Heute im Club auf SF1: Aufwachsen mit psychisch kranken Eltern

Schneeeis
Dabei seit: 19.12.2011
Beiträge: 106
paul&shark, schön dass du dein Leben so in den Griff bekommen hast. Auch wenn ich mir vorstellen kann was für einen Aufwand es ist und wieviel Kraft es dich kostet.
Gelöschter Benutzer
ist es nicht so, dass man als angehörige irgendwie auch ein bisschen gezwungen ist, so zu tun alsob nichts wäre? man muss doch auch normal leben können. mir schien es schon so, auch in der sendung. es geht vielleicht weniger um den schein als darum selber irgendwie normal leben zu wollen. aus diesem grund wird auch ein bisschen verharmlost und lustig dargestellt glaube ich. vielleicht ähnlich wie kleine jungs ängste mit clownereien überwinden, hilft das grosse belastungen bewältigen zu können. man kann ja die lage oft einfach nicht ändern, die belastung ist nunmal da

dass sich anita cornelia nicht mehr äussert ist auch eine aussage. ich finde nur erschreckend dass sie das WB nannte, das tönt ja fast alsob sie eine grundausbildung hätte in der richtung. fachleute die bet
Gelöschter Benutzer
ups der letzte satz war noch gar nicht fertig

fachleute, die betroffene belächeln. das ist das was man braucht als betroffener :S
paul&shark
Dabei seit: 21.07.2008
Beiträge: 227
jelena, ich meine, dass es ziemlich stark abhängig ist, mit welcher Krankheit eine Familie oder Angehörige/Bekannte konfrontiert sind. Sicher, die Verharmlosung und das Lustig nehmen- das kenne ich schon auch, wobei es manchmal einfach auch lustig ist. Und dann darf auch mal gelacht werden über etwas. Mit jemandem. Genauso, wie geweint, gezetert wird. Bei Gesprächen mit meiner Mutter ist es so, dass ich ihr erzähle, manchmal mag sie dabei zuhören, manchmal antwortet sie völlig etwas "falsches". manchmal ist sie glücklich, manchmal weint sie plötzlich. Verharmlosen tun wir das nicht, denn mir hilft es immer, wenn auch nur kurz, darüber zu reden.

Das Schwierige für mich war- wo werden meine Eltern alt/älter. Wo fühlen sie sich einigermassen wohl, gut begleitet, betreut. Das heisst für uns Angehörige Geld locker machen. Organisieren, abklären, mehr Ämterkontakt als gewünscht.

Es gibt Situationen, in denen ich gedacht habe, sterben wäre die "Erlösung". Wenn die eigene Mutter immer von Suizid redet, sich immer wieder versucht umzubringen, der Druck auf mir lastet, ja, dann denke ich manchmal schon- spring. Oder häng dich doch auf. Dann ist mal Ruhe.
Ich bin aber nicht verantwortlich für die Krankheit. Ich muss auch nicht der Bewacher ihres Lebens sein. Es ist schlussendlich ein Ablösungsprozess (ja das tönt so schulbuchmässig)...
Gelöschter Benutzer
paul+shark, ja genau, es kommt sicher darauf an, wie sich die belastung fürs umfeld durch den kranken äussert. ist wohl nichtmal unbedingt diagnoseabhängig sondern auch da sind viele faktoren verknüpft, wie beispielsweise eben auch in der sendung erwähnt: kreativität erleichtert ganz viel. du scheinst ja auch in dir drin etwas eingebaut zu haben, dass dich das durchstehen lässt. das haben einfach nicht alle. andere haben ein super umfeld, hat auch nicht jeder. in der sendung sprachen lauter leute, deren kranke angehörige nicht gewalttätig waren, aber das ist ja nicht immer so. ausserdem ist gewalt wohl ganz oft auch subtil, was ich gerade für kinder mega schwierig finde und auch gefährlich. und dieses mit sich aushandeln müssen, wo die eigenen grenzen sind, wie du das beschreibst: wenn es dabei darum geht, jemanden sozusagen in den suizid fallen zu lassen, uff, ja man kann sich ja sagen man ist nicht für andere verantwortlich, aber sich da rauszunehmen, um sich selber gut zu schauen, das braucht unmenschlich viel kraft. hut ab, ich finde das tönt unglaublich happig.
Gelöschter Benutzer
nicki: ja genau, was macht man denn da.

