neuer Pränatalbluttest

Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
"barbarar" schrieb:

. Mein FA findet das jedenfalls in meinem opportun, um im Fall eines Trisomiedefekts die Abtreibung vornehmen zu können. In dem Fall wäre ja der Fall klar. War hier jemand in der Situation und wie habt ihr euch entschieden? Wie war die Entscheidung rückwirkend gesehen?


Ja, bei meinem 2.Kind und aufgrund des Bluttests wurde mir dringendst zu einer Chorionzotenbiopsie geraten. Ich habe den ersten Termin abgesagt, weil mein Mann und ich meinten, wir nehmen es, wie es kommt. Ich habe sie dann doch machen lassen, weil ich bei einem positiven Bescheide sofort damit begonnen hätte, mir die Hilfe zu organisieren, die ich eventuell gebraucht hätte. Ich wollte für das besondere Kind vorbereitet sein. Nicht zuletzt auch in Bezug auf meinen ersten Sohn, den dies ja auch betroffen hätte. Ich bin so, dass ich immer gerne Bescheid weiss, vorbereitet bin auf alle Eventualitäten.

Aber mein zweites Kind ist "normal" - was auch immer das bedeuten mag.icon_cool.gif
Auch beeinträchtigte Kinder sind normal!

Ich würde heute erst gar keinen Bluttest mehr machen...
.... und den Facharzt wechseln, was ich nach der Geburt auch tat!


[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 13.04.2014 um 22:53.]

Ich denke, also bin ich hier falsch !
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
ich hab damals keinen Bluttest gemacht, eben weil man, um sicher zu sein, dann noch den für den Embryo gefährlichen zweiten Test machen müsste, was ich sowieso nicht wollte. Mein FA sagte nur so: "ja dann machen wir noch den Bluttest!", ich "nein danke", da sagte er, ja er hätte es bei seinen Kindern auch nicht gemacht.

Ich bin übrigens nicht generell gegen die Abtreibung. Ich bin überzeugt, dass jede Frau das selber entscheiden soll. Und Partnerschaft in Ehren, aber ich würde das schlussendlich für mich allein entscheiden. Aber wenn barbarar schon hier fragt, kann ich erklären, unter welchen Umständen ich eben nicht abtreiben würde.
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
und noch etwas zur Abtreibung von vermutlich behinderten Kindern: erstens finde ich es einen Riesen-Unterschied, ob jemand mit schwerem Herzen und grosser Trauer sich schlussendlich zur Abtreibung entscheidet, oder ob, wie hier zum Teil, Aussagen gemacht werden wie " in dem Fall ist es ja klar", und "es sind 90% der betroffenen Eltern, also ist das ja ok". Das ist genau der gesellschaftliche Druck, den ich absolut daneben finde.
Zweitens, ja, die Verantwortung wird in dem Fall vermutlich länger dauern. Die Idee "bloss niemandem zur Last zu fallen" kann man aufgeben. Dafür lernt man, dass Mensch-Sein bedeutet, zu geben und zu nehmen, und sich in der Familie und in der Gemeinschaft gegenseitig beizustehen. Wäre doch auch etwas wert, oder? Ich finde schon, dass diese Diskussion mit dem Wert des Lebens an sich zu tun hat. Es mag schwieriger sein, leidvoller, und nicht auf den ersten Blick nützlich, aber unsinnig ist es nicht.
Und ja, es gibt keine Garantie, dass die Freude das Leiden überwiegt. Das gibt es nie, auch nicht für die, die abgetrieben haben.
KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
"kaye" schrieb:

Ich bin überzeugt, dass jede Frau das selber entscheiden soll. Und Partnerschaft in Ehren, aber ich würde das schlussendlich für mich allein entscheiden.


Das finde ich jetzt aber sehr bedenklich und widerspricht dem, was du im nächsten Post von Familie und Gemeinschaft schreibst. Sich gegenseitig beistehen, forderst du, aber in der Beziehung in einer solchen Situation einen Ego-Kurs fahren? Vom Kleinen zum Grossen, so sehe ich das.
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Möchte einfach noch etwas in die Runde werfen:
Wenn von der Gesellschaft her, eine Abtreibung bei einem nicht gesunden Kind als "normal" oder "nachvollziehbar" angeschaut wird, was ist, wenn ein Kind erst nach der Geburt eine Behinderung hat? Wenn es bei der Geburt zu wenig Sauerstoff bekommt, oder wenn der Bluttest zu wenig zuverlässig war, und das Kind doch Trisomie 21 hat? Was ist, wenn das Kind einen Unfall, eine Krankheit hat und danach schwer(st) behindert ist? Dann kann man ja dieses Kind nicht mehr "wegmachen".

Ich habe 2 Kinder. Ich liess keine vorgeburtlichen Untersuchungen durchführen, ausser die normalen Untersuchungen. Unser 1.Sohn kam genau 1 Woche zu früh zur Welt, also termingerecht. Er wog jedoch nur 2580 gr und war 46 cm. Ich habe noch nie in meinem Leben geraucht. Niemand konnte sich erklären, weshalb er so klein und leicht war. Er entwickelte sich prächtig und ist heute ein normaler Teenager.

