Hier noch die abschliessenden Empfehlungen der nationalen Ethikkommission, als Fazit des Artikels, die kann man nur unterschreiben:
Empfehlungen der NEK-CNE
1. Die Ärzteschaft sollte sich bewusst sein, dass sie mit einer breiten
Verschreibungspraxis von Medikamenten für nicht-therapeutische Zwecke das Bild
der Medizin in der Öffentlichkeit verändert, darüber hinaus das Menschenbild in der
Gesellschaft beeinflusst.
2. Die persönliche Freiheit ist grundsätzlich zu respektieren, sogar bei
selbstschädigendem Verhalten, jedoch nicht auf Kosten gesellschaftlicher
Grundwerte wie Gerechtigkeit und Toleranz gegenüber Andersartigkeit. Ausserdem
sollten Verhaltensweisen mit Gesundheitsrisiken nicht ärztlich gefördert werden.
3. Da auch frei zugängliche pharmakologische Wirkstoffe Gesundheitsrisiken bergen,
sollten sie – wie auch die Gründe und Weisen ihrer Nutzung – eingehend erforscht
und einer entsprechenden Kontrolle unterworfen werden.
4. Bildungseinrichtungen sollten sich ihrer Verantwortung für die psychische Gesundheit
ihrer Schutzbefohlenen und Arbeitgeber ihrer Pflichten gegenüber ihren
Mitarbeitenden bewusst sein und einem zu hohen Leistungsdruck entgegenwirken.
5. In der Gesundheitspolitik sollte Enhancement mit Prävention, also der Verhinderung
von Krankheiten, weder verwechselt noch vermischt werden.
6. Vor allem bei Kindern kann pharmakologisches Enhancement die Freiheit, die
Persönlichkeitsrechte und die Persönlichkeitsentwicklung einschränken. Eltern,
Bildungseinrichtungen und andere Sorgeberechtigte tragen hier eine besondere
Verantwortung, sowohl für das einzelne Kind als auch für die zukünftigen Werte und
Massstäbe unserer Gesellschaft.
7. Die gegenwärtige Verschreibungspraxis von Psychopharmaka bei Kindern ist zu
überprüfen, die Ursachen des höheren Verbrauchs sind zu klären und die Kinder vor
übermässigem Gebrauch zu schützen.