Magersucht bei 14jährigen Tochter

Filou71
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@cucuseli
ja genau so ist es... sie ist im letzten halben Jahr extrem ehrgeizig geworden. Sie will unbedingt die Gymiprüfung bestehen (obwohl wir ihr auch gesagt haben, dass es uns egal ist wenn sie es nicht macht) und das Leben besteht nur noch aus lernen, lernen und lernen.(vor einem Jahr waren Ihre Freundinnen und der "Ausgang" wichtiger als die Schule)

Der Bruder ist älter und eigentlich der "Gemütlichere".

second2
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"giba11" schrieb:

Ein anderer Gedanke von mir ist: Ein anderes Ziel definieren. Etwas anderes Erstrebenswertes. Wo nichts mit Körper und Essen zu tun hat. Etwas wo sie gerne macht. Wo sie gut kann. Den Fokus auf etwas anderes lenken. Sie hat ganz bestimmt noch ganz viele andere Talente. Damit in ihren Gedanken nicht immer nur das Essen, der Körper, die "verkehrte" Einstellung dazu im Vordergrund stehen. Ein anderer Lebensinhalt finden. Dort gut zu sein. Dort Erfüllung zu finden. Anerkennung. Aufmerksamkeit.


Diesen Paragraphen von giba11 kann ich nur unterschreiben. Wenn das magersüchtige Mädchen ein neues Ziel, einen neuen Lebensinhalt findet, wird es sich von dem z.Z. obsessionnellen Wahn, immer weniger zu essen, lösen können.

Die anderen Zeilen von giba11 sind gut gemeint, doch leider stimmen sie mit der "Logik" eines magersüchtigen Mädchens nicht überein...

Magersüchtige sind auch sehr gute Zahlenmenschen, doch sie rechnen eben bei jedem Bissen und bei jedem Schluck, wieviel Kalorien zuviel (!) sie da schon einnehmen.

Ich spreche (leider) aus einer lange zurückliegenden Magersucht. Ich kann mich z.B. an ein Wochenende erinnern, da war ich alleine zuhause. Ich war 17 Jahre alt und war seeehr seeehr stolz auf mich und meinen Körper, da ich es geschafft hatte, über die ganzen 2 Tage nur Coca Cola light zu trinken. Zum Essen nahm ich nur eine Dose Spargeln (das war das Dosengemüse mit den wenigsten Kalorien!) sowie 2 hartgekochte Eier, von denen ich nur das Weisse ass (im Eigelb hatte es meines Erachtens zuviel Kalorien).

Ja, so absurd funktionieren Magersüchtige. Da kommt man mit normaler Logik überhaupt nicht an sie dran.

Bei mir war es ein "Aufstand" gegen meine Eltern. Als ich ausziehen konnte, und eben in meinem Leben neue Ziele hatte, normalisierte sich alles.

filou, Dir und Deiner Tochter wünsche ich gute, professionnelle Unterstützung!

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*eineFremde*
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Filou, ganz wichtig ist auch, dass sie einen guten Draht zum Therapeuten hat.

es kann sein, dass es beim ersten Anlauf nicht geigt, obwohl er oder sie alle Qualifikationen hat.
Dann soll sie wechseln dürfen. Unbedingt!

Filou71
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@Giba

Danke für deinen Input.

Filou71
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@alle

wir waren gestern das erste Mal bei der Therapeutin und ich bin extrem froh, dass wir den Termin vorschieben konnten.
Ich bin wirklich guter Hoffnung, dass wir es mit ihrer Hilfe schaffen.

