Wie lernt ein Jugendlicher Vertrauen zu haben? Ritalin!

Daniela2
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 09.01.2002
Beiträge: 284
Mein Sohn (14) ist sehr kritisch und hinterfragt alles, vorallem wenn es um die Gesundheit und Umwelt geht. Ich würde mir manchmal mehr wünschen, er könnte einfach vertrauen, abgeben und sich dadurch ein bisschen weniger Sorgen machen. Dadurch haben wir auch seeeehr viele Diskussionen, die immer wieder geführt werden, die vom 100 ins 1000 gehen und zu nichts führen und nur wahnsinnig viel Energie brauchen.

Ich habe bereits das Thema eröffnet mit Ritalin. Und im Moment ist es so, dass wir damit angefangen haben mit sehr kleiner Dosis. Wir (ich, Arzt, Kinderpsychologin) haben im alles darüber erklärt und auch, dass er jederzeit aufhören könnte und dadurch keine körperlichen Entzugserscheinungen hätte. Aber jetzt führt diese Einnahme zur Täglichen Diskussion. "Heute will ich, heute weniger, du hast gesagt ich kann bestimmen, warum muss ich überhaupt, was sind die Nebenwirkungen, was ist wenn ich in 50 Jahren ab diesem Medikent sterbe, ich brauche es doch gar nicht, ich habe es mir gar nicht richtig überlegt, ob ich das will, ja will das Medikament nehmen, ich spüre es geht mir besser, warum genau muss das Blut untersucht werden, was könnte genau mit der Leber passieren, warum kann ich nicht normal sein, kann ich in ein paar Wochen wieder damit aufhören,......" Und so geht das fast jeden Tag, die selben Fragen, selben Erklärungen unsrerseit. Wenn ich schon nur das Wort Dosis in den Mund nehme, explodiert er fast, "dass höre sich an wie bei einem Drögeler" etc.

Uns ist dieser Entscheid auch sehr schwer gefallen, aber ich würde mir wünschen, dass er uns diesbezüglich vertrauen kann. Denn wir müssen auch vertrauen. Dieser Entscheid basiert nicht auf unser Wissen.

Was meint ihr?
Gelöschter Benutzer
Mir tut er leid; er muss zutiefst verunsichert sein, in einem Alter, in dem eh alles durcheinander gerät. Eure eigene Verunsicherung trägt sicher auch dazu bei. Aus dem Bauch heraus würde ich raten: Ihr müsst mit voller Überzeugung hinter der Ritalin-Einnahme stehen. Ich wünsche euch einfach alles Gute, dass es sich einrenkt.
hope
Dabei seit: 04.05.2009
Beiträge: 308
Ich versteh Deinen Sohn icon_wink.gif Ist Dir sicher keine Hilfe, aber mir gehts grad ziemlich ähnlich wie Deinem Sohn, nur hab ich keine Mama, mit der ich meinen Clinch austragen kann, so verfecht ich ihn halt mit dem Arzt icon_wink.gif Und geh dem zwischenzeitlich gehörig auf die Nerven damit ;-D

Ich denke, ich würd das ein Weilchen mitmachen, würde ihn aber irgendwann vor die Wahl stellen, entweder die allgemein beschlossene Therapie (Ritalin) zu akzeptieren oder mitzuhelfen, eine Alternative zu suchen. Vielleicht hilft ihm eine Verhaltenstherapie, ein Kräuterprodukt, Akkupunktur, wer weiss. Wichtig dabei finde ich aber, dass ER aktiv werden muss, wenn er die von Euch so wohlüberlegte Entscheidung nicht akzeptieren kann.
hope
Dabei seit: 04.05.2009
Beiträge: 308
Genau, der Widerstand seinerseits kann sicher daher kommen, weil er vom Charakter her einfach eher schwer zu überzeugen ist (bin auch so ein stures Exemplar in manchen Bereichen). Oder aber aus Verunsicherung, weil er merkt, dass Ihr nicht dahintersteht.
Ich hab auch so einen Sohn und hab bei kleinen Medigaben die Erfahrung gemacht, dass die Medis um ein Vielfaches besser akzeptiert werden, wenn ICH überzeugt bin, dass Globuli da nicht helfen.
Gelöschter Benutzer
Oder miteinander eine Probezeit vereinbaren, während der das Ritalin diskussionslos eingenommen wird. In der Zeit Notizen machen, was einem auffällt, was besser ist, was nicht. Und dann gemeinsam Bilanz ziehen und entscheiden, wie es weiter geht.
Man kann ihm ja auch sagen, dass die tägliche Diskussion darum nur ermüdend ist und nichts bringt.
Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
Beiträge: 2397
hallo daniele

ich glaube nicht, dass die diskussionen zu nichts führen icon_eek.gif)

das ist das, was ihn tagtäglich beschäftigt (in der pupertät sowieso noch verstärkt) - es raubt dir energie, das ständige grübeln, hinterfragen, all die ungerechtigkeiten u.s.w - und er erlebt es tagtäglich so.... p.s. als adhsler kann man z.b. nicht verstehen warum andere sich so wenig gedanken machen ?! er teilt mit dir ein stück von seinem gedankenkarussel - das ist einfach so.