2 Jahre später wurde ich erneut schwanger. Diesmal wurden viel mehr US-Untersuchungen gemacht. Er kam 2 Tage zu früh zur Welt und wog normal (rund 3 kg). Die ersten Monate entwickelte er sich normal. Mit 2 Jahren war auffällig, dass er noch nicht sprach, bzw. nur wenige, eigene Wörter, hatte. Mit 3 Jahren stellte der KiA eine Spracheinwicklungsverzögerung und eine Beeinträchtigung der Feinmotorik fest. Heute ist er 13 1/2 und ist in gewissen Bereichen noch nicht altersgemäss entwickelt. Er besucht eine Sonderschule, weil die öffentliche Schule zu wenig Untersützung bieten konnte. Er ist nicht in dem Sinn behindert, aber er er ist auch nicht wie andere. Das Ziel ist es, dass er eine Lehre machen kann - mit EBA oder EFZ Abschluss. Ob und was dies ist, ist alles offen. Niemand wusste, dass sich unser Kind nicht normgemäss entwickelt. Haben denn nur die guten, erfolgreichen Menschen ein Recht zu leben? Was ist, wenn ein Mensch im erwachsenen Alter einen Unfall/Krankheit hat und danach Jahre lang ein Pflegefall ist?

Meine Mutter ist genauso ein Fall. Viele denken, ein Leben als behinderter Mensch sei nicht mehr lebenswert, ob ein Fötus als Baby geboren werden darf, oder ob dies später ist, kann niemand beurteilen, als die Person selber. Ich glaube nicht, dass meine Mutter den Tod gewählt hätte, wenn sie es hätte tun können. Auch sie darf lachen, darf am Leben teilnehmen, obwohl sie sehr stark eingeschränkt ist und früher eine sehr aktive Frau war.

Vielleicht denkt der eine oder andere mal über das nach.

Frau
Dabei seit: 15.04.2014
Beiträge: 51
Also wenn man nur ein Kind will und dann aber doch ein ungeplantes weiteres in Kauf nimmt, ist es doch erstaunlich, dass eine Frau nicht endgültig den Riegel schiebt nach dem ersten ungeplanten Spross. Es ist auch ethisch problematisch meines Erachtens, gesunde Föten abzutreiben.
Wie dem auch sei, würde ich dir aber wirklich ans Herz legen, in deinem Fall den neuen Trisomiebluttest zu machen. Du bist ja doch für eine SS nicht mehr die Jüngste. Er ist ein wirklich grosser Fortschritt in meinen Augen, da er den Fötus nicht beschädigen kann im Gegensatz zur FU. Der neue Test erlaubt ja, dank der grossen Zuverlässigkeit eine problematische SS schon ab W12 beenden zu lassen, vielleicht sogar noch mit der Absaugmethode, einem Routineeingriff. Er ist zwar nicht billig, aber das Geld ist sicher gut angelegt.

Morgenstund hat Gold im Mund
hanni6
Dabei seit: 25.03.2004
Beiträge: 669
Ich möchte keiner Ärztin/keinem Arzt einen solchen "Routineeingriff" zumuten. Das geht nicht einfach so "schlupps und das Kind ist weg."
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Genau, @hanni6, du sagst es treffend.
Es sind ja nicht nur die Eltern, die diese Entscheidung treffen, es sind ja auch die Ärzte, die diesen Eingriff vornehmen müssen.

@moosi: "Es ist auch ethisch problematisch meines Erachtens, gesunde Föten abzutreiben." Aber nicht gesunde abzutreiben, ist ethisch gesehen kein Problem. Also, gesunde Kinder dürfen leben, nicht gesunde nicht?

"Ja, und mit der Absaugmethode einen Routineeingriff. Es ist zwar nicht billig, aber das Geld ist sicher gut angelegt" icon_evil.gificon_evil.gificon_evil.gif???

Statt das Geld auf einem Sparkonto oder sonstwo anlegen, kann auch eine Abtreibung vorgenommen werden, oder wie ist das zu verstehen?
Universum
Dabei seit: 13.05.2013
Beiträge: 1515
Abtreibungen müssen ja eh nicht vom Sparbuch finanziert werden, da kommt ja weiterhin zuverlässig die Grundversicherung der KK auf...

Versprich nichts, wenn Du glücklich bist.
Antworte nicht, wenn Du wütend bist
und triff keine Entscheidungen wenn Du traurig bist.

Autor unbekannt.
Frau
Dabei seit: 15.04.2014
Beiträge: 51
@ gabrielaA und Universum

Klar kommt die KK auf für die Kosten der Absaugung, das habe ich ja auch nicht gemeint mit den hohen Kosten. Es geht um den neuen Bluttest zur zuverlässigen Feststellung eines Gendefekts, der eine Stange Geld kostet.
Hoffe doch, dass das nun klar ist.

Morgenstund hat Gold im Mund