Loslassen

Polygon001
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 24.03.2010
Beiträge: 226
Hallo Zusammen!
In meinem Leben immer wieder ein grosses Thema; loslassen.
Ich kann nicht loslassen, hänge an alten Gewohnheiten, Erinnerungen,...
Habe immer wieder Angst vor Neuem.
Kann mich oftmals nicht entscheiden.

Ich wurde so aufgezogen.
Man fragt zuerst die Andern was sie wollen und schliesst sich dann an. Man macht es erst allen Andern recht. Was denken die Andern,...
Entscheidungen wurden Andern zuliebe gemacht,...ich bin eigentlich unfähig selber zu entscheiden bzw. zu wissen was ICH eigentlich möchte...

Nun wie komme ich da raus?
Ich habe fast kein Selstwertgefühl.
Wie kann ich dies wirklich stärken?

Ich habe schon so einiges Versucht, Kinesiologie, Familien aufstellung, Bachblüten,...

Bin aber offen für alles icon_smile.gif

Vielen Dank im Voraus für eure Hilfe!
fisi
Dabei seit: 05.04.2007
Beiträge: 4066
polygon

wenn du therapien machst, machst du doch direkt oder indirekt wieder das, was andere wollen, nicht? man und evtl. auch du, hat dann wiederum erwartungen an dich ...
von dem her gesehen bin ich nicht sicher, dass dir sowas wirklich helfen kann.

wie wäre es, wenn du für dich selber im kleinen anfangen würdest? erst mal kleine dinge für dich UND NUR FÜR DICH selber entscheiden. und wenn sich das mit der zeit gut und vertraut anfühlt, etwas grösseres nach eigenem gusto entscheiden ... usw.

wünsche dir guten mut.
lgt

Der Vorteil der Klugheit besteht darin, daß man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.
Polygon001
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 24.03.2010
Beiträge: 226
Sali Thomas!

Im Prinzip hast du ja recht.
Ich arbeite seid gut einem halben Jahr sehr an mir, frage mich wieso ich in best. Situationen so reagiere etc.
Nur schon das wissen, warum ich so bin, bzw. wie man dem sagt, tut gut.
Zu wissen, dass man nicht krank oder komisch ist.
Sondern einfach sensibler als es eben normal ist icon_wink.gif

Und nach langen Therapien weiss ich nun auch, dass ich alleine es bin, die mir helfen kann.

Aber es gibt immer wieder Situationen in denen ich wieder auf Hilfe von andern hoffe, dies ist wohl nun wieder so ein Moment.
War mir bei der Eröffnung des Themas gar nicht so bewusst.

Trotzdem, vielleicht kennt sonst noch jemand diese Situation und könnte mir helfen, mit dieser Situation umzugehen...?
sweetsour
Dabei seit: 30.06.2004
Beiträge: 398
"Es gehört viel dazu, eine Brücke hinter sich abzureißen, wenn man auch keine vor sich hat."
(Karlheinz Deschner)

@polygon001
loslassen ist immer schwierig! ich war früher auch so, genau wie du es beschreibst. nur die (manchmal etwas bittere) lebenserfahrung hat mich gelehrt, konsequenzen daraus zu ziehen.

heute ist für mich das loslassen (von materiellem oder aber auch erinnerungen) manchmal fast wie eine befreiung, ein loslassen von ballast.

was die entscheidungen betrifft, ist es so wie thomas fisler beschreibt. jede kleine entscheidung, die du für dich triffst, wird dir kraft geben und mut machen, mehr verantwortung zu übernehmen.

heute muss ich mir manchmal anhören, ich sei egoistisch... bin ich aber nicht. ich denke nur etwas mehr AUCH an MICH.

alles gute.

Es gibt keine Probleme, nur Herausforderungen
Shanti
Dabei seit: 30.04.2010
Beiträge: 1489
Ich erkenne mich wieder, wie ich früher war. Was habe ich mit mir gehadert, gedacht, wieso ich unbedingt sein muss, wie ich bin, wieso ich nicht anders sein könnte und ich schimpfte mich und fand mich oft schlimm. Ich suchte mein Glück im Aussen, suchte Menschen, die mich gut fanden, um mich dadurch selber gut zu finden. Das stürzte mich noch mehr ins Unglück, weil man so abhängig ist, so darauf angewiesen, gut befunden zu werden, so dass man sich auch anpasst, um eben nicht anzuecken. Das führt nur ins Fiasko.

