ich lebe im ausland seit 11 jahren, meine kinder sind ziemlich zweisprachig (oder dreisprachig?).
voraus sei gesagt, dass ich meinen erste diplomarbeit an der uni ueber zweisprachigkeit gemacht hatte und die "ein-person-eine-sprache"-theorie zur genuege kenne.
mein mann versteht kaum schweizerdeutsch, recht gut hochdeutsch, wenn er sich konzentriert. wenn er abends muede von zuhause nach hause kommt, kann er sich aber nicht mehr darauf konzentrieren.
ich denke und spreche fast immer auf italienisch. unser soziales umfeld ist sehr reichhaltig, wir treffen oft freunde und haben schulkollegen zuhause.
die kinder gehen in eine vollzeitschule, bis halb fuenf mittags, auf italienisch.
wenn es kompliziert wird, die kinder ausgeloest und frustriert nach hause kommen, wollen sie sich erklaeren und meine antwort gut verstehen. da kommt die staerkere sprache zum zuge.
fazit: ich spreche nicht immer ch-deutsch mit meinen kindern. nur wenn wir alleine sind und alle entspannt und gut gelaunt. wenn sie frust loswerden muessen oder so kommunizieren wir meist auf italienisch.
es ist fuer mich nicht denkbar, in anwesenheit anderer leute (nonni, schulkameraden, ...) die kein deutsch verstehen, so mit ihnen zu sprechen. das soziale, das nicht ausschliessen der anderen geht fuer mich vor.
jeden abend erzaehle ich ihnen eine geschichte auf deutsch. manchmal schimpfen sie darueber, aber lieber deutsch als keine. das gleich gilt fuer filme: lieber deutsch als keine. so verstehen sie sehr gut hochdeutsch. inzwischen lesen sie auch ganz gut. das geht so: ich lese ihnen deutsch vor, baue aber inhaltliche fehler ein. die "entdecken" sie dann und korrigieren mich.
ich habe hier auch verschiedene deutschsprachige bekannte, so bekommen sie die sprache auch immer wieder passiv mit.
sie antworten mir meist auf italienisch. aber mit grosseltern, verwandten und vor allem KINDERN von freundinnen in der schweiz sprechen sie schweizerdeutsch. sie duerfen auch immer wieder ein paar tage zu gotti und goetti in der schweiz, das ist auch immer super fuer die sprache.
ich schaue, dass wir mindestens 1 monat pro jahr in der schweiz sind, die verwandten und freunde kommen auch regelmaessig.
bei meinen bekannten, die strikt die 1-pers./1-sprache-regelung durchziehen koennen die kinder genausogut/genausoschlecht deutsch wie meine. "ich habe fertig" sagen zum beispiel ausnahmslos alle.
viel kontakt, kein zwang, kein "durchstieren" ist mir sehr wichtig. ich habe diesen sommer auch deutsch-uebungen kommen lassen. aber neben der anderen sommerhausaufgaben wurde das zuviel.
noch etwas zur motivation. ich denke, dass kinder abblocken, wenn sie merken, dass etwas gemacht werden "muss" aus erfolgsgruenden. aber wenn sie merken, dass das gutnachtlied oder nun das pfadilied mehr von herzen rueberkommt wenn es auf ch-deutsch ist, oder wenn sie dann den grosspapi besser verstehen, machen sie gerne mit. manchmal wird es zur geheimsprache. wenn sie angeben wollen in der schule, begruessen sie mich beim abholen laut mit "hoi mami, gaat's guèt? goemmer hei?". wenn wir dann ausser hoerweite sind, wird's wieder italienisch.