Zweifelt ihr manchmal auch an eurer Erziehung?

Lemala
ThemenerstellerIn
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Beiträge: 59
Deswegen denke ich, dass manchmal zweifeln und hinterfragen nicht schlecht ist, weil man sich mit seinem Kind und sich selber und demzufolge auch mit seiner Erziehung auseinandersetzt, weil Erziehung nicht statisch ist.
KlaraM
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Blue64
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Zweifeln und hinterfragen sind zwei verschiedene Paar Schuhe!!! Google klärt auf!

Nein, ich zweifle nie - aber ich hinterfrage oft!

Ich denke, also bin ich hier falsch !
rivus
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"Lemala" schrieb:

rivus, das ist nur der eine Teil der Erziehung: nach bestem Wissen und Gewissen erziehen. Der andere Teil ist aber, sich selber immer wieder zu reflektieren und auch immer wieder zu schauen, ob die eigene Erziehung mit bestem Wissen und Gewissen auch das Beste für das Kind ist. Das ist ja das Schwierige- man kann nicht nur von sich ausgehen und dementsprechend erziehen, sondern muss sich immer wieder hinterfragen, ob die Erziehung dem Kind gerecht wird. Denn was man selber für richtig hält muss nicht automatisch richtig für das Kind sein...


Natürlich meine ich mit bestem Wissen und Gewissen damit, was für mein Kind, für unser Zusammenleben das Richtige ist. Bestimmt nicht, nur von mir aus!

Und natürlich hinterfrage oder reflektiere ich ab und zu. Aber das ist nicht das selbe wie zweifeln!!

Blue64, meine Worte.
Lemala
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 10.05.2014
Beiträge: 59
Blue und rivus, ihr habt noch nie gezweifelt? Ich weiss jetzt nicht, ob ich das gut finde oder nicht… Dass Hinterfragen und Zweifeln nicht das Selbe sind, weiss ich auch. Ich tue beides: Hinterfragen öfter als zweifeln, aber gezweifelt habe ich auch schon. Dass ihr nie an euch gezweifelt habt, lässt mich vermuten, dass ihr von euch und eurer Erziehung 100%ig überzeugt seid. Das wiederum lässt in mir die Frage aufkommen, ob ihr dabei nicht eure Kinder aus den Augen verliert, ob der Wunsch, alles richtig zu machen die tatsächlichen Bedürfnisse eurer Kinder überlagern. Wenn ich überzeugt bin von mir und meiner Erziehung, hinterfrage ich auch weniger….
Blue64
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Beiträge: 1456
Lemala, nein, denn wenn ich zweifeln würde, dann hiesse das, ich entscheide nicht! Denn nur wenn ich mich nicht entscheiden kann, weil mich keiner der Gründe überzeugt, zweifle ich.

Aber ich habe mich für einen Erziehungsstil entschieden. Und den finde ich gut, weil er mir die Grundlage gibt, die Werte, die meinem Mann und mir wichtig sind, gut vermitteln zu können.

Was aber nicht heisst, dass es nicht auch zu Entscheidungen innerhalb des Erziehungsstils kommt, die ich hinterfrage, Haltungen, die ich hinterfrage. Aber ich zweifle nicht - der Weg ist der richtige, die Stopps, die ich einlege, die Kurven, die ich gehe, die mögen ab und zu nicht produktiv sein, aber darüber kann man reden.

Ausserdem heisst Erziehung nicht, alles richtig zu machen - erziehen heisst für mich, vermitteln, vorleben, da sein, Sicherheitsnetz sein, Rammbock sein.

Und weisst, es kotzt mich an, dass alle, die hier über ihre Teenager jammern, diese dann doch über den grünen Klee loben und so tun, als wäre das das Normalste auf der Welt, aber mir und anderen unterstellen wollen, wir verlieren unsere Kinder aus den Augen, hätten nur unser Besserwisser-sein im Kopf - so ein Schmarrn. icon_evil.gif

Ich hatte auch grosse Probleme, aber ich habe mir immer rechtzeitig professionelle Hilfe geholt - und zwar dort, wo es auch für mich stimmt, bei Fachleuten, die meinen Erziehungsstil vertreten. Ich habe an mir gearbeitet, nicht an meinen Kindern - ich habe mit meinem Mann immer und immer wieder geübt, die "Werkzeuge", die man uns beibrachte, anzuwenden. Und mit der Zeit wurde es immer "einfacher". Und nein, bei uns gibt es nicht immer nur Sonnenschein, aber es gibt bei uns keine zerstörerischen Wutanfälle, kein stundenlanges Geschrei, keine demolierten Gegenstände. Aber Diskussionen: nicht schnelle, zwischen Tür und Angel, sondern lange, konzentrierte, immer im Focus, eine win-win-Situation zu erreichen. Und weil unsere Kinder durch unsere Haltung erlebt haben und erleben, dass wir sie und ihre Bedürfnisse respektieren und ernst nehmen, verträgt es auch hin und wieder mal einfach ein "Mach das bitte jetzt einfach, ich erklär es dann später!" - und es wird getan! So, wie ich auch keinen Ämtliplan brauche, damit meine Kinder im Haushalt mithelfen.

Und ich finde es völlig daneben, wenn ein Teenager die Türschnalle abmontiert!

