was tun bei Jähzorn?

Gufechnopf
Dabei seit: 18.03.2007
Beiträge: 3509
@ Zomili
Teils gebe ich dir Recht. Mein Ex-Mann war nach seinen Ausbrüchen oft selbst aufgewühlt und es tat ihm leid. Er war aber lange nicht bereit, etwas zu ändern. Er/Es ist halt so. Da kann man nichts machen.
Umgekehrt habe ich ständig bei mir gesucht, was ich falsch mache, was ich ändern müsste. Und es war so, ich habe auch meinen Teil dazu beigetragen. Aber nicht nur. Es war offensichtlich, dass er total unglücklich war mit seinem Leben. Aber etwas daran ändern wollte er nicht.

Erst als ich in Therapie ging und klar wurde, dass auch er mitschuldig ist an meiner Depression war er bereit, sich zu öffnen.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Ultramarin
Dabei seit: 30.03.2009
Beiträge: 1425
zomili

ohje. Jähzornausbrüche sind je nach Ausprägung schon häusliche Gewalt.

Ist ein Mann der seine Frau schlägt (z.b.) auch ein armer, unbeachteter Kerl ? das mag sein, dass er es schwer hatte in der Kindheit, selber Opfer von Gewalt. Aber deswegen muss man es noch lange nicht tolerieren. Ab 18 Jahren ist jeder für sein Tun selber verantwortlich.

We stopped checking for monsters under our bed, when we realized they were inside us
zomili
Dabei seit: 20.10.2008
Beiträge: 66
du hast absolut recht, als erwachsener sollte man/frau erkennen, wenn das eigene verhalten andere beieinträchtigt und man sollte bereit sein etwas zu ändern. Ich bin auch keine Verfechterin, dass man den eigenen Eltern die Schuld gibt, es ist lediglich eine Erklärung woher das wohl kommt und was dieser Mensch nun wohl braucht.

Es ist klar, dass häusliche Gewalt gar nicht geht. Das war ja eben auch meine Frage: was ist der Unterschied zwischen Wutausbruch und Jähzorn?

Ich seblst war als Kind und auch Erwachsener oft wütend und habe lautstark meine Meinung gesagt. Ich habe aber nie Wörter unter der Gürtellinie benutzt und wurde nie Handgreiflich. Dennoch hat mich meine Mutter als böse bezeichnet. Weisst du wie hilflos mich das gemacht hat? Ich bin fast 40 Jahre durchs Leben gelaufen mit der Meinung ich bin ein böser Mensch. Wenn ich dann wieder einmal wütend war, kippte ich sofort in die Depression, weil traurig sein und zurückgezogen sein, viel angenehmer ist als nach Aussen zu explodieren. ich machte mir selbst extreme Schuldgefühle. Obwohl ich wusste, dass meine Mutter findet ich bin böse und ich meine wütigen Momente zügeln wollte, konnte ich nicht. Da herrschte ein enormer Durck in mir. ich wollte 'lieb' sein, ich wollte geliebt sein, ich wollte gefallen.
Als meine Kinder dann wütend wurden und ich genau wusste, ich wollte ihnen wütend sein erlauben, kam ich toal an meine Grenzen, wie erlaubt man wütend sein, ohne sich selbst herabzusetzten oder beleiden zu lassen. Ich wollte meinen Kindern auf keinen Fall einimpfen, dass sie böse sind und nicht mit Liebesenzug reagieren, wie meine Mutter (was übrigens alles auf Verhaltensbasis soegannt Sinn macht)....


ein langes Thema...
ich möchte nur um etwas Verständnis werben für Menschen die impulsiv und wütend reagieren. Auch sie tragen einen Schmerz und wollten anderen nicht absichtlich Schmerz zurügen.

aber vielleicht besteht da ja ein Unterschied zwischen Wütend sein und Jähzornig sein. Und Jähzorn ist tatsächlich ncohmal etwas anderes. Bitte erklärt es mir. Würde mich echt interessieren.
Carmen100
Dabei seit: 27.05.2003
Beiträge: 293
@zomili
Als Betroffene, die selbst mit einem jähzornigen Mann lebt kann ich in keinster Weise Verständnis für solche Menschen wie mein Partner, fritzli's Vater (oder Mann? Weiss nicht mehr genau) etc. aufbringen. Diese totale Machtlosigkeit, Angst die man verspürt, jedesmal wenn solche Menschen austicken, ist so ein furchtbares Gefühl, das fast körperliche Schmerzen auslöst.

