Hat Toskana erwähnt, dass ihrem Sohn die Lehre nicht gefalle oder er nicht wisse, ob es der richtige Beruf sei? Ich meine nein.
Auch wenn einem der Job grundsätzlich gefällt, kann einem die Ausbildung Schwierigkeiten bereiten.
Auch wenn man durch einen Coach begleitet wird, lösen sich nicht alle Probleme in Luft auf.
Auch wenn man zu faul ist aufs Klo zu gehen, kann man ein wunderbarer junger Mann sein.
Auch wenn man sein Leben mit 18 (noch) nicht im Griff hat, kann man das noch schaffen.
Gerade weil man in der Ausbildung Schwierigkeiten hat, gerade weil das Coaching nicht ausreichend ist, gerade weil man zu faul ist aufs Klo zu gehen und gerade weil man sein Leben mit 18 noch nicht im Griff hat erachte ich es als umso wichtiger, den jungen Mann jetzt nicht fallen zu lassen. Vielmehr würde ich mich mit ihm zusammensetzen und klare Regeln aufstellen. Gleichzeitig würde ich ihm klar zu verstehen geben, dass ich ihn mit all meinen Kräften unterstütze, dass er diese Lehre (gut) beenden kann. Denn dann hat er eine abgeschlossene Ausbildung - die kann ihm niemand nehmen. Er sieht, dass er das auf die Reihe gekriegt hat. Dass er durchbeissen kann. Dass er etwas schaffen kann.
Toskanas scheinen einen solchen Weg zu bevorzugen. Sie möchten ihren Sohn nicht einfach fallen lassen, sondern ihn begleiten, dass er flügge werden kann. Vielleicht ist das mit 19, 20,....oder auch erst 25. Viele Jungs und Mädels sind in diesem Alter noch nicht selbständig genug, um zu sich selber zu schauen. Ist das schlimm? Sehen wir als Eltern unsere Pflicht mit der Volljährigkeit unserer Kinder als erfüllt an? Ich glaube nicht, oder? Wir alle sind Eltern, wir alle möchten das Beste für unsere Kinder. Oft ist das Beste mit Knochenarbeit, mit Durchhaltewillen und mit Versagensgefühlen bespickt. Wir alle wünschen uns, dass unsere Kinder ihren Weg ohne Probleme bewältigen. Die Steine versuchen wir ihnen nach Möglichkeit aus dem Weg zu räumen. Meist ist das für uns einfacher, als wenn wir mit ihnen über den Steinhaufen klettern (müssen). Möglicherweise ist auch unser Ego als Eltern verletzt, wenn wir mit einem 18jährigen noch über Steinhaufen klettern. Die Erwartungshaltung vom Umfeld ist anderes. Es scheint, als hätten wir es als Eltern verpasst, unserem Kind das Klettern beizubringen. Fühlen wir uns durch diese Brille evtl. verletzt? Unfähig? Als schlechte Eltern?
Ich meine, unsere Aufgabe als Eltern ist so lange wir leben, unsere Kinder über die Steinhaufen zu begleiten. Wir sollen sie nicht rüberschleifen, nicht um sie herumwuseln sondern ihnen die Hand reichen, damit sie durch die Steine klettern können. Wir reichen ihnen die Hand, wenn sie stolpern - aufstehen geht dann wesentlich einfacher. Manchmal stupsen wir sie und stellen fest, dass sie noch gar nicht weiter können - auch wenn wir denken, es wäre jetzt an der Zeit. Dann ist es die Herausforderung an uns Eltern, dass wir selber zurückstehen und unserem Kind genau diese Zeit geben, die es noch benötigt.
Ich merke gerade, dass sich der Text ziemlich moralisierend wirkt. Zu viele Kinder und Jugendliche habe ich wohl gesehen, die hätten Leistungen erbringen müssen, die sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht konnten - "ausgesetzt" und fallen gelassen wurden und so den Boden unter den Füssen komplett verloren haben.
Es sind meine Gedanken, meine Vorstellungen davon, wie ich meine Kinder begleiten möchte. Und sicher wünsche ich mir, das auch andere ihre Kinder so begleiten

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Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.