Burn-out / Wenn das Verständnis fehlt!

paul&shark
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Carmen100
Ein Coach hat mich wieder auf meine Umlaufbahn katapultiert. Ohne meinen Mann zu therapieren, lernte ich eine andere Variante mit seinen Schwierigkeiten umzugehen. Wichtig für mich war- Grenzen. Es war z.b. so, dass der Coach mir empfohlen hat, täglich 10min. mit meinem Mann gezielt über seine Schwierigkeiten zu sprechen. Nicht mehr. Die Idee dahinter war- den Problemen schlichtweg den Atem zu nehmen. Seine Arbeitssucht wurde auf ein Zimmer reduziert, draussen verboten. Iphone, Laptop, etc. nur in besagtem Zimmer nutzen. NIE im Ausgang, während dem Essen. Meinem Mann immer wieder zu sagen- dein Verhalten mir gegenüber ist nicht ok, du musst das Problem selber lösen, ich bin nicht schuld und nicht verantwortlich. Ich brauchte viel mehr Freiraum, weniger Kontrollen- die habe ich durchgesetzt. Und rigoros immer wieder betont- dass die Gefühle stimmen, ich begleite und unterstütze, aber eben, nicht 24 Std. Denn ich bin zwar Ehefrau, aber nicht Therapeut. Während der ganzen Zeit war es so, dass er sich in seiner Rolle nicht allzu unwohl gefühlt hat und die zusätzliche Aufmerksamkeit genossen hat. Als ich ihm diese entzog, fiel er aus allen Wolken. Immer wieder habe ich ihm kleine Aufgaben delegiert, (z.b. Restaurant reservieren), nachgefragt, ob ers gemacht hat, etc.
Der Coach hatte auch sonst durchwegs brauchbare Tipps für den Alltag... So, und noch etwas wirklich ganz alleine für dich, Carmen100. Ich bin mit einem depressiven Cousin aufgewachsen. 6 Suizidversuche. Mal der Zug, mal die Pulsadern, mal das Hausdach. Anfangs nahm ich ihn sehr ernst und hatte Angst. Dann habe ich mir gesagt- wenn der nicht leben will- soll er doch springen. So. Weil- ich hätte dann endlich meine Ruhe gehabt. Er lebt immer noch... Aber die Distanz hat mir sehr geholfen.
taraxacum
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@paul&shark

Depressive Menschen WOLLEN leben - sie wollen nur nicht so leben, wie es sich lebt mit einer Depression.

Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
paul&shark
Dabei seit: 21.07.2008
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taraxacum- ich habe geschrieben- aufgewachsen- mit einem depressiven Cousin. Inzwischen bin ich erwachsen...
Carmen100
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@stäz
Natürlich leiden die Kinder. Die bekommen und bekamen doch alles mit. Jetzt geht es wenigstens mit seinen Austick-artigen Anfällen, seit er Medis nimmt, aber vorher...der konnte sich nicht mal vor den Kindern beherrschen. Ich muss sagen, geschlagen hat er uns nie, aber mit Zeugs umher geworfen und das ist auch eine Art von Gewalt. Dies alles, weil er dem Druck in seiner Arbeit (fast 11 Jahre da) nicht mehr stand hielt, das schlechte Klima..Weisst du stäz, wenn wir "nur" Beziehungsproblemen hätten und noch Liebe da wäre, Gott, ich würde alles dafür tun, denn ich bin die Letzte die einen Menschen gleich aufgibt. Hier hat sich jetzt aber durch seine lange nicht erkannten Krankheit so viel aufgestaut, das auch meine Gefühle zu ihm verschwunden sind.

Wieso sollte ich mit ihm Mitleid haben? Es ist ja nicht so, als würde er nur gegen seine Krankheit leiden, er macht mir ja auch alles "z'leid". Wieso kann er sich nicht auf sich konzentrieren ohne mich auch noch fertig machen (lies weiter unten von wegen runtermachen mit irgendeiner Bemerkung wenn er mich happy sieht). Und ja, du hast recht, für mich gibt es auch keinen Burn-out, das ist nämlich ein Luxus-Problem. Ich möcht' ja sehen ob die hungernden Menschen auf dieser Welt, die WIRKLICH Not leiden, Depressionen und Burn-out's haben!!