Weisst du zomili, was mich nach so einem Ausbruch verdammt sauer macht? Das er sich nachher "befreit" fühlt, er hat ja schliesslich seine 5 Minuten gehabt. Ich muss mich aber in meinem Hass (und in dem Moment verspüre ich nur Hass für ihn) beherrschen und kontrollieren und selber schauen, wie ich wiederum meine Wut "unterbringe" damit er nicht wieder ausrastet.

Und das zweit Schlimmste bei solchen Menschen ist der absolute Egoismus, wenn man selber schlecht drauf ist und nah dran ist, auszurasten, dann kann mein Mann z.b. es absolut nicht verstehen und anstatt mich zu beruhigen, versuchen mich runterzubringen, wallt sein Blut wieder auf!!

Ich weiss woher sein Frust kommt, aber es ist trotzdem unfair mir und anderen gegenüber sich so gehen zu lassen. Darum ist es mir so ziemlich scheissegal warum und wieso solche Menschen austicken. Von mir aus kann er sich den Kopf an der Wand blutig schlagen. Lieber sein Kopf als meine Möbel!!

Das Glas ist immer halbvoll....
Kate
Dabei seit: 17.05.2008
Beiträge: 72
Nicht akzeptieren.

Bin mit jemandem verheiratet der eine Kindheit lang unter der Jähzorn seines Vaters gelitten hat, und jetzt sehr lange psychisch krank gewesen ist (das jahrelange Verdrängen dieser Kindheit forderte seinen Preis). Panische Angst vom eigenen Vater, immer wieder als Kind, Selstmordgedanken die begannen, als er 8 war: Als Ausweg.
Seine Mutter blieb, und es wurde nie über das Thema geredet, was zusätzlich schlimm war. Was das alles hinterlassen hat ist hier nicht zu beschreiben.

Es gibt kein Alter, in dem alles so irrsinnig intensiv erlebt wird wie in der Kindheit.
Astrid Lindgren.
zomili
Dabei seit: 20.10.2008
Beiträge: 66
carmen, es tut mir sehr leid zu lesen wie es dir ergeht und ich kann deinen hass nachvollziehen. ich möchte nicht gutheissen, was jähzornige menschen tun und ich ahne, dass ich jähzornig nicht wirklich kenne. daher immer wieder meine frage nach dem unterschied zwischen wutaubruch und jähzorn?
mir ist wichig, vor allem bei kindern, die wüten nicht einfach abzustempeln und zu sagen 'ah das sind die gene und dieses kind ist einfach so und bleibt so und ist halt eben jähzornig'. erwachsene menschen, die so jähzornig sind und ihre ganze umwelt belasten, sollten so verantwortungsbewusst sein und hilfe einholen.

ich wünsche dir viel kraft und hoffe, dass du für dich einen weg findest damit umzugehen oder dich dem zu entziehen.
Gelöschter Benutzer
carmen1000 das ist richtig! wenn ich einmal einen schlechten tag habe und ein bisschen gereizt, dann nervt er sich ab mir und wird deshalb wütend...

aber soll hier doch einmal wer genau erklären, was der unterschied zwischen extremextrem wütend und jähzorn ist. jähzorn muss ja nicht zwingend mit gewalttätigkeit umher gehen.

ich hab die mutter von meinem lebenspartner einmal darauf angesprochen, aber sie hat das vehement verneint und mich angeschaut, als würde ich in die psychiatrie gehören...nun, wo sucht und findet man die "störung", wenn der partner nichts erzählt?!?! ich weiss nur, dass er absolut nichts von seiner kindheit erzählt und wenn er was erzählt, dann nur von der jungwacht. das muss seine liebste zeit gewesen sein. ...und ja, wir haben uns einen extremen mantel aus einfach weghören, ignorieren, egalsein, zurückgeben, davonlaufen, etc. zugelegt. die kinder kennen ihn nicht anders.
Marienkäfer
Dabei seit: 05.02.2003
Beiträge: 251
Hier die Definition von Jähzorn (Wikipedia):

Als Jähzorn (von „jäh“ ~ „plötzlich“) bezeichnet man einen aus kleinstem Anlass oder unvermittelt ausbrechenden Zorn gegen eine bestimmte Person oder Sache. Er wird als Affekt angesehen.

Im weiteren Sinne ist Jähzorn die psychische Disposition, zu derartigen Wutanfällen zu neigen. Einen solchen Menschen nennt man jähzornig. Adolph Freiherr Knigge widmete 1788 in seinem Buch „Über den Umgang mit Menschen“ dem „Umgang mit Jähzornigen“ ein eigenes Kapitel.

Bei Kleinkindern kann es mitunter zu spontanen Wutanfällen kommen, vor allem in der so genannten Trotzphase. Jähzorn ist auch ein Merkmal des Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms.
Marienkäfer
Dabei seit: 05.02.2003
Beiträge: 251
Marienkäfer
Dabei seit: 05.02.2003
Beiträge: 251
Ich denke, die Handhabung von Wut, von diesen oftmals übermächtigen negativen Gefühlen, wurde uns allen - oder 90-95% von uns - falsch gelehrt.

Ich beobachte im Umfeld, dass Kindern oft nachgegeben wird, damit es kein "Theater" gibt. Man hat Angst, mit diesen Gefühlen konfrontiert zu werden. Aber lernen tut ein Kind damit nicht viel. Wenn ein solcher Gefühls-Tsunamie dann kommt, sind alle überfordert.

Mein Sohn (10) ist sehr impulsiv. Er hatte schon den einen und andern extremen Wutausbruch - manchmal aus heiterem Himmel. Seine Frustrationstoleranz wächst zwar, ist aber immer noch relativ gering. Sein Frust übergiesst sich nicht selten über die ganze Familie. Er hat auch Phasen, da ist er uns gegenüber sehr beleidigend. Er schaut das nicht ab - wir sind zwar alle recht impulsiv, reden aber nicht so miteinander - es ist sein Frust, weil gewissen Dinge nicht so gehen, wie er's gern möchte und lässt diesen Frust an uns aus.

Wenn ich nur diese Wut sehen könnte, wäre ich wahrscheinlich oft verzweifelt. Aber ich sehe auch die überschäumende Freude und grosse Begeisterungsfähigkeit für viele Dinge. Ich sehe seinen Humor und seine Tierliebe. Ich sehe, wie er Rücksicht nimmt auf kleine Kinder und seine Verbundenheit mit seiner Familie und Freunden. Ich sehe, dass er sich über viele Dinge Gedanken macht und Recht von Unrecht unterscheiden kann. Ich sehe, dass er sehr viel lacht und es ihn oft schüttelt vor Lachen. Viele dieser positiven Eigenschaften sind auch Dank seiner Impulsivität so ausgeprägt.

Und da ist aber auch diese Wut, die plötzlich kommen kann. Da mein Mann und ich auch eher impulsiv sind, ist es oft schwierig, ruhig und gelassen zu reagieren. Wir sind immer am lernen icon_smile.gif Oftmals müssen wir uns gegenseitig korrigieren, weil jemand wieder zu heftig reagiert hat. Da wir alle ähnlich ticken, stecken wir uns zwar alle oftmals gegenseitig an mit unseren Emotionen, aber wir gewichten alles nicht so schwarz. Wenn etwas bereinigt ist, ist's erledigt. Da schwadern keine dunklen Schatten und schwarze Gedanken (Wut) unterschwellig herum.

Diese unterschwelige unausgesprochene Wut finde ich schlimmer ehrlich gesagt.

Wir bleiben einfach immer dran... Das erste ist, ruhig bleiben und klare Grenzen setzen: "S nicht, ich möchte nicht, dass so mit mir gesprochen wird." Punkt. Wenn er weiter macht, dann fordere ich: "Sobald du in normalem Ton und normalen Worten mir sagen kannst, was dich stört, höre ich ernsthaft zu."....

Wenn sich Beleidigungen häufen, gibt es Bildschirmverbot.

Ich find's einfach wichtig, zuzuhören, warum jemand wütend ist. Aber ich kann meinem Sohn die Hausaufgaben nicht erlassen, nur weil er's einen Sch...marren findet.