ADS im Jugend- und Erwachsenenalter

Franz Josef Neffe
Dabei seit: 17.11.2006
Beiträge: 0
Wenn wir Erwachsenen die Probleme, die die Kinder haben, für uns schon gelöst hätten, könnten die Kinder von uns die Lösung einfach abschauen. Es zeugt doch von Reife, wenn jemand erkennt, dass er dasselbe Problem hat wie das Kind. Das eröffnet die wunderbare Chance, gemeinsam zu lernen und sich gemeinsam zu entwickeln. Das gibt Lebensqualität bis ins hohe Alter, die nie zu erreichen ist, wenn man sich für das Kind aufarbeitet.
Für mangelnde Aufmerksamkeit gibt es immer gute Gründe. Wenn ich an manchen Chef und Kollegen denke, der so nervt, dass es nicht bei ADS ohne Hyperaktivität bleiben kann, dann frage ich mich immer, warum man diese Problematik IMMER AUF DAS KIND REDUZIERT. Allein Unterricht ist schon einer der vernünftigsten Gründe, die Aufmerksamkeit zu verlieren und hyperaktiv zu werden, die ich kenne. Dass unsere Kinder auf den üblichen Lehrplanvollzug allergisch bis apathisch reagieren, zeigt doch eigentlich nur, dass ihr Reiz-Reaktionssystem noch funktioniert und sie noch nicht ganz lebensuntüchtig sind.
Ritalin kann zwar künstliche Zustände erzeugen aber Pillen lernen nichts. Pillen sagen Dir nicht, dass Du GUT bist; das musst Du schon selber tun! Wenn dich die Pille aber schulgerecht gemacht hat, erliegst du dem Irrtum, alles sei in Ordnung, und lässt deine entscheidenden Geistes- und Seelenkräfte weiter HUNGERN.
In meinen Ich-kann-Schule-Vorträgen frage ich immer, was es zum Frühstück gab. Dann höre ich Aufzählungen wie: Müsli, Brot, Kaffee,.... und frage nach: "Das war für den Körper. Was gab es für Geist und Seele?" Die meisten müssen dann passen. Ebenso selbstverständlich wie wir den Körper täglich füttern und pflegen, lassen wir die feinen, sensiblen, genialen Kräfte von Geist & Seele verhungern und verwahrlosen. Im Gegenteil: Wenn sie geschwächt sind und Fehler machen, quälen wir sie nur mit Üben, Üben und nochmals Üben. Und diesen barbarischen Umgang mit den entscheidenden Lebenskräften soll dann Ritalin richten????
Wir dopen uns heute mit vielen Mitteln über unsere nicht gelernte Realität hinweg. Wir tun so, als ob die Probleme, die uns heute bedrängen, auf unerklärliche Weise entstanden seien. Wenn wir anfangen würden, genauer hinzuschauen, würde vieles nicht unerklärlich bleiben und wir müssten nicht alles durch Erleiden lernen. Wozu sind wir schließlich mit GEIST begabt, wenn wir ihn nicht gebrauchen? Freundlich grüßt
Franz Josef Neffe

"Wenn ich Sie in dem Irrtum lasse, dass ich es bin, der Sie gesund macht, dann mindere ich Ihre Persönlichkeit!" Émile Coué
anita-cornelia
Dabei seit: 18.09.2004
Beiträge: 826
AD(H)S empfinde ich als eine sehr heikle diagnose, die ich für mich und meine kinder auf jeden fall mehrfach hinterfragen würde.
alleine das stellen der diagnose ist sehr abhängig vom diagnostiker, der mehr oder weniger fachkompetent sein kann.
ich zweifle auch ein stück weit an der AD(H)S-theorie, gerade weil die diagnosestellung sehr schwammig sein kann.

ich zweifle nicht daran, dass kinder oder erwachsene gut auf ritaling und co. ansprechen (ich erlebe das oft in meiner arbeit) und davon profitieren können...wobei ich dann auch gleich wieder anmerken möchte, dass es sich aber auch um eine symptombekämpfung handeln kann und nicht um eine ursachenbewältigung...eben je nachdem wie "wahr" es sich dann wirklich um ein AD(H)S handelt...

http://www.familylab.de/files/Artikel_PDFs/allgemeine/zappeln_eine_krankheit_nein.pdf

gerald hüther hat meiner meinung nach eine gesunde einstellung zum thema, wenn auch eine gesellschaftskritische. der artikel ist nur oberflächlich...es lohnt sich mehr von ihm zu lesen icon_wink.gif
Gelöschter Benutzer
anita, es ist sowieso nur symptombekämpfung, auch bei "echtem" ADHS

auch andere genamste krankheiten sind grosse schubladen mit bestimmten symptomen. zum beispiel depressionen
Manya
Dabei seit: 30.05.2002
Beiträge: 1707
@anita-cornelia: du stellst also in Frage, dass es ADHS überhaupt gibt. Puh. Da stellst Du Dich über den allgemein gültigen Wissenstand von Kinderärzten und -psychiatern.
Adhs ist nun mal keine Diagnose, bei der man einen Bluttest macht und dann ist der entweder positiv oder negativ. Von daher hast Du Recht, es gibt sicher Fehldiagnosen.
Dennoch gibt es ADHS, völlig eindeutig.
Es darauf zu reduzieren, dass Ritalin halt bei manchen Menschen wirkt ist ein etwas beschränktes Weltbild.
Kritisch sein ist gut, Tunnelblick schlecht.
Manya
Dabei seit: 30.05.2002
Beiträge: 1707
Noch etwas: Ja klar ist Ritalin Symptombekämpfung, Was denn sonst?
Jede gute Fachperson betont, dass Ritalin mit zusätzlicher (Psycho-/Psychomotorik- etc.)Therapie sinnvoll ist.
Gelöschter Benutzer
genau. adhs kann man ja eh nicht heilen.
austria
Dabei seit: 27.07.2011
Beiträge: 54
habe jetzt alles durchgelesen, darf ich fragen WIE eine adhs abklärung statt findet ? mein kind sass 15 min. bei einem mir unbekannten kinderarzt ( der mir für eine adhs abklärung empfohlen wurde ) im sprechzimmer, danach kam er raus und meinte das ist kein adhs sondern nur die pupertät. ich bin jetzt völlig irritiert....... vorallem weil vorabklärungen durch eine psychologin ergaben das es 95 % sicher ein adhs ist.
Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
Beiträge: 2397
@austria

in 15 min. kann man nicht feststellen (behaupte ich mal) ob man adhs hat oder nicht. ich würde eine zweite meinung einholen, bei einem auf adhs spezialisierten psychater.

(fragebogen, gespräch, fragebogen für eltern.... ausschluss anderer faktoren, die die gleichen symtome hervorrufen könnten... eeg)

ich glaube elpos.ch hat auch adressen.

vorallem wäre mir wichtig, problemlösungsfindungen zu erarbeiten.
Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
Beiträge: 2397
Gelöschter Benutzer
@Smile79

Warum holen eigentlich nur Leute eine Zweitmeinung ein oder machen nach 2 Jahren wieder eine Abklärung, wenn kein Adhs diagnostiziert wird, sind aber handkehrum sofort bereit (ohne neuerliche Abklärung, ohne Zweitmeinung) eine Ads-Diagnose zu akzeptieren? Wollen sie unbedingt ein Ad(h)s? Was macht das so attraktiv?