Das Glas ist immer halbvoll....
Carmen100
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paul&shark
Das hört sich alles super an aber in meiner momentanen Situation bringe ich selber die Geduld nicht mehr für ihn auf. Ich muss mich um den Alltag kümmern, um die Schule, den KiGa wenn was ansteht. Er kümmert sich ja nicht darum. Termine werden einfach nicht wahr genommen, wenn etwas kaputt geht, bleibt es so stehen bis ich was dagegen mache. Rechnungen, die bleiben liegen, bis ich ihn darauf anspreche, mir dafür das Geld zu geben...es sind vielleicht peanuts die sich aber häufen. Wie den Müll runterbringen, er macht es, wenn ICH es ihm sage, verstehst du was ich meine?? Die Kraft die ich noch habe (woher auch immer ich die nehme) brauche ich für die Kids und für sonstiges, aber ganz sicher nicht mehr für ihn!

Das Glas ist immer halbvoll....
paul&shark
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Carmen100
Ja, ich kann mich ein wenig in deine Lage versetzen. Ich habe mir zuerst innerlich ein "Ultimatum" gestellt. Und dieses dann formuliert. Die Folgen wären die Trennung gewesen. Ich weiss inzwischen, dass es für mich und die Kinder auch ohne meinen Mann ein Leben gibt. Solange wir einander nah sind und die Gefühle nicht schaden, machen wir gemeinsam weiter. Was wäre das Schlimmste, das passieren könnte? Für dich? Und für deinen Mann, die Kinder?
Carmen100
ThemenerstellerIn
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paul&shark
Ganz ehrlich? Mein grösstes Problem ist die neue Wohnung zu verlieren in der wir aktuell wohnen. Ich bin so happy da, aber wenn er nicht geht, muss ich es tun, und wenn ich gehe, geht er auch (wohin auch immer), aber die Wohnung habe ich verloren und das stresst mich am meisten.

Ob für ihn mein Auszug so schlimm wäre, mag ich zu bezweifeln. Kommt für ihn ja nicht unvorbereitet. Er muss ja spüren, das ich nicht mehr mit ihm mag. Vielleicht sieht er es in seiner momentanten Situation als weitere Niederlage in seinem Leben an, aber dafür kann nicht nur ich etwas!

So, ich kann mich heute Abend nicht mehr melden, weil der PC zuhause kaputt ist (bin jetzt noch im Büro) und dieser zuhause noch eine Weile kaputt bleiben wird, weil ich mich nicht darum kümmern kann!! Liebe Grüsse an alle

Das Glas ist immer halbvoll....
taxi101
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Beiträge: 37
ich kenne das mein mann litt lange darunter...... du musst einen mittelweg finden zwischen ignorieren und mitfühlen.... es ist eine sehr schwere zeit.... ich hoffe ihr schafft das....

kinder sind unsere zukunft
Gelöschter Benutzer
tarax: was soll man als angehöriger in einem kriseninterventionszentrum?

die, die professionelle hilfe empfehlen: was stellt ihr euch darunter vor?

das was mir noch am besten half war sowas wie ein coach, der mir hilft sowas wie einen roten faden zu finden und im auge zu behalten. aber andererseits muss man noch die zeit haben dafür und dann muss man so viel erklären.... wenn man mitten drin steht ist es schwierig für aussenstehende die dinge repräsentativ zu erzählen, und zu gewichten was wichtig ist. da ist halt jemand der die lage kennt notwendig. es ist verdammt schwer
Gelöschter Benutzer
"Rechnungen, die bleiben liegen, bis ich ihn darauf anspreche, mir dafür das Geld zu geben"

Ich glaube, für Dich ist es wohl schon länger eh gelaufen und es braucht wohl keine Tipps mehr, wie Du mit seiner Krankheit umgehen sollst - wahrscheinlich ist es dafür viel zu spät.

Aber dieser oben zitierte Satz darf meines Erachtens nicht unkommentiert bleiben. Die erste Amtshandlung für mich wäre, sofort auch einen Zugriff auf Geld zu haben! Eine Beziehung, in der ich jemanden um Geld bitten müsste um gemeinsame Rechnungen zu bezahlen, wäre für mich keine!

Und nur so als Anstoss - in einem ganz anderen Thema betreffend Wohnung habe ich klar geschrieben, dass ich viel Geld für eine Wohnung ausgeben würde, wenn sie mir zusagen würde - allerdings würde ich kaum wegen einer tollen Wohnung in einer zerütteten Beziehung bleiben!