Wenn Mütter die Gewissenskeule schwingen

jeruscha
Dabei seit: 30.12.2003
Beiträge: 1196
@scheri

Ich muss dir leider widersprechen, die Zahl der Familien die von einem 100% Pensum leben können nimmt stetig ab, ich mag es wirklich jedem gönnen, bei dem das reicht, aber gerade bei Berufen im Dienstleistungssektor (Verkauf, Pflege, Gastgewerbe, Reinigung, teilweise handwerkliche Berufe) sind wir mittlerweile sehr, sehr weit weg von solchen Aussagen.
Traurig finde ich es dann, wenn Leute so sehr aus ihrem eigenen, begrenzten Erfahrungshorizont heraus zu solchen Schlussfolgerungen kommen.
Da spielen unzählige Faktoren mit rein nebst Beruf der Eltern auch Wohnort, Bildungssituation, Kinderbetreuungsangebot und -kosten, besondere Umstände.
Universum
Dabei seit: 13.05.2013
Beiträge: 1515
Jeruscha, ich wehre mich gegen die Aussage, dass man mit einer AUSBILDUNG in der Pflege keine Familie ernähren kann! Ich habe 20 Jahre in dem Sektor gearbeitet und habe wirklich gut verdient- aber man muss sich natürlich stetig weiterbilden- von nichts kommt nichts!

Wenn man gut einteilt und nicht meint, jeden Luxus haben zu müssen kann man auch heute noch durchaus mit einem Einkommen gut über die Runden kommen. Ich spreche da aber für eine 0815 Familie mit zwei Kindern und nicht Grossfamilien. Meiner Meinung nach sollte man die Familiengrösse nach den finanziellen Möglichkeiten richten und nicht umgekehrt.

Versprich nichts, wenn Du glücklich bist.
Antworte nicht, wenn Du wütend bist
und triff keine Entscheidungen wenn Du traurig bist.

Autor unbekannt.
KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
@Jeruscha

Scheri hat das doch schon lange geklärt, dass er mit den Wahlmöglichkeiten ja nicht unbedingt 0 % und 100 % meint, sondern all die möglichen Abstufungen. In keiner Familie muss 2 x 100 % gearbeitet werden, d. h. es gibt eben Wahlmöglichkeiten, und das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Privileg. Noch grösser ist das Privileg, wenn nicht das Geld der Hauptmotor ist bei solchen Entscheidungen.

@Priska

Zählt denn dein Mann abends auch auf, was er alles gemacht hat, und ihr sagt ihm danke? Ich sehe das viel pragmatischer. Ein Paar entscheidet sich, eine Familie zu gründen und weiss genau, dass damit viel Arbeit auf es zukommt, zu Hause und Erwerbsarbeit. Diese Arbeit wird zwischen den beiden aufgeteilt, in irgendeiner Form, die für die beiden stimmt. Ich sehe da echt nichts Besonderes dabei, und wüsste auch nicht, warum die eine Aufteilung mehr Anerkennung verdient hätte als eine andere. Man könnte sogar frech sein und argumentieren, dass jetzt jemand, der sich nur um Haushalt und Teenager-Kinder kümmert, eine relativ geringe Arbeitsbelastung hat und deshalb ja nicht so wahnsinnig viel Lob verdient. Da macht mir die Alleinerziehende Mutter mit Kleinkindern und 70 %-Job mehr Eindruck.

Ich kann aber bloss für mich sprechen: Lob will ich nicht, WEIL ich es mache, sondern höchstens dafür, WIE ich es mache, also wenn ich etwas besonders gut mache. Da liegt es aber nicht an mir, das den andern unter die Nase zu reiben, sondern sie merken das schon selbst. Ein Danke erwarte ich für "Sonderleistungen" wie Taxidienste zum Sport, denn das ist etwas, das ich mir nicht explizit so ausgesucht habe und in meinen Augen auch nicht nötig ist, sondern ein Gefallen, den ich dem Kind mache. Aber Kochen? Hach komm, das ist mein Job, und die Familie sieht das im Fall mehr als die Arbeit, die mein Mann und ich auswärts leisten.

Klar sollen Kinder ihren Eltern mit Respekt begegnen, wie alle Menschen einander mit Respekt begegnen und innerhalb einer Familie sowieso, aber sicher nicht, weil ich ihre Unterwäsche wasche. Ich will nicht mal Respekt für sowas. Ich will Respekt für mich als Person, nicht als Wäsche-Wascherin.

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 11.11.2015 um 12:10.]
Universum
Dabei seit: 13.05.2013
Beiträge: 1515
Wer in seiner Arbeit aufgeht und sich seines Wertes selbst bewusst ist, muss auch nicht dauernd nach der Anerkennung un dem Lob des Partners, der Kinder, etc. heischen. So einfach ist das im Grunde.

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Autor unbekannt.
KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
Schön gesagt, Universum, und bei wem das nicht so ist, der hat eben idR das Privileg, etwas daran zu ändern.
RenaW
Dabei seit: 06.10.2005
Beiträge: 1792
KlaraM und Universum, ich hab ja geschrieben, das ich auch nicht als "Heldin/Märtyrerin" hin gestellt werden will, meine Familie muss mir auch nicht hinterher rennen und sich für jeden Handschlag den ich mache bedanken. Nur wie wiederholt geschrieben, hin und wieder ein Danke find ich schön und angebracht. Genauso wie ich es angebracht finde, wenn sich bei Partner zu bedanken, für die Arbeit die er auswärts täglich leistet.
Scheri
Dabei seit: 22.12.2014
Beiträge: 399
Danke KlaraM, es tut gut, sich verstanden zu fühlen.