Ich machte Therapie, was ein wenig half, aber nicht nachhaltig. Dann fing ich an, mich mehr mit Yoga zu befassen. Und für mich war das der Weg. Ich fühle mich heute gut, lern(t)e, mich zu nehmen, wie ich bin, meine Grenzen zu akzeptieren, mit dem zu arbeiten, was ich habe, was ich bin. Ich bin überzeugt von Yoga, aber es muss für dich nicht Yoga sein. Was ich gelernt habe: Du bist, wie du bist. Dagegen kämpfen hilft nicht, sondern schafft nur neues Leid. Sage dir jeden Tag, dass du gut bist, wie du bist. Schalte den inneren Kritiker aus, der dir ständig was anderes einreden will. Schaue auf die Dinge, die gut sind, die dir gefallen, schau, was dir nicht gefällt und wieso? Und fange an, auf dich und in dich zu hören. Fange mit kleinen Dingen an: Frage dich ab und an mal: was würde mir nun gut tun? Versuche dir ab und an das zu gönnen. Frage dich bei jedem Entscheid, was DU wirklich denkst. Auch im Nachhinein, frage dich, was du eigentlich gewollt hättest, wenn du dich den andern anpasstest. Und schaue, wieso du den Weg nicht gingst, sondern den der Anpassung. Man muss sich oft anpassen, keine Frage, es ist eine Sache des Masses und der inneren Einstellung. Wenn du mal weisst und lernst, wie du auf dich hörst, wird sich die ganze Dynamik ändern.

Sei lieb mit dir!

Der Weg ist das Ziel
Glockenblume
Dabei seit: 30.09.2009
Beiträge: 237
Du hast ja schon einige gute Inputs erhalten.

Auch ich habe mit kleinen Sachen angefangen. Was will ich? Was tut mir gut? Wo sind meine Stärken? Wo sind meine Schwächen, die ich (noch) nicht ändern kann/will? Auch erlaube ich mir immer wieder Wege zu gehen, die nicht der "Norm" entsprechen und lerne somit das Unverständnis von aussenstehenden Personen auszuhalten. Ich hinterfrage und reflektiere viel. So kommen viele unbewusste Mechanismen an die Oberfläche.

Ich halte Distanz zu Menschen, welche mein Selbstwertgefühl (meist sogar ganz unbewusst) tief halten möchten. Ich umgebe mich gerne mit Leuten, welche offen und tolerant sind und sich nicht für allzu wichtig nehmen.

Für mich ist auch das Loslassen von Materiellem wichtig. Einmal im Jahr starten wir eine Entrümpelungsaktion. Alles Unnötige wird weitergegeben, entsorgt etc.

Der ganze Prozess dauert lange und endet nie wirklich. Es braucht viel Geduld. Es gibt immer wieder Rückschläge. Die Freiheit die ich dabei spüre, ist es allemal wert.

Wünsche dir viel Glück, Kraft und Mut. Es lohnt sich.

Die Wahrheit ist ein pfadloses Land.
Shanti
Dabei seit: 30.04.2010
Beiträge: 1489
Glockenblume:

"Auch erlaube ich mir immer wieder Wege zu gehen, die nicht der "Norm" entsprechen und lerne somit das Unverständnis von aussenstehenden Personen auszuhalten. Ich hinterfrage und reflektiere viel. So kommen viele unbewusste Mechanismen an die Oberfläche. "

Daran arbeite ich noch und falle immer wieder in alte Muster zurück, indem ich meinen nicht normgemässen Weg selber hinterfrage und mich schlecht fühle. Aber ich gehe ihn weiter und versuche, immer schneller wieder ins Positive zurück zu kommen. Wie machst du es?

Der Weg ist das Ziel
Gufechnopf
Dabei seit: 18.03.2007
Beiträge: 3509
Vielen Dank all den vorangehenden Postings. Da finde auch ich mich in vielen wieder.

Hinter mir liegen auch ganz viele versch. Therapien. Und weil Isolde hier gerade aktuell einen Link von Millers Sohn reingestellt hat, kommt mir das Buch seiner Mutter in den Sinn: "Das Drama des begabten Kindes".

