
Hallo miteinander!

Vielen Dank für eure Beiträge. Ich freue mich auf viele weitere, egal welcher couleur.
Zum Thema Eltern und Vorbild: Beim Thema mobiles Internet ist es für meine Frau und mich einfach, denn wir sehen beide nicht ein, dass wir das bräuchten.
Aber ganz grundsätzlich sehe ich nicht ein, wieso alles, was eigentlich für die Erwachsenenwelt gedacht ist (d.h. für Menschen, die ihr Leben eigenverantwortlich, mit allen Konsequenzen selber tragen und gestalten), auch die Kinder ein Anrecht darauf haben sollten. Ich finde der Ansatz von Gleichberechtigung zwischen selbständigen und noch nicht selbständigen Menschen falsch.
Das wissen meine Kinder auch und sie können wunderbar damit umgehen. Ihre Zeit kommt ja erst noch. Wenn sie einmal selbständig sind, können sie tun und lassen, was sie wollen.


[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 23.12.2014 um 12:08.]
fraulein
Dabei seit: 26.10.2003
Beiträge: 1583
Klar, man kann Kindern aufzeigen, dass es ohne angewachsenes Smartphone geht. Ich bin allerdings der Meinung, sinnvoller ist es, ihnen einen vernünftigen Umgang mit den neuen Medien beizubringen.

Es stärkt den Charakter, wenn man Kinder Aussenseiter sein lässt? Schön, wenn das funktioniert. Oft ist es aber anders rum.

Es gibt viel mehr zwischen schwarz und weiss - zwischendurch ist es sicher sinnvoll zu reflektieren, mit welchen Farben oder Grauabstufungen man sich anfreunden kann und was man selbst und die Kinder daraus lernen können. ZB. eigene Finanzierung eines Handys, inkl. Abokosten oder Prepaid-Kosten. Oder Regeln bei der Nutzung. Eigenverantwortung übernehmen lernen.

Und bei 5 Jahren Altersunterschied zwischen deinem jüngsten und ältesten Sohn, wirst du in ein paar Jahren sowieso darüber nachdenken müssen, wie zeitgemäss gewisse Regeln sind.

Partner, 4 Kinder mit teilweise Schwiegerkindern, aktuell 2 Enkel :-)
Stricken, Lesen und immer wieder an meinem Lieblingsplatz sitzen und den Bäumen zuhören.
Scheri
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 22.12.2014
Beiträge: 399
Unser 13 jähriger Sohn ist kein Aussenseiter in seiner Klasse. Nein, er fühlt sich sehr wohl dort (20 von 26 Kindern haben ein Smartphone).
Aber du hast schon recht, genau darum geht es, nämlich dass wir, allererste Generation Eltern, die sich mit diesem Thema auseinandersetzten muss, uns nicht fragen, ob das Kind ein Smartphone braucht, sondern dass wir ihm einfach ein Smartphone zumuten, mit dem schwachen Argument, weil es sonst ausgegrenzt würde.
Ich hoffe sehr auf eine baldige Gegenbewegung in unserer Gesellschaft was Smartphone und Kinder betrifft. Einfach dass die Eltern so frei sein werden und ihrem Nachwuchs nur Smartphones erlauben, wenn sie dies gut überlegt für richtig halten und nicht weil einfach alle Fliegen Scheisse fressen.
Bezüglich "sinnvollem Umgang" mit neuen Medien muss ich einfach fragen, was ist denn daran sinnvoll, unterwegs auch noch online zu sein ? Filmli gucken, Gamen, und What`s uplen ?
Oder reicht es nicht, wenn die Jugendlichen ab 16 beginnen, den "sinnvollen Umgang" zu lernen ? Von mir aus gesehen geht es um wenige, aber sehr wertvolle Jahre unserer Jugend, in denen ich sie am liebsten noch abschirmen möchte von diesem ungeheuerlichen Trend.

Dass wir Eltern die Kinder im Umgang mit dem Internet begleiten, darüber herrscht zum grossen Glück ein breiter Konsens in unserer Gesellschaft. Mit mobilem Internet gibt es aber keine Begleitung mehr (wie gesagt, es ist natürlich ein riesiger Unterschied, ob wir von 12 j. oder 16 jährigen sprechen) .