Das Gespräch hat 1,5 Stunden gedauert und wir mussten natürlich alles schildern und doch konnte sie schon ein paar kleine Inputs geben und meiner Tochter doch helfen.
Sie hat ihr zu verstehen gegeben, dass sie nichts dafür kann (haben wir auch schon gesagt, aber genützt hat es nichts). Und das in ihrem Kopf wie zwei "Menschen" sind. Das eine, weiss genau, dass sie etwas ändern muss und das "Böse". Dieser hat die ganze Macht über alles und alle (auch Menschen ) Und ich glaube, sie hat es begriffen.
Als wir nach Hause kamen, hat sie von sich aus gegessen
und zwar 1/4 Scheibe Zopf mit Karamellaufstrich (Kalorienbombe icon_biggrin.gif). Als sie fertig war ist sie dann zu mir ins Wohnzimmer gekommen und sie war ganz kribbelig weil ihr die Böse Stimme wieder da war und ihr sagte, dass sie jetzt unbedingt Sport machen muss, da sie sonst zunehmen werde... Und sie konnte erfolgreich dagegen kämpfen !
Wir haben noch einen langen Weg vor uns... hoffe aber, dass wir es ohne Spitaleinweisung schaffen werden (Psychotherapeutin hat gesagt, dass sie sie einwiesen muss wenn sie unter 37 kg fällt).
Nochmals danke an euch allen !
Es tut auch mir gut, darüber reden zu können (Anonym) ohne immer irgendwelche Vorwürfe zu hören, dass wir (als Eltern) daran Schuld sind.

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 03.09.2013 um 11:34.]
cucuseli
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Ich bin froh für deine Tochter, dass sie schon ein paar Erkenntnisse und Schlüsse ziehen konnte.
Das mit den zwei Seiten hat mein bekanntes Mädchen auch. Das ging soweit, dass sie auch mit ritzen anfing! Und zwar im Spital unter Psychologischer Betreuung! Sogar Alkohol kam mit ins Spiel!
Für meine Bekannten war der Spital keine gute Erfahrung, sie ist aber nicht in Zürich gewesen.
Die haben dort noch mehr Druck gemacht. Das braucht ein Mädchen dass sich selber massiv unter Druck setzt nicht auch noch.
Im Moment ist sie in der Ostschweiz in einer Klinik, weit weg von Zuhause, darf aber am Wochenende immer nach Hause.
Die Schule hat sie letztendich nicht abschliessen können. Sie wollte auch unbedingt ins Gymi und hätte dies mit weniger Leistung geschafft, aber sie wollte immer die Beste sein.
Nun hat sie vor dem Klinikaufenthalt mit einer privaten Oberstufe angefangen. Ihr Ziel ist am Schluss ins Gymi zu wechseln und die Matur zu machen.

Noch ein Hinweis wegem Essen: Pass auf, dass sie nicht in Bullemie fällt, dies ist noch gefährlicher.

Geniesse dein Leben jeden Tag
GabrielaA
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Ich war mal mit einer Magersüchtigen befreundet, besser gesagt, wir hatten während einer Weile sehr guten Kontakt miteinander.
Sie erzählte, wenn sie im Restaurant ein Mineral bestellte und darin eine Scheibe Zitrone war, trank sie es nicht, da zuviele Kalorien.

fisi
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... und ich kannte in China mal einen Sack Reis. Der ist einfach umgefallen.

Der Vorteil der Klugheit besteht darin, daß man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.
*eineFremde*
Dabei seit: 12.06.2012
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Filou, toll, dass deine Tochter so offen mit ihren Ängsten umgehen kann.
Wunderbar und eine ganz gute Basis.

war übrigens bei uns zeitweise auch so. Ich hatte mit meiner Tochter eine Art Signal vereinbart, welches mir sagen sollte, "Mam, ich brauche Ablenkung, weil ich sonst k**** gehen möchte".

wir haben dann irgendwas unternommen und wenn es nur TV gucken war, bis sie sich wieder etwas sicherer fühlen konnte.

Gast_siebenhundert
Dabei seit: 13.08.2013
Beiträge: 17
Hallo Filou
Ich wünsche dir und deiner Familie ganz viel Kraft in eurer Situation! Ihr habt einen Anfang gemacht und das ist schon sehr viel. Wie geht denn dein Mann oder Partner mit der Sucht eurer Tochter um? Oder bist du alleinerziehend?