ev. hilft es ihm, wenn du ihm die fachlichen infos gibst, die er braucht - es gibt sehr viele gute sachbücher. bei elpos.ch z.b.
im übrigen soll er selbst entscheiden, ritalin ja... und druchziehen (ev. mit begränztem zeitraum 1 monat) - und dann wieder neu etnscheiden.

ich bin überzeugt, dass ritalin keinen grossen schaden anrichtet (meine meinung) - der dopaminspiegel wird so erhöt, wie es andere von natur aus haben - also auf gleichem level ;o)

liebe grüsse und euch alles gute.
Daniela2
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 09.01.2002
Beiträge: 284
Danke für eure Worte, sind mir eine sehr grosse Hilfe!

Das grösste Problem für mich ist, dass für ihn eigentlich alles in Ordnung ist. "Ich habe ja gar nichts, mir geht es gut, warum soll ich überhaupt ein Medi nehmen, die anderen haben das Problem nicht ich....". Da er nicht hyperaktiv ist, einen grossen Freundeskreis hat, beliebt in der Schule ist und wir ihm eine gewisse Struktur geben, ist für ihn "das Problem" nicht wirklich spür- und sichtbar. Dass aber sein Verhalten seit dem Kindergarten, bei jeder Lehrkraft wieder Diskussionen aufwarf und man sogar eine Privatschule vorschlug, da meint er einfach, "die übertreiben und gewisse Ausagen von Lehrer stimmen nicht". Er sieht es nicht! Und ich würde mir wünschen, dass er es selber einsieht und vertrauen hat und nicht jeden Tag wieder bei Null anfängt mit den Diskussionen. Wie kann ich ihn da stärken? Ich kann heute eine Abmachung mit ihm treffen, er ist einverstanden und am anderen Tag wird alles wieder hinterfragt. Und wenn ihn etwas beschäftigt, oder ein Gedanke hat, es muss raus, auf Biegen und Brechen, jetzt und sofort und ohne Rücksicht....Und, es muss bei mir raus, unbedingt, "du verstehst mich, du kannst mich etwas beruhigen....." aber ich habe noch zwei Kinder und denen will ich auch gerecht werden. Bei meinem Sohn weiss ich emotional nicht, wo die Grenze ist und auch wenn ich sie wüsste, gerade weil er mir Leid tut, könnte ich sie vielleicht gar nicht ziehen. Ich möchte, dass er versteht, dass er vertrauen hat, vorallem, dass er eine gewisse innere Zufriedenheit und Ruhe leben darf.
Gelöschter Benutzer
Ein anderer Gesichtspunkt: Er ist ein 14-Jähriger, der mit euch Eltern spricht, der sich mit euch reibt, mit euch auseinander setzt, mit euch bespricht, was ihn beschäftigt. Wie schön! Es gibt andere, die die inneren Konflikte nur mit sich selbst ausmachen, sich vergraben, abschotten, einigeln, still leiden. Wieviel schwieriger ist es, die zu erreichen.
Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
Beiträge: 2397
daniela
im grunde hat er recht. es sind die anderen, die sich seiner "so wie er ist" nicht annhemen können. klar ist es für die lps ungemüdlichen, wenn man jemanden in der klasse hat, der immer alles hinterfragt, nachhackt, es genau wissen will und eben nicht gleich alles für bare münze annimmt.
doch das ist das problem der lehrer und nicht seins, wenn sie ihm die logik, zweck uns sinn der übung nicht klar machen können.

sei froh, hat er ein gesundes selbstvertrauen!

was muss er einsehen?
Daniela2
ThemenerstellerIn
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Beiträge: 284
Me too, genau dieser Punkt schätze ich ja sooo. Ich denke immer, zum Glück redet er. Wenn er diese Gedanken alle mit sich alleine ausmachen müsste, schlimm. Und es sind halt Gedanken, die nicht jeder Jugendliche hat, Gedanken, die auch nicht unbedingt mit Kollegen diskutiert werden. Und genau deswegen fällt es mir noch schwerer die Grenze zu ziehen. Ich will ihn ja nicht zum Verstummen bringen, überhaupt nicht. Aber ich spüre auch meine Grenzen, meine Verpflichtungen gegenüber meinen anderen Kindern und, dass ich auch nur ein Mensch bin.