Aber ich bin auch fest davon überzeugt, dass es zu spät ist, will man jetzt, mit 13, 14, 15 anfangen, zu erziehen!





[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 27.05.2014 um 22:20.]

Ich denke, also bin ich hier falsch !
fraulein
Dabei seit: 26.10.2003
Beiträge: 1583
@Lemala
Die Sache mit dem "das Beste für das Kind" ist doch folgende: man entscheidet immer nach der eigenen Einschätzung, was das beste ist.

Ob es das Beste WAR, wirst du immer nur im Rückblick erkennen können.
Unter Umständen stellt sich heraus, dass deine Einschätzung falsch war, obwohl du doch eine Entscheidung getroffen hast, die du für das beste gehalten hast.

Ich hab geschrieben, dass ich nicht gezweifelt habe, weil ich finde, dass mein Erziehungsstil genau der richtige ist. Also zweifle ich nicht an meiner Erziehung an sich, sondern höchstens mal an der einen oder anderen Entscheidung (wie z.B. oben beschrieben). Aber ich stelle das nicht grundsätzlich in Frage und so habe ich auch deine Frage verstanden.

Mein Sohn hat soviel Mist angestellt in den Jahren zwischen 14 und 19. Und manchmal bin ich beinahe ab seinem Verhalten verzweifelt und hab gelitten. Dennoch bin ich überzeugt, dass ich meine Sache richtig gemacht hab. Jetzt, mit weisen 22 Jahren sagt mir mein Sohn, dass ich ihn gut erzogen habe und es auch gut war, wie ich die eine oder andere Entscheidung getroffen habe. Kann ich eine bessere Rückmeldung bekommen?

Umgekehrt wird mir in ein paar Jahren vielleicht eine meiner Töchter vorwerfen, falsche Entscheidungen getroffen zu haben. Oder ich höre Sätze wie "ich würde das bei meinen Kindern nie so machen". Auch gut. Sie dürfen dann ja ihre eigenen Wege gehen und eigene Kinder nach ihrem Gutdünken erziehen.

Bei dir hab ich einfach ein wenig den Eindruck, dass du noch Mühe hast, Aussagen wie von blue oder rivus so stehen zu lassen. Von seiner Erziehung überzeugt sein, heisst ja nicht, alles perfekt zu machen oder das Kindswohl zu übersehen oder nie eine falsche Entscheidung zu treffen Sondern einfach mit sich (und seiner Erziehung) im reinen zu sein. Aber das ist ein Prozess, der nicht von heut auf morgen beendet ist.

Partner, 4 Kinder mit teilweise Schwiegerkindern, aktuell 2 Enkel :-)
Stricken, Lesen und immer wieder an meinem Lieblingsplatz sitzen und den Bäumen zuhören.
rivus
Dabei seit: 02.05.2013
Beiträge: 209
@Lemala

Blue64 und fraulein haben das bereits wunderbar beschrieben. Dem muss ich eigentlich gar nichts mehr hinzufügen.

😉


KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
"fraulein" schrieb:

Ob es das Beste WAR, wirst du immer nur im Rückblick erkennen können.
Unter Umständen stellt sich heraus, dass deine Einschätzung falsch war, obwohl du doch eine Entscheidung getroffen hast, die du für das beste gehalten hast.


Genau das lässt sich eben nie feststellen, weil man immer nur einen Weg gehen kann. Niemand weiss, wie es anders herausgekommen wäre.

Ich zweifle durchaus ab und zu, nicht nur bei meinen eigenen Kindern, sondern auch am System. Hinterfragen sowieso. Und das, obwohl die Pubertät bisher absolut reibungslos verläuft. Aber ob das an unserem Erziehungsstil liegt? Oder vielleicht an der Persönlichkeit der Kinder? Oder an der Art, wie wir ihnen Partnerschaft vorleben? Oder an den Peers in ihrem Umfeld, an ihren Freundschaften? Ich frage mich manchmal, ob wir in gewissen Bereichen sie gezielter hätten fördern sollen, mehr hätten verlangen sollen, sie mehr hätten antreiben sollen. Andere machen das und die Kinder kommen auch gut raus. Welche Haltung bringt jetzt mehr, das "lass sie machen, das kommt schon gut" oder "plane sie durch, hole das Maximum heraus"? Und vor allem: Chunnt's am End druf a?
fraulein
Dabei seit: 26.10.2003
Beiträge: 1583
@KlaraM
Was für mich wichtig war:
Ich habe vier Kinder, vier Persönlichkeiten/Charaktere.

Es war für mich deshalb klar, dass ich eine konsequente Haltung in Grundwerten zeigen/haben muss, damit ich nicht jedes i-Tüpfelchen imit jedem ausdiskutieren muss.

Variationen für jedes Kind führ(t)en noch immer zu genügend Gesprächsstoff icon_smile.gif

Vor ein paar Jahren fiel mir bei meiner Schwester auf, dass sie einige Dingen genau so macht wie unsere Mutter, obwohl meine Schwe mehr als einmal zur Mutter sage "ich mach es mal anders (gemeint war wohl: besser) als du". Was wieder deine Schlussfolgerung unterstützt - am Ende sieht man es ja icon_smile.gif

Partner, 4 Kinder mit teilweise Schwiegerkindern, aktuell 2 Enkel :-)
Stricken, Lesen und immer wieder an meinem Lieblingsplatz sitzen und den Bäumen zuhören.