Liebe Cap
Meine Tochter hat zwar nicht Zöliakie, sondern Phenylketonurie, d.h. sie darf "noch mehr nicht essen" als Deine Tochter. Bei unserer ists eine Stoffwechselkrankheit, welche eine Woche nach der Geburt festgestellt wurde, sie kann einen Bestandteil im Eiweiss nicht richtig verstoffwechseln.
Ich erinnere mich sehr gut und ungern an die erste Zeit nach dieser Diagnose. Es kam wie ein Hammer, völlig unerwartet - ich hatte das Wort PKU zuvor noch nie gehört und wusste nicht, was da alles auf uns zukommen wird. Für mich brach eine Welt zusammen. Uns wurde erklärt, dass unser nun geborenes Kind nie Fleisch essen, nie Milch trinken, keine frischen Brötchen vom Becke oder Käse oder Fisch und und und essen darf.
Die Ausgangslage für unsere Tochter ist einfacher als für Eure, so kennt ja unsere seit Geburt nichts anderes, Deine Tochter hingegen muss sich jetzt "umgewöhnen" - das ist schwierig, denke ich, für Euch alle!
Unsere Kleine ist nun 4.5 Jahre alt und alles hat sich ein wenig eingependelt. Es gibt Dinge, die ich separat kochen muss, z.B. hat sie ihre eigenen Teigwaren. Oder einen Auflauf darf ich nur ohne Käse und mit ganz wenig Rahm kochen. Ich koche eigentlich nie "extra", sondern versuche unsere Menus zu "verbinden". Koche unseres so, dass die Tochter auch mitessen kann. Es ist nun zur Selbstverstädnlichkeit geworden, auch in unserem Bekanntenkreis wissen nun fast alle, was und wie sie für unsere Tochter kochen können. Das erleichtert sehr!
Da Zöliakie in der heutigen Zeit sehr "bekannt" ist (im Gegensatz zu PKU), gibt es sehr viele gute Anlaufstellen, Selbsthilfegruppen zum Austauschen, Lager für die Kinder, viele Nahrungsmittel im normalen Geschäft (wir müssen alles in D per Post bestellen) und es werden von vielen Orten Kochkurse für Zöliakie-Diät angeboten (Migros, Bettibossy, Volkshochschule etc.). Ich denke, Du hast Dich auch bereits im Internet etwas eingelesen.
Was ICH Dir einfach sagen möchte: Der Schock ist enorm, ich kann Dich so gut verstehen. Aber glaube mir, in spätestens einem Jahr wird es für Euch das normalste der Welt sein, dass Du etwas anders kochen musst. Du wirst viel über Ernährung lernen, das kann auch eine positive Herausforderung sein.
Ich wünsche Dir und Deiner Familie viel Kraft und Geduld und hoffe von Herzen, dass sich Deine Tochter mit der Diät bald gesund weiter entwickeln kann.
Wer sich nach allen Seiten öffnet, ist nicht ganz dicht!