Heute im Club auf SF1: Aufwachsen mit psychisch kranken Eltern

Gelöschter Benutzer
was mich sehr erstaunt hat ist, dass dieser ehemann, dessen frau unter wahnvorstellungen leidet, dass so lange nicht gemerkt hat, obwohl er psychologe ist?
kerzenlicht
Dabei seit: 03.12.2008
Beiträge: 86
habe die Sendung geschaut. Finde es wahnsinnig schwierig ein solches Thema an einem Abend zu diskutieren. So facettenreich die Krankheit ist, so verschieden ist auch jede einzelne Geschichte der Erkrankten und deren Angehoerige. Jedes Kind eines psychisch kranken Elternteil entwickelt sich anders, nimmt die Krankheit anders wahr. (Kleinkind, Teenager, etc.)


Sendungen dieser Art sind Schritte um dieses Thema zu entabuisieren.
Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
Beiträge: 2397
ich habe nur ein teil gesehen. ich fand auch die aussage wichtig, dass man bereits früh hinschauen und beistehen sollte (postnatale depression), dass man das umfeld nicht vergisst - vorallem finde ich den druck - nach aussen das perfekte spielen zu müssen - für kinder sehr anstrengend.

oder die zwei persönlichkeiten, man entwickelt antennen - wie ist er/sie heute drauf?

oder die wut, dass man diese nicht zulässt, doch es für einen gesünder ist, diese auch mal raus zu lassen.

oder 1/3 der kinder hat später keine probleme, 1/3 wenige, 1/3 hat später schwierigkeiten.

oder wenn kinder in der schule auffallen (adhs / depression) man auch gleich im umfeld schaut.

dass auch seelische krankheiten - als krankheit angesehen wird, das jeder treffen kann und man sich nicht verstecken sollte.
Gelöschter Benutzer
anita cornelia, was soll die bemerkung? erhaben?

ich habe der familie psychisch kranke und sehe kinder dem ausgesetzt, dass ein elternteil psychisch krank ist. ich schaute mir die sendung darum gerne an, in der hoffnung, es kommt irgendwas erleuchtendes. ich schrieb hier meine gedanken zur sendung.

meine gedanken drücken wohl eher gar nichts in richtung erhabenheit aus, sondern meine betroffenheit und meine hilflosigkeit. ich versuchte mehr zu differenzieren

soso, du hast eine WB gehabt, also einen (1) vortrag gehört, hast die sendung nicht gesehen, und belächelst meinen versuch meine gedanken in worte zu fassen und entwertest sie. schau doch erstmal die sendung und dann kannst du dich ja äussern dazu. die sendung ging genau um angehörige von psychisch kranken, und dass es wichtig ist, darüber zu reden. und was du betreibst ist aktive tabuisierung, bravo. aber hauptsache die dozentin empfahl gordon und anita hat freude
Schneeeis
Dabei seit: 19.12.2011
Beiträge: 106
jelena, ich finde du hast deine Meinung sehr präzise formuliert .... da gibt es nicht viel hinzu zu fügen, stimme mit dir überein.

Es ist ein sehr wichtiges Thema, und da sind solche Kommentare wie deine,anita-cornelia, fehl am Platz. Man ist nicht erhaben über ein Thema ( so kam jelena's Text auch nicht rüber ) weil man es selber erlebt oder im näheren Umfeld miterlebt. Aber man ist näher davon betroffen als jemand der noch nie mit einem psych. kranken Menschen direkt zu tun hatte.
Gelöschter Benutzer
danke schneeeis icon_smile.gif ich finde, eigentlich würde hier die diskussion erst starten, und wäre sehr interessiert an den eindrücken von anderen, am liebsten von betroffenen.

