neuer Pränatalbluttest

barbarar
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 12.04.2014
Beiträge: 40
Ich bin 40 Jahre alt und es ist nochmals passiert vor 6 Wochen. Ich bin gar nicht begeistert und mein Mann auch nicht. Schon vor 6 Jahren gab es noch ein Platzerkind, als die ältere 9 Jahre alt war. Mein Mann und ich sind hin- und hergerissen, ob ich abtreiben soll, was eigentlich mein innerster Wunsch ist. Aber sollten wir es doch behalten stellt sich ja die Frage, ob ich den neuen Bluttest machen sollte in meinem Alter. Mein FA findet das jedenfalls in meinem opportun, um im Fall eines Trisomiedefekts die Abtreibung vornehmen zu können. In dem Fall wäre ja der Fall klar. War hier jemand in der Situation und wie habt ihr euch entschieden? Wie war die Entscheidung rückwirkend gesehen?
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
weisst Du was, ob jemand anderes nachher Gewissensbisse hatte oder nicht, hilft Dir doch kein bisschen weiter. Ich bin selber ein Kind, das meine Mutter mit 40 noch per äxgüsi bekam, und glaube mir, ich bin ziemlich froh darum! sie übrigens auch.
Und ob es so sonnenklar ist, dass du es eh abtreibst, wenn es vielleicht Trisomie 21 hätte, hoffe ich auch nicht. Lies doch mal ein paar sehr schöne Blogs von Eltern mit ihren besonders sonnigen Kindern!

Frau
Dabei seit: 11.04.2014
Beiträge: 43
Hallo Barbara
Wenn ich dich richtig verstehe, wollten dein Partner und du EIN Kind. Wenn es nun DREI werden sollten, wäre das schon ganz kräftig übers Ziel geschossen. Ich glaube, da sollte man schon Verständnis haben für einen Entscheid gegen den Sprössling, auch wenn man wirklich hin- und hergerissen sein kann, was ich durchaus verstehen kann. Aber du bist schon 40 Jahre alt, da würde ich jedenfalls den Rat deines FA folgen und den Bluttest machen. Nach heutigem Stand werden ja rund 90% der von Trisomie befallenen Föten abgetrieben. Dieser sehr hohe Anteil spricht ja sehr deutlich für sich und diese Entwicklung ist der immer präziseren Pränataldiagnostik zu verdanken.
nanny72
Dabei seit: 21.05.2006
Beiträge: 991
was ich ehrlich gesagt, nicht begreife, wenn ihr euch so sicher seit, das ihr kein Kind mehr wolltet, wieso hat sich nicht einer von beiden unterbinden lassen? gerade da schon das letzte Kind ungeplant war und du da schon 34/35 warst?
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
@ovosiston: es heisst nicht "von Trisomie befallen", sondern wenn schon, "betroffen". icon_evil.gif
Und was meinst Du mit, die hohe Abtreibungsrate "spricht für sich"? Sie bedeutet nicht, dass es richtig ist, ein Trisomie-21 Kind abzutreiben, sondern dass die Tests viele Eltern so unter Druck setzen, dass sie sich ein Leben mit einem etwas anderen Kind nicht vorstellen können, weil sie keines kennen, und dass es einfacher ist, sich gegen einen Menschen zu entscheiden, wenn er noch im Bauch ist.

Ich kann schon Verständnis haben für eine Mutter, die abtreibt, weil sie in Not ist, und fürchtet, dem Kind keine gute Zukunft bieten zu können. Aber ich habe kein Verständnis für eine Abtreibung, bloss weil es nicht in die Lebensplanung passt, bloss weil man halt "nur 2 wollte", bloss weil das neue Kindchen das Leben gehörig auf den Kopf stellen würde.

Sorry, aber auch wenn 90% der Leute etwas machen würden, das ich für moralisch verwerflich halte, würde ich es trotzdem nicht gutheissen. Das ist keine statistische, sondern eine individuelle Entscheidung. Und ich habe halt zu viele ungeplante Kinder gesehen, die zu sehr viel ebenfalls ungeplantem Glück geführt haben. Jemanden, der sagte "oh, ich bereue, dass ich damals nicht abgetrieben habe!", habe ich noch nie getroffen. Aber vielleicht meldet sich ja hier jemand?
fraulein
Dabei seit: 26.10.2003
Beiträge: 1583
Eine gute Freundin von mir stand vor ein paar Jahren vor einer ähnlichen Aufgabe. Allerdings waren bei ihr gesundheitliche Gründe massgebend.

Sie erzählte mir, dass sie beide erst ja zum einem Test sagen konnten, als sie sicher waren, dass sie auch bereit waren, die Konsequenz zu tragen, d.h. auch bereit waren für die Abtreibung bei einem eindeutigen Befund.

Vielleicht steht bei dir weniger die Frage im Raum: abtreiben, wenn es behindert ist, sondern mehr "behalten, wenn es gesund ist" ?