oder wenn man die dinge nicht ansprechen darf, weil die kranke person sonst wieder einen schub kriegt. und dann ist man schuld daran, weil schliesslich hat man es ausgelöst. also tut man mal wieder so wie wenn nichts wäre. nach aussen sieht das aus wie wenn man ignorant wäre und sich blind stellt um die dinge zu beschönigen, dabei will man nur nicht dass der kranke wieder einen schub kriegt. vielleicht auch nur sich selber zu liebe, um sich die ausbrüche vom leibe zu halten

ich kenne 2 arten von "schüben": in ein loch fallen und das dann dem umfeld vorwerfen, das nicht rücksichtsvoll genug war. oder endlose ausbrüche und tiraden

da macht das aufrechterhalten von scheinwelten ja wirklich irgendwie sinn für die involvierten. bloss, 1. sieht das nach aussen negativ nach ignoranz aus und 2. fragt sich ja auch wirklich wem man damit langfristig einen gefallen tut, das ist ja eine art co-abhängigkeit. es ist zwiespältig
paul&shark
Dabei seit: 21.07.2008
Beiträge: 227
ja, happig tönt das schon. Ich lese heraus, dass du mich mich richtig verstehst... ich meine nicht, dass ich mir wünsche, dass meine Eltern tot sind, oder meine Tanten und Onkel, die auch als krank gelten. Nur, in Situationen- also genau gesagt- als ich dahockte, selber sehr krank- ich die alles so toll organisiert hat, gedacht habe, dass ich alle einbezogen habe- musste plötzlich merken- halt- auch das eigene Leben könnte vorbei sein. Und dann- was passiert mit unseren Kindern. Und- wie weiter. Und einmal mehr- in solchen Momenten bin ich ganz allein. Entscheide ganz für mich. Trage auch die Konsequenz ganz allein. Weil ich das so gelernt habe, das ist das bitterste für mich. Als Kind hatte ich die Idee, hach, wenn ich dann mal einen Partner habe, dann entscheidet der mit, trägt mit, übernimmt vielleicht sogar (na, der Wunsch nach Bequemlichkeit und heile Welt). Die Realität, die ich inzwischen sehr schätze, ist, dass ich sehr genau weiss, was es heisst, alleine zu sein. Und ich geniesse es. Es ist eine grosse Qualität und hat nichts mit Egoismus zu tun, alleine, aber sicher mit gutem Umfeld, weitergehen zu können.
paul&shark
Dabei seit: 21.07.2008
Beiträge: 227
Nicki und jelena. Was tun, die Verantwortung übernehmen für den Krankheitsverlauf? Ins Wespennest stechen? Vielleicht- wenn der Leidensdruck gross genug ist, wird das die einzig gangbare Lösung. Immer schlucken, Maul halten, das geht langfristig nicht. Dass psychisch kranke Menschen intrigant sein können, andere zu ihren Krankheitsgunsten manipulieren- das ist von aussen gesehen klar. Wenn du selber drinsteckst- brauchst du auch selber Hilfe. Und dann kann Konfrontation einen Schub oder Anfall auslösen. Klar. Aber- du bist NICHT Schuld daran. Oder verantwortlich dafür.

Was wäre denn das Schlimmste, was passieren könnte? Die Polizei, ein FFE, geschlossene Psychiatrie, Vormund?
Ich glaube, der Verlust des Harmoniedenkens...
Gelöschter Benutzer
jelena, paul&shark - vor 25 jahren hatte diese person schon einen FFE. ich möchte nicht ins detail gehen hier, staune aber, wie locker zum teil die menschen im video damit umgehen. für uns war es nun viele jahre schlimm.

tatsächlich ist dieser mensch äusserst kreativ und ausgesprochen intelligent - was angsteinflössend ist in diesem zusammenhang.

genau jelena, ich frage mich, wem man damit einen gefallen tut. ich wurde mein ganzes leben gebeten nichts zu sagen und mich immer wieder für nichts zu entschuldigen... mittlerweile habe ich eine riesen wut in meinem bauch und habe mich von dieser person abgewendet.
Gelöschter Benutzer
paul&shark, das problem ist eben, dass man nicht selber in dem ganzen drinsteckt sondern drumrum noch leute sind, die alles mittragen. wenn ich nun meine schiene fahre, reisse ich mit dieser entscheidung alle mit und evtl. um. und deshalb nehme ich mich aus dem "spiel" raus. die, welche wollen, können da weitermachen. es sind nicht mehr viele... alle anderen haben sich ausgeklinkt.

ich denke, es ist wie bei drogensüchtigen? man muss ihnen beim fallen zuschauen? wobei es dieser person sogar sehr gut geht so wie's grad ist. äusserlich zumindest.

ach, es macht alles keinen sinn. hier kann man nichts tun wenn der betroffene nicht von sich aus möchte.