denn gopf, es geht immer nur um die kranken. und um die aussenstehenden. und als angehöriger hat man einfach normal zu funktionieren und ist einfach an allem schuld. ich erlebs gerade wieder, wie man lieber kinder von psychisch kranken therapiert und wie die fachleute noch nichtmal die kapazität haben, zusammenzuarbeiten. der eine schraubt am patienten, ein anderer an dessen kind, den lehrer kümmern nur die schulleistungen. jeder schaut nur seinen fachbereich an, ganz professionell abgegrenzt. aber was nützt das den betroffenen
paul&shark
Dabei seit: 21.07.2008
Beiträge: 227
@jelena
Ich habe die Sendung gesehen und würde mich als betroffen bezeichnen, so aufgewachsen und natürlich einen Partner ausgelesen, der psychisch krank ist.
Beide Elternteile sind krank, 100% IV, teilweise stationäre Behandlung, Medikamente,... Von beiden Elternteilen sind die Geschwister ebenfalls "krank". Ebenso die Grosseltern.
Bis anhin ist meine Psyche gesund (jaja, ich weiss, dass das alle sagen- der älteste Psychiatriewitz überhaupt), die Energie reicht auch für meinen Mann und die Kinder, ich bin vielleicht etwas feinfühliger und sensibler, wenn jemand mir gegenüber Äusserungen über sein psychisches Befinden macht- im Sinne von vorsichtig. Und ich merke, dass arg viel Aufwand dahintersteckt, als Frau mit einem massiven Defizit gesundheitlich die ganze Familie zu coachen.
Was ich essentiell finde- ich habe meine Kindheit bewusst wahrgenommen, ich wusste, dass meine Familie krank ist. Nichtsdestotrotz liebe ich die meisten von ihnen, habe eine Riesen Portion Kreativität mitbekommen und würde sagen, die Flexibilität gründet auch auf der Basis des Ganzen.
Schneeeis
Dabei seit: 19.12.2011
Beiträge: 106
jelena, ja eine Zusammenarbeit von allen beteiligten Menschen / Fachleute und Lehrer wäre sicher effizienter. Aber schwer umzusetzen....

und wie paul&shark schreibt , man sucht sich wieder einen Partner aus wo man das Muster weiterleben kann icon_wink.gif man kennt es ja nicht anders ....

Ich bin mit einem alk. Vater und einer psych. kranken Mutter aufgewachsen. Nach aussen die perfekte Familie spielen, ja niemandem etwas davon erzählen ! Sogar als mein Stiefvater ein Jahr lang in einer Entzugsklinik war durfte es niemand erfahren.... in vielem was gestern die betroffenen Menschen erzählt haben, habe ich mich wiedererkannt... unsere Situation zu Hause....
Und obwohl viele etwas mitbekommen habe, hat niemand seine Hilfe angeboten, sich darum interessiert wie es uns Kinder wirklich geht... was bei uns zu Hause passiert wenn die Türe geschlossen wird.
paul&shark
Dabei seit: 21.07.2008
Beiträge: 227
@schneeeis
hmmm. Wir haben dazumal gegen aussen offen die Probleme gelebt. Auch mit der Konsequenz des gehänselt werdens. Dass getratscht wurde bekam ich ja auch immer mit. Es haben sich damals Freundschaften ergeben, die heute noch Bestand haben, obwohl ich seit 20 Jahren nicht mehr im Dorf wohne (200km Distanz). Und viele Eltern von Schulfreunden haben sich immer wieder für mich eingesetzt.
Zuhause wurde emotional grenzwertig agiert, das heisst, wenn die Fetzen flogen, dann richtig. Daraus gelernt habe ich eine sehr gute Streit- und Gesprächskultur, nicht davonlaufen, sich stellen, reden, ja- und es kann auch mal etwas durch die Gegend fliegen. Und- keine Angst. Das hilft mir immer wieder. Zu spüren, dass ich selber keine Angst habe vor dem sterben, aber vor dem psychisch Kranksein schon. Ein bisschen wenigstens. Meine Persönlichkeit vollständig zu verlieren, eine andere Realität zu haben als die Kinder- das fände ich schwierig.

Die Zusammenarbeit mit Pflegeeltern, Elternhaus, Schule von mir, Vormundschaft, Psychiatrie, Beiständen meiner Eltern, Therapeuten- nun ja, die fand nicht statt. Da hat tatsächlich jeder gefunden, er sei nur für einen Teilbereich zuständig. Aber- heute funktioniert das bei uns. Dadurch, dass ich immer wieder nachfrage, versuche zu vernetzen und halt eben- die Umgebung informiere. Und die Reaktionen sind positiv meistens. Viele Nachbarn sind bereit, zu helfen, mal einzukaufen, mal zu begleiten, etc.
Gelöschter Benutzer
ja was, wenn man etwas vermutet/empfindet als angehöriger, aber die betroffene person nichts davon hören möchte? was, wenn die betroffene person sowieso schon verschwörungen jedweder art vermutet und sich mit heilsprüchen und heilsteinen gegen böse blicke und gedanken schützt?? wenn ich da noch was sage, bin ich ja eine von der anderen seite und bestätige die ängste. wenn ich nichts sage, unterstütze ich es.