Selber wüsste ich nicht, ob ich je einen Test hätte machen lassen. Aber wenn, dann würde ich es ähnlich halten wie meine Kollegin: ich müsste mir im Vorfeld darüber klar sein, was ich unternehmen würde.

Kann dir da also nicht wirklich weiterhelfen.

Partner, 4 Kinder mit teilweise Schwiegerkindern, aktuell 2 Enkel :-)
Stricken, Lesen und immer wieder an meinem Lieblingsplatz sitzen und den Bäumen zuhören.
fraulein
Dabei seit: 26.10.2003
Beiträge: 1583
@kaye
Aus "sonnigen" Kindern werden auch Erwachsene.

Die Diagnose Trisomie 21 ist nicht univers. Im Vorfeld wird dir keiner sagen können, wie stark ein Kind beeinträchtigt sein wird. Es mag noch herzig sein, wenn es klein ist. Wie aber, wenn es körperlich ein Teenager ist und geistig auf dem Stand eines Vierjährigen? Wenn das Kind erwachsen ist und mit 40 eben immer noch nicht mehr kann als ein vierjähriges Kind.

Die Entscheidung für ein beeinträchtigtes Kind ist auch die Entscheidung für einen beeinträchtigten Erwachsenen. Also wäre es nicht falsch, über die nächsten paar Jahre hinauszudenken.

Partner, 4 Kinder mit teilweise Schwiegerkindern, aktuell 2 Enkel :-)
Stricken, Lesen und immer wieder an meinem Lieblingsplatz sitzen und den Bäumen zuhören.
barbarar
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 12.04.2014
Beiträge: 40
Aus "sonnigen" Kindern werden auch Erwachsene.

An Fraulein
Dein Beitrag ist sehr überlegt. Es mag ja niedlich sein, so ein ganz kleiner Trisomie Sprössling oder 'Sonnenkind'. Aber eben, man sollte da schon in die Zukunft blicken. Trisomieföten sind eben Wundertüten und auf die eine oder andere Art sind sie ja alle eingeschränkt. Ich kann nicht nachvollziehen, dass jemand ein Kind will, von dem er schon weiss, dass es keine normale Entwicklung machen wird. Natürlich können auch normale Kinder durch Krankheit oder Unfall beeinträchtigt werden, aber wenn man das doch schon im voraus weiss, sollte man doch konsequent handeln und abtreiben. Das finden ja auch 9 von 10 Paaren, die in der Situation sind. Und Absaugen ist ja auch keine Sache mehr bei den heutigen medizinischen Möglichkeiten und hygienischen Verhältnissen in Deutschlands Kliniken. Diejenigen, die in all den Foren gegen Abtreibung von Föten mit Gendefekten sind, sind - sicher auch mit Ausnahmen - gar nicht betroffen und wenn sie dann betroffen sind, dann verschwinden sie von der Bildfläche in diesen Foren und gesellen sich zu den 90% abtreibungswilligen.
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
ich kenne eine 20-jährige… und warum bitte sehr soll ein "beeinträchtigter" Erwachsener schlimmer sein als ein "beeinträchtigtes" Kind?

Ja, Du hast recht, niemand kann Dir sagen, wie schlimm es sein wird, ob es auch körperliche Probleme haben wird… niemand kann Dir das bei irgendeinem Kind sagen.

Ich glaube, was da vonnöten ist, ist eine grundlegende Änderung unserer Auffassung davon, was normal und erwünscht ist. Ich bin der festen Überzeugung, dass ausser den Betroffenen niemand darüber urteilen soll, was lebenswert ist und was nicht, was eine Bereicherung oder aber eine unerträgliche Belastung ist und was nicht. Und zwar in jedem Fall individuell. Meistens ist es ja im Leben so dazwischen und zusammen: Kinder zu haben ist sowohl eine grosse Verantwortung und Belastung der eigenen Freiheit, als auch eine unerhörte Freude und Bereicherung. Auch bei Nicht-Standard-Kindern ist das so. (Und welches Kind ist schon Standard???)
Dazu hat man meistens vor gewichtigen Änderungen im Leben etwas Bammel, und möchte eigentlich nicht… weil man sich nicht vorstellen kann, wie es wird. Man braucht dazu schon etwas Glauben und Zuversicht!
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
der Post hat sich gekreuzt. @barbarar: die Antwort darauf ist ganz einfach: weil ein Fötus eben ein Kind ist und nicht ein neues Auto oder so. Niemand würde ein Auto kaufen, von dem er von vornherein weiss, dass es nicht so funktionieren wird wie man das erwartet.
Kinder dagegen sind Lebenskeime, das Leben ist unvorhersehbar, und jeder Mensch kann sich weiterentwickeln und an Aufgaben wachsen, auch Eltern. Eine Abtreibung ist eben nicht nur so, wie wenn ich eine Option auf ein neues Auto dann nicht wahrnehme. Das weisst Du auch, darum fragst Du ja hier, sonst würdest Du es einfach wegmachen lassen und nicht weiter darüber nachdenken.