[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 23.12.2014 um 18:22.]
fraulein
Dabei seit: 26.10.2003
Beiträge: 1583
Also ich krieg den leichten EIndruck, als dass andere Meinungen doch nicht so willkommen sind icon_smile.gif

Wie gesagt - es gibt mehr zwischen schwarz und weiss. Mit z.B. prepaid-Angeboten steht Internet nicht unbegrenzt zur Verfügung, sondern es kostet saftig. Du hast Angst vor den Filmchen? Nun ja, wenn von 26 Kindern 20 Kinder rund um die Uhr Internet auf dem Handy zur Verfügung haben, ist es durchaus möglich, dass dein Sohn trotzdem Filme sieht, OHNE dass er ein eigenes Handy braucht.
Dann die Frage: Smartphone oder noch ein "normales" einfaches Handy.

Auch finde ich deine Haltung bedenklich: wieder das Beispiel deines Sohnes: gemäss meiner Interpretation deiner Worte, denken 20 Elternpaare nicht nach, weil sie Smartphones erlauben und es gibt doch noch 6 Elternpaare, die denken. Halleluja.

Du willst, dass erst 16-jährige ein Smartphone mit Internet erlaubt bekommen. Also so ähnlich wie Bierkonsum. Tja, wenn man plötzlich etwas hat, was man jahrelang nicht hatte - könnte es sein, dass man dann in einen Rausch verfällt?

Und nochmals: wenn dein Sohn sich gemäss deiner Aussage so wohl fühlt, so ist das schön. Ich frage mich aber, wieso traust du deinem Sohn nicht zu, dass er auch vernünftig mit einem Smartphone umgehen könnte? Wenn ihr doch einen vernünftigen Umgang vorlebt?

Ersetze deinen Sohn durch ein x-beliebiges Kind/Teenager.

So nebenbei: meine Tochter war in ihrer Klasse die letzte, die ein einfaches Smartphone mit Prepaid bekam. Denn Abo gibt es dann, wenn es selbst finanziert werden kann. Ist bei meinem Taschengeld, das ich gebe, erst ab Lehre wirklich komfortabel icon_smile.gif
Ja, SIE wurde ausgegrenzt und sie hat darunter gelitten. Und ich hab sie gezwungen zu leiden, weil ich keinen Deut von meinen ach so hehren Prinzipien abweichen wollte. Weil ICH fand, es braucht es nicht. Weil die älteren Geschwister auch erst zum Zeitpunkt X eins bekommen haben. Weil ICH es für mich auch nicht brauchte.

So nebenbei: was hast du für ein Handy? Ein einfaches Modell oder ist es in der Tat ein Smartphone?
Ich habe nun nach fast 10 Jahren endlich ein Smartphone, weil ich bald Grossmutter werde und gute Fotos vom Enkelkind haben möchte icon_smile.gif Ich telefoniere nicht mehr als früher, ich sende nicht mehr SMS als früher, ich lese keine Mails auf dem Handy, bin weder auf Facebook noch Insta noch sonst irgendwo. Aber durch Whats up kann ich mal meiner Jüngsten schreiben, die Prepaid hat und für sie SMS sonst Geld kosten (Taschengeld). Ueber Whatsup bin ich für sie "gratis" erreichbar. Ich kann durch die Familiengruppe mich auch mal kurzschliessen mit den Kindern, die ausgezogen sind.

Deshalb finde ich, dass es nicht entweder-oder gibt.
Jede Familie stellt die Regeln auf. Ich plädiere ja nur dafür, dass man diese von Zeit zu Zeit hinterfragt - und nicht einfach alle anderen verteufelt. Wenn ein Mensch eine Wahl hat, wählt er nicht immer den schlechtesten Weg, wie andere Beispiele hier zeigen. Ich befürchte einfach, dass du nur die schlechtesten siehst und das ist schade.


Partner, 4 Kinder mit teilweise Schwiegerkindern, aktuell 2 Enkel :-)
Stricken, Lesen und immer wieder an meinem Lieblingsplatz sitzen und den Bäumen zuhören.
KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
Ich sehe das anders: Wir erziehen unsere Kinder, um sie möglichst gut fürs Leben auszurüsten. Medienkompetenz ist heute Teil dieses Pakets. Mit einem Verbot können sie den massvollen Umgang mit diesen Medien nicht üben. Also besser jetzt üben, solange du noch Einfluss nehmen kannst.