Mir hat vor allem ein Freund geholfen, der in mir meine Einzigartigkeit hervorholte. Gerade die Eigenschaften, die meine Mutter als Schwächen und Schande hinstellte bewundern andere an mir. Seit ich gelernt habe, mich so zu akzeptieren wie ich bin, mit Schwächen und Stärken, geht es mir viel besser.
Vorher spielte ich (m)ein Leben, welches mir gar nicht entsprach.

Heute geht es mir gut. Klar falle ich immer mal wieder in alte Muster zurück. Manchmal nervts mich. Aber nur schon die Tatsache, dass ich es bewusst wahrnehme und mir dann überlege, was und ob ich daran etwas ändern möchte, versetzt mich in die aktive Rolle.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Glockenblume
Dabei seit: 30.09.2009
Beiträge: 237
@shanti
Die lieben alten Muster holen auch mich immer wieder ein icon_wink.gif. Interesanterweise sogar im Traum. Nicht mal da kann ich aus den wirklich eingefleischten Mustern ausbrechen. Ich arbeite aber sehr bewusst und intensiv daran.

Hier ein Beispiel wie ich versuche mich davon zu lösen:
Ich bin nicht perfekt und möchte auch nicht so wahrgenommen werden. Mir ist Ordnung wichtig und deshalb ist es bei uns immer aufgeräumt. Bad und Küche sind sauber. Die Fenster sind meist nicht geputzt und das sieht jedermann sehr deutlich (wir haben keine Tagvorhänge). Ich fühle mich wohl dabei. Auf Anspielungen kann ich gelassen reagieren und fühle mich immer noch wohl dabei.
Wir haben unsere Kinder vom Religionsunterricht dispensieren lassen, sind aber nicht aus der Kirche ausgetreten. Dies war ein ganz persönlicher Entscheid, welcher bei uns im Dorf nicht der Norm entspricht. Auf Anspielungen gehe ich gar nicht ein. Ich rechtfertige mich nicht. Ich gebe keine Erklärungen ab. Ich lasse es nicht zum Thema werden. Ich fühle mich wohl dabei und hinterfrage nicht.
Zudem versuche ich mehr auf meine Mitmenschen einzugehen. Schenke ihnen Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Höre ihnen einfach nur zu und stelle Fragen. Vielfach hilft das auch eine zuvor negative Haltung etwas abzuwenden.

Du siehst auch ich bin am Ueben und es macht mir immer mehr Spass. Es sind zwar nur sehr kleine Schritte, aber es geht voran.

Nun würde mich aber auch deine Vorgehensweise interessieren. Was hilft dir beim Weiterkommen? Wie kannst du Zweifel an dir selbst überwinden?

Die Wahrheit ist ein pfadloses Land.
Shanti
Dabei seit: 30.04.2010
Beiträge: 1489
Glockenblume, ich habe mich gegen einen "normalen Broterwerb" entschieden und gehe einen Weg, der mir entspricht. Das holt mich immer wieder ein und ich denke, ich könnte deswegen verurteilt werden, als Versager abgestempelt werden. Früher hätte ich den Weg geschmissen und mich in die Norm zurück begeben. Heute gehe ich weiter, merke aber, dass mich ab und an Zweifel einholen, ich überlege, doch die Norm wieder zu greifen. Ich lasse die Gefühle dann zu, bin traurig, gestatte mir das, und wenn ich merke, dass ich ruhiger werde, schaue ich wieder genau hin: was macht mich traurig, was hat mir im Leben was gebracht, was stimmt für mich? Und gehe meinen Weg weiter, den ich eigentlich als guten und richtigen Weg für mich sehe.

Ich habe gelernt - und lerne noch - genau zu beobachten, was passiert mit mir, in mir. Ich hinterfrage, wieso ich reagiere, wie ich es tue und ich versuche, im Jetzt zu leben und offen und friedvoll zu reagieren. Ohne Vorurteile, ohne Verurteilung.

Ich lernte, auf meinen Körper zu hören, meine Grenzen zu spüren, mich zu spüren. Das alles hatte ich verloren. Ich habe gemerkt, dass man Dinge nicht erzwingen kann, dass man seine Grenzen nicht beliebig ausweiten kann (das musste ich sehr schmerzvoll mit einigen Verletzungen spüren) und meine Lehrer haben mir immer wieder viel mitgegeben an Bedenkenswertem. Aber wie du auch sagst: es ist ein tägliches Lernen, der Weg geht weiter und die Muster sitzen tief.

Der Weg ist das Ziel