Vom eigenen Kind geschlagen

Moderatorin Hanna
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 11.05.2015
Beiträge: 0
Für Jesper Juul ist der Ärger völlig legitim, den Kinder und Jugendliche im von Frustrationen gepflasterten Alltag empfinden. Wichtig sei, wie Eltern mit Wutausbrüchen umgehen.

In manchen Familien bleibt es aber nicht bei simplen Wutausbrüchen: Die kindliche Aggression wendet sich gegen die Eltern.

In jeder zehnten Familie in der Schweiz werden Eltern vom eigenen Kind bedroht, beschimpft und geschlagen.

Wie sich das anfühlt und was man in solchen Situationen tun kann schreibt «wir eltern»-Redaktorin Manuela von Ah im Artikel «Wenn aus dem liebevollen Kind eine gewalttätige Furie wird».

http://www.wireltern.ch/artikel/elternnotruf-1116
yucca
Dabei seit: 08.02.2007
Beiträge: 3069
Habe den Artikel zwar noch nicht gelesen....
So etwas passiert aber nicht von heute auf morgen. Hier dürfte schon sehr früh, einiges schief gelaufen sein in der Erziehung.

Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Ich erlebe immer wieder, dass Eltern durch all diese Ratgeber total verunsichert sind und ihre Kinder einfach gewähren lassen.

Ein Kind darf wütend oder trotzig sein. Aber dies an den Eltern auszulassen ist einfach ein No-Go. Finde auch, dass hier schon viel schief gelaufen ist, bis es so weit kam.
KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
"GabrielaA" schrieb:

Ein Kind darf wütend oder trotzig sein. Aber dies an den Eltern auszulassen ist einfach ein No-Go.


??????
Das Kind darf, aber gegen seine Eltern ist ein No-Go? Ja gegen wen denn sonst? Geschwister, Schulkollegen, Grossmutter, Lehrperson, Nachbar, Unbekannte?!
Es geht hier nicht um Frustrationen im normalen Rahmen, sondern um massive Aggressionshandlungen wie "bedrohen, schimpfen und schlagen". Nein, das darf das Kind nie (ein Erwachsener natürlich auch nicht), weder gegen seine Eltern noch gegen irgendjemand anderen. Das No-Go ist ein generelles, an wem ist dabei völlig nebensächlich.

DAS ist doch das Spannende an der Fragestellung hier drin. Warum scheint uns das mehr zu stören? Geben die ersten Antworten den Eltern gleich die Schuld zurück, weil sie mit ihrer Erziehung versagt haben müssen, wenn es soweit kommt? Ist nicht genau diese Reaktion der Grund dafür, dass Eltern in ihrer Verzweiflung oder Ohnmacht keine Hilfe holen? Wegen der Vorwürfe, denen sie sich damit aussetzen? Ist es denn immer so einfach, kann man denn vom Verhalten immer direkt auf die Erziehung schliessen? Die Kinder wachsen ja nicht im heimischen Kokon auf, sondern machen auch Erfahrungen ausser Haus.

Und jetzt mal ganz ketzerisch: Wäre eins meiner Kinder derart aggressiv, wäre es mir wohl lieber, es liesse seine Aggressionen an mir aus als an anderen Menschen. So gäbe es mir die Möglichkeit zu reagieren, zu handeln, dem Kind zu helfen. Das kann durchaus auch als Hilferuf verstanden werden, den man ernst nehmen muss, auf den man reagieren muss. Einverstanden bin ich damit, dass wohl zu lange nicht reagiert wurde, wenn es schon so weit ist, da Gewalt - ob jetzt innerhalb oder ausserhalb der Familie - nicht eines Tages einfach da ist, sondern langsam zunimmt. Bloss nützt diese Erkenntnis wenig. Ausserdem sind sie nicht einfach das Produkt unserer Bemühungen, sondern bringen ja auch individuelles Rohmaterial mit.

Ich finde wichtig, dass man das Thema enttabuisiert, damit die Eltern eben früher Hilfe holen, aber auch entstigmatisiert (schlechte Eltern).

[Dieser Beitrag wurde 2mal bearbeitet, zuletzt am 03.12.2016 um 15:09.]
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Liebste KlaraM. Wenn du den Artikel gelesen hast, wüsstest du, dass das genauso darin steht.
KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
Was das? Natürlich habe ich den Artikel gelesen.
goodie
Dabei seit: 12.11.2011
Beiträge: 3198
Heftige Geschichte, aber ganz ohne Grund passiert das nicht. Dass die Tochter nicht über den Mobbing in der Schule sprechen wollte finde ich auch nicht gut. Ich denke da fehlt einfach die Kommunikation in der Familie. Dass sie dann so heftig drauf reagiert, das ist ein Hilfeschrei.


„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg."

Mahatma Gandhi
yucca
Dabei seit: 08.02.2007
Beiträge: 3069
"goodie" schrieb:

Dass die Tochter nicht über den Mobbing in der Schule sprechen wollte finde ich auch nicht gut. Ich denke da fehlt einfach die Kommunikation in der Familie.


Du drückst das sehr einfach aus goodie. Ich habe zwei Kinder, während meine Tochter mir sehr viel erzählt, meine Ratschläge gerne annimmt, ist mein Sohn der stille, in sich gekehrte, schüchterne, der fast nichts erzählt. Ich denke, dass mein Sohn auch nicht darüber reden würde, wenn er gemobbt würde. Bei ihm merke ich es an seinem Verhalten, wenn ihn etwas beschäftigt, oder er schläft unruhig und schlecht. Bei ihm braucht es sehr viel Einfühlungsvermögen um zu erfahren, was ihn beschäftigt.

Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
lirumlarum122
Dabei seit: 18.09.2013
Beiträge: 184
Bei diesem Thema wird immer erst mal von Erziehungsfehlern ausgegangen. Wenn dann die Mutter auch noch alleinerziehend ist, passt es erst recht wunderbar in diese Schublade.

Sehr oft ist aber der Auslöser, wenn nicht sogar der Grund für die Agressionen die Schule, so ja auch im beschriebenen Beispiel. Wir müssen es dann einfach zu Hause ausbaden. Wer mein Kind heute anschaut, würde nicht glauben, wie das exakt gleiche Kind vor einem Jahr war. Einzige Veränderung: ein Lehrerwechsel. Leider ist das aber oft ein Hürdenlauf, wenn nicht gar unmöglich.

Wenn Bildung immer weniger kosten darf, müssen wir uns nicht wundern, wenn sich Agressionen bei Kindern häufen.

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 08.12.2016 um 15:22.]
tomsch
Dabei seit: 08.12.2016
Beiträge: 11
das ist wirklich böse